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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

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Dankbarkeit der Mitmensche", als auf der eingeschlagenen Bahn der Mono-
polisirung der meisten Bedürfnisse erwerben könnten.

Ein anderer Gegenstand, den wir der Beachtung eines so regen Geistes,
wie jener unsers Herrn Bürgermeisters empfehlen, ist die Begünstigung zur
Errichtung von Omnibus-Wagen, im Nothfall sogar auf Rechnung des Ma¬
gistrats. Abgesehen, daß sich bei diesem Unternehmen ein reiner Gewinn
von A) Prozent nachweisen läßt, würde den Wienern die ungeheure Wohl¬
that zu Theil werden, wohlfeiler zu wohnen, da gegenwärtig die Miethzinse
in der Stadt oder in den Borstädten am Glacis kaum mehr zu erschwingen
sind. Auch ordentliche Leute würden sonach in die weiter entfernten Vor¬
städte ziehen, wenn ihnen von "> Uhr Morgens bis 10 Uhr Nachts Omni¬
bus-Wagen zu Gebote stünden, die, Wien in, allen Richtungen durchkreu¬
zend, eine Fahrt um den Preis von z. B. 5 Kreuzern vollbringen.

Kommen wir aber jetzt zur Moral der Fabel. Thun und Tüchtigkeit,
That und Kraft, sehen nur auf Elemente angewiesen, die sich ihrer selbst
nicht bewußt sind, die keine Idee, keine Anschauung von der Bestimmung
in sich tragen , welche ihnen, die Gesellschaft auferlegt. Von dem "vom-
"wupp-Mi," von der Commune sehen wir Forderungen, das Verlangen nach
Einrichtungen ausgehen, die sich als nothwendig zum Fortbestand und darum
als gut und gerecht erweisen. Ohne Organ muß sich das Gemeinwohl der
fremden Presse in die Arme werfen und von draußen her beregen, was hier
naturwüchsig dem eigenen Boden entkeimen sollte. Das Stallfener der
Stände, ihre llnnachhaltigkeit -- die letzten Resultate des Landtags in
Böhmen liefern den deutlichsten Beweis für unsern Ausspruch -- erfordert,
daß sich die edlen Herzen, die höhern, Geister des Bürgerstandes, dem übri¬
gens der Weg verrammelt ist, die Hand reichen, um auf dem Wege des
materiellen Fortschrittes Das zu erzielen, was das kurzsichtige, mo¬
nopolistische System sich kann: entschließen wird, freiwillig zu gewähren.
Denn jene, Schlachthäuser, jene Kornspeicher, jene Entrepot-
Manthen, was sind sie anders als Commun alanstalten, welche das
allgemeine Wohl, der "emnmollvvnM,," erheischt? Was sind sie anders
als steinerne Denkmäler der Oeffentlichkeit, was anders als die Praxis
einer Theorie, die nicht als Vvlkswissenschast gekannt werden soll? Wie
unsinnig aber die Leute nicht lehren zu wollen, was sie können sollen!
Gegen alle und jeuer Nothwendigkeit, welche die Hand von der Tasche zum
Maul und wieder zurückführt, entspringenden Einrichtungen, kämpft das System
des "Amortissements," der politischen und sozialien Ertödtung, vergebens an.
"Gehet hin in die Welt und. lehret die Völker," dies war Apvstelberuf, ist


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Dankbarkeit der Mitmensche», als auf der eingeschlagenen Bahn der Mono-
polisirung der meisten Bedürfnisse erwerben könnten.

Ein anderer Gegenstand, den wir der Beachtung eines so regen Geistes,
wie jener unsers Herrn Bürgermeisters empfehlen, ist die Begünstigung zur
Errichtung von Omnibus-Wagen, im Nothfall sogar auf Rechnung des Ma¬
gistrats. Abgesehen, daß sich bei diesem Unternehmen ein reiner Gewinn
von A) Prozent nachweisen läßt, würde den Wienern die ungeheure Wohl¬
that zu Theil werden, wohlfeiler zu wohnