Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.hegte, daß Sie Ihren Beruf anders deuten wollten und ein "Bedeuten Sie auch, daß die Zeit der Ungewißheit über die Wenn wir den Geist, der in dieser Rede athmet, im Großen und Gan¬ Die Sache steht jetzt entschieden anders, als vor drei Tagen. Es sind im Es bleibt nach meiner Meinung, wenn sie nicht alle sittliche Würde der Na¬ Können die Stände sich aber, nach Pflicht und Gewissen, zu dieser unbeding¬ hegte, daß Sie Ihren Beruf anders deuten wollten und ein „Bedeuten Sie auch, daß die Zeit der Ungewißheit über die Wenn wir den Geist, der in dieser Rede athmet, im Großen und Gan¬ Die Sache steht jetzt entschieden anders, als vor drei Tagen. Es sind im Es bleibt nach meiner Meinung, wenn sie nicht alle sittliche Würde der Na¬ Können die Stände sich aber, nach Pflicht und Gewissen, zu dieser unbeding¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0096" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271995"/> <p xml:id="ID_352" prev="#ID_351"> hegte, daß Sie Ihren Beruf anders deuten wollten und ein<lb/> Gelüst hätten nach der Rolle sogenannter Volksrcpräsentanten-<lb/> Ich würde es darum nicht gethan haben, weil alsdann nach Meiner tiefinnerster<lb/> Ueberzeugung Thron und Staat gefährdet werden, und weil Ich es als Meine<lb/> erste Pflicht erkenne, unter allen Verhältnissen und Schickungen Thron und<lb/> Staat Meiner Regierung zu bewahren wie sie sind." —</p><lb/> <p xml:id="ID_353"> „Bedeuten Sie auch, daß die Zeit der Ungewißheit über die<lb/> Gestaltung des ständischen Wesens vorüber ist. Manches, was<lb/> die Nachsicht bisher mit dieser Ungewißheit entschuldigen konnte,<lb/> hat hinfort kein Entschuldigung mehr. Der 3. Februar dieses Jahres<lb/> hat, wie der dritte Februar 181Z, den echten Söhnen des Vaterlandes die Bahn<lb/> geöffnet, die sie zu wandeln haben."--</p><lb/> <p xml:id="ID_354"> Wenn wir den Geist, der in dieser Rede athmet, im Großen und Gan¬<lb/> zen auffassen, so ist es, wie der König es ganz richtig bezeichnet, eine großartige<lb/> Offenherzigkeit, durch welche die Frage in das allein richtige Verhältniß gestellt<lb/> wird. Nur eine sinnlose Verblendung oder eine feige, kriechende Heuchelei können<lb/> noch den Wahn hegen, im Einverständnis? mit der Krone an der Entwickelung<lb/> des constitutionellen Wesens, d.h. derjenigen politischen Einrichtungen zu<lb/> arbeiten, nach welchen die Stände und das Volk absolute Rechte, der Krone<lb/> gegenüber, in Anspruch nehmen dürfen.</p><lb/> <p xml:id="ID_355"> Die Sache steht jetzt entschieden anders, als vor drei Tagen. Es sind im<lb/> Wesentlichen die Ansichten der historischen Doktrin, die uns nicht nur als der<lb/> unbedingte Entschluß des Königs, sondern als der Maßstab der Gesetzlichkeit und<lb/> des Rechts dargestellt werden. Was bleibt nun den Ständen übrig?</p><lb/> <p xml:id="ID_356"> Es bleibt nach meiner Meinung, wenn sie nicht alle sittliche Würde der Na¬<lb/> tion untergraben, alle Achtung, die das deutsche Volk in Anspruch nehmen kann,<lb/> mit Füßen treten wollen, nur zweierlei übrig. Entweder entsagen sie unbedingt<lb/> lind aufrichtig allen Hoffnungen nud Illusionen über eine constitutionelle Ent¬<lb/> wickelung des Staats; sie gehen ohne Rückhalt auf den nun deutlich und<lb/> unwiderruflich ausgesprochenen Willen des Königs ein. Sie weisen alle<lb/> Petitionen, die gegen diesen Sinn des Königs auftreten, entschieden zurück, und<lb/> suchen in aufrichtigem Einverständniß mit dem König u«d seiner<lb/> Regierung das Gute, was sich aus einer solchen Art des Staatswesens, wenn<lb/> die Stände wirklich das Vertrauen der Krone gewinnen, ergeben<lb/> kann, zu finden. Sie mögen ihr Gewissen ernstlich prüfen, ob sie alle entgegen¬<lb/> stehenden Bedenken beschwichtigen können; wenn das aber geschehen, nur nicht ans<lb/> bem Wege stehen bleiben! Es läßt sich in der That Manches für einen solchen<lb/> Ausweg sagen. Der heimliche Krieg, wie er bis jetzt geführt worden ist, wirkt<lb/> demorälifirend aus das Volt.