Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.Recht für sich hat: Klugheit und Gradheit treffen dann auf Einem Punkte Sobald wir den Muth haben, wir selbst zu sein, mit dem Willen un¬ Es kommt uns hier nur daraus an, die Ansicht nachzuweisen, welche Es ist augenscheinlich, daß, wenn auch kein bestimmter Rath ertheilt Recht für sich hat: Klugheit und Gradheit treffen dann auf Einem Punkte Sobald wir den Muth haben, wir selbst zu sein, mit dem Willen un¬ Es kommt uns hier nur daraus an, die Ansicht nachzuweisen, welche Es ist augenscheinlich, daß, wenn auch kein bestimmter Rath ertheilt <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0090" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271989"/> <p xml:id="ID_315" prev="#ID_314"> Recht für sich hat: Klugheit und Gradheit treffen dann auf Einem Punkte<lb/> zusammen. Man muß daun sein Recht zu bekennen und dessen Verletzung<lb/> abzuhalten wissen. Denn wie sollte man sonst Vertrauen ans den Geist eines<lb/> Volkes fassen, das frei zu werden wähnt, ohne vorher wahr geworden zu sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_316"> Sobald wir den Muth haben, wir selbst zu sein, mit dem Willen un¬<lb/> sern Ueberzeugungen und unsern Ansprüchen nachzuarbeiten, so wird der Ap¬<lb/> parat jener reactionaireu Schemkräfte verschwinden für immer, weil der ganze<lb/> Gesichts- und Ideenkreis der Gegenwart, die ganze Sphäre der Thätigkeit<lb/> und Bestrebungen, die den eigentlichen Charakter des Zeitalters bilden, weil<lb/> die ganze Geschichte der letzten Jahrzehenden mit einer siegessichern Gewalt<lb/> an ihrem Untergange arbeitet. —</p><lb/> <p xml:id="ID_317"> Es kommt uns hier nur daraus an, die Ansicht nachzuweisen, welche<lb/> der berühmte Geschichtsschreiber über die gegenwärtigen Stände hat; sein<lb/> Werk enthält im Uebrigen Andeutungen, die einer nähern Besprechung werth<lb/> sind. Vielleicht komme ich nächstens daraus zurück.</p><lb/> <p xml:id="ID_318"> Es ist augenscheinlich, daß, wenn auch kein bestimmter Rath ertheilt<lb/> wird, die Grundansicht sich im Wesentlichen der Simon'sehen zuneigt. Nur<lb/> ist dabei noch eins zu bemerken. Gervinus ist kein Preuße und kennt daher<lb/> die noch immer unbezwingliche Ehrfurcht uicht, die auch die Häupter des<lb/> preußischen Liberalismus mit dem Thron verbindet; er kann daher die Be-<lb/> denklichkeit des sittlichen Consules nicht übersehen, die auch dem unerschrocken¬<lb/> sten Herzen im Augenblick des Entschlusses sich bemächtigt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0090]
Recht für sich hat: Klugheit und Gradheit treffen dann auf Einem Punkte
zusammen. Man muß daun sein Recht zu bekennen und dessen Verletzung
abzuhalten wissen. Denn wie sollte man sonst Vertrauen ans den Geist eines
Volkes fassen, das frei zu werden wähnt, ohne vorher wahr geworden zu sein.
Sobald wir den Muth haben, wir selbst zu sein, mit dem Willen un¬
sern Ueberzeugungen und unsern Ansprüchen nachzuarbeiten, so wird der Ap¬
parat jener reactionaireu Schemkräfte verschwinden für immer, weil der ganze
Gesichts- und Ideenkreis der Gegenwart, die ganze Sphäre der Thätigkeit
und Bestrebungen, die den eigentlichen Charakter des Zeitalters bilden, weil
die ganze Geschichte der letzten Jahrzehenden mit einer siegessichern Gewalt
an ihrem Untergange arbeitet. —
Es kommt uns hier nur daraus an, die Ansicht nachzuweisen, welche
der berühmte Geschichtsschreiber über die gegenwärtigen Stände hat; sein
Werk enthält im Uebrigen Andeutungen, die einer nähern Besprechung werth
sind. Vielleicht komme ich nächstens daraus zurück.
Es ist augenscheinlich, daß, wenn auch kein bestimmter Rath ertheilt
wird, die Grundansicht sich im Wesentlichen der Simon'sehen zuneigt. Nur
ist dabei noch eins zu bemerken. Gervinus ist kein Preuße und kennt daher
die noch immer unbezwingliche Ehrfurcht uicht, die auch die Häupter des
preußischen Liberalismus mit dem Thron verbindet; er kann daher die Be-
denklichkeit des sittlichen Consules nicht übersehen, die auch dem unerschrocken¬
sten Herzen im Augenblick des Entschlusses sich bemächtigt.
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