Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.Quantität der Speisen sehen, Fehler, die sich ereignen, ans der Stelle ver¬ Da nun die Speisen so überaus schlecht siud, so werden sie von allen Werfen wir jetzt einen Blick auf die Beschaffenheit der Krankenzimmer. Eine andere, den hier Rettung suchenden Hülfsbedürftigen höchst ver¬ Alle Primarärzte Protestiren gegen diese Ueberfüllung. Wie wenig aber Die Direction befahl auf der Abtheilung für Augenkranke noch eine 73*
Quantität der Speisen sehen, Fehler, die sich ereignen, ans der Stelle ver¬ Da nun die Speisen so überaus schlecht siud, so werden sie von allen Werfen wir jetzt einen Blick auf die Beschaffenheit der Krankenzimmer. Eine andere, den hier Rettung suchenden Hülfsbedürftigen höchst ver¬ Alle Primarärzte Protestiren gegen diese Ueberfüllung. Wie wenig aber Die Direction befahl auf der Abtheilung für Augenkranke noch eine 73*
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Quantität der Speisen sehen, Fehler, die sich ereignen, ans der Stelle ver¬
bessern, schlechte Portionen ausstoßen und durch gute verwechseln lassen" ze.
Da nun die Speisen so überaus schlecht siud, so werden sie von allen
Kraute», die nur irgend eine kleine Hülfsquelle haben, standhaft verschmäht,
und von deu Wärterinnen, deren Victualienschacher dadurch bliebe, in einem
Trog gesammelt und zur Vichmästung verkauft. Was die Wärterinnen in
ihren Küchen nicht geheimnißvoll brauen, oder die Kranken nicht bezahlen
können, das tragen ihnen ihre Angehörigen, Freunde und Bekannte zu.
Dadurch entsteht eine noch größere Unordnung in der Diät. Alle Vorschrif¬
ten des Arztes werden illudirt, es entstehen Rückfälle und neue Krankheiten,
die manches Opfer fordern.
Werfen wir jetzt einen Blick auf die Beschaffenheit der Krankenzimmer.
Viele dieser Zimmer sind so feucht, daß Wunden daselbst leicht gangränös
werden, Scorbute ungemein schwer heilen. Der Versuch sechs bis sieben
dieser Zimmer, mittelst hydraulischen Kalks trocken zu legen, scheiterte, weil
man die Zeit nicht abwartete, bis der Kalk getrocknet war, ja die Direktion
ging in ihrer Oekonomie so weit, schon nach acht Tagen Kranke in diese
Zimmer zu legen.
Eine andere, den hier Rettung suchenden Hülfsbedürftigen höchst ver¬
derbliche Gefahr liegt in der Ueberfüllung der Krankenzimmer. Es sind da
Zimmer, in welchen, als lebten wir in Zeiten eines verheerenden Krieges,
über fünfzig Kranke aufgestapelt sind; andere kleinere zählen über zwanzig
Betten. Bei größerem Andrange nimmt die Direktion keinen Anstand, das
Uebel durch Einschieben von noch mehr Lagerstätten (den sogenannten „ein¬
gelegten Betten") grauenhaft zu steigern.
Alle Primarärzte Protestiren gegen diese Ueberfüllung. Wie wenig aber
ihre wohlmeinende Stimme Anklang zu finden vermag, und um welchen Preis
die Direction ihr gemeingefährliches Walten zu stützen sucht, möge ein in
die neueste Zeit fallender Vorgang bewähren.
Die Direction befahl auf der Abtheilung für Augenkranke noch eine
dritte Reihe von Betten einzuklemmen. Der auf der Abtheilung wirkende
Primarins gab seinem inspicirenden Hülfsarzte H. den Auftrag, diese über-
zähligen Betten hinwegräumen zu lassen. Der Hülföarzt, der die Verpflich¬
tung hat, die Anordnungen des Primanuö auf's Pünktlichste zu vollziehen,
erfüllte den erhaltenen Auftrag, und ließ die eingeschobene Bettenreihe be¬
seitigen. Als der Director davon hörte, fertigte er dem unschuldigen Hülfs¬
arzte H. ohne alle Untersuchung seine Dienstentlassung zu, und ließ die
Betten wieder in die überfüllte Abtheilung zurückbringen!
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