</p><lb/> <p xml:id="ID_357" next="#ID_358"> Können die Stände sich aber, nach Pflicht und Gewissen, zu dieser unbeding¬<lb/> ten Hingebung nicht entschließen, so bleibt ihnen — oder denen unter ihnen, die<lb/> entschlossen sind, die Opposition fortzusetzen — nur Ein Entschluß übrig. Sie<lb/> müssen eine Adresse entwerfen, in der sie erklären, in diesem Sinn an der stän¬<lb/> dischen Wirksamkeit nicht Theil nehmen zu können. Ob diese Adresse die Majo¬<lb/> rität erlangt oder nicht, ist vollkommen gleichgültig. Wird diese Adresse, wie</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0096]
hegte, daß Sie Ihren Beruf anders deuten wollten und ein
Gelüst hätten nach der Rolle sogenannter Volksrcpräsentanten-
Ich würde es darum nicht gethan haben, weil alsdann nach Meiner tiefinnerster
Ueberzeugung Thron und Staat gefährdet werden, und weil Ich es als Meine
erste Pflicht erkenne, unter allen Verhältnissen und Schickungen Thron und
Staat Meiner Regierung zu bewahren wie sie sind." —
„Bedeuten Sie auch, daß die Zeit der Ungewißheit über die
Gestaltung des ständischen Wesens vorüber ist. Manches, was
die Nachsicht bisher mit dieser Ungewißheit entschuldigen konnte,
hat hinfort kein Entschuldigung mehr. Der 3. Februar dieses Jahres
hat, wie der dritte Februar 181Z, den echten Söhnen des Vaterlandes die Bahn
geöffnet, die sie zu wandeln haben."--
Wenn wir den Geist, der in dieser Rede athmet, im Großen und Gan¬
zen auffassen, so ist es, wie der König es ganz richtig bezeichnet, eine großartige
Offenherzigkeit, durch welche die Frage in das allein richtige Verhältniß gestellt
wird. Nur eine sinnlose Verblendung oder eine feige, kriechende Heuchelei können
noch den Wahn hegen, im Einverständnis? mit der Krone an der Entwickelung
des constitutionellen Wesens, d.h. derjenigen politischen Einrichtungen zu
arbeiten, nach welchen die Stände und das Volk absolute Rechte, der Krone
gegenüber, in Anspruch nehmen dürfen.
Die Sache steht jetzt entschieden anders, als vor drei Tagen. Es sind im
Wesentlichen die Ansichten der historischen Doktrin, die uns nicht nur als der
unbedingte Entschluß des Königs, sondern als der Maßstab der Gesetzlichkeit und
des Rechts dargestellt werden. Was bleibt nun den Ständen übrig?
Es bleibt nach meiner Meinung, wenn sie nicht alle sittliche Würde der Na¬
tion untergraben, alle Achtung, die das deutsche Volk in Anspruch nehmen kann,
mit Füßen treten wollen, nur zweierlei übrig. Entweder entsagen sie unbedingt
lind aufrichtig allen Hoffnungen nud Illusionen über eine constitutionelle Ent¬
wickelung des Staats; sie gehen ohne Rückhalt auf den nun deutlich und
unwiderruflich ausgesprochenen Willen des Königs ein. Sie weisen alle
Petitionen, die gegen diesen Sinn des Königs auftreten, entschieden zurück, und
suchen in aufrichtigem Einverständniß mit dem König u«d seiner
Regierung das Gute, was sich aus einer solchen Art des Staatswesens, wenn
die Stände wirklich das Vertrauen der Krone gewinnen, ergeben
kann, zu finden. Sie mögen ihr Gewissen ernstlich prüfen, ob sie alle entgegen¬
stehenden Bedenken beschwichtigen können; wenn das aber geschehen, nur nicht ans
bem Wege stehen bleiben! Es läßt sich in der That Manches für einen solchen
Ausweg sagen. Der heimliche Krieg, wie er bis jetzt geführt worden ist, wirkt
demorälifirend aus das Volt.
Können die Stände sich aber, nach Pflicht und Gewissen, zu dieser unbeding¬
ten Hingebung nicht entschließen, so bleibt ihnen — oder denen unter ihnen, die
entschlossen sind, die Opposition fortzusetzen — nur Ein Entschluß übrig. Sie
müssen eine Adresse entwerfen, in der sie erklären, in diesem Sinn an der stän¬
dischen Wirksamkeit nicht Theil nehmen zu können. Ob diese Adresse die Majo¬
rität erlangt oder nicht, ist vollkommen gleichgültig. Wird diese Adresse, wie
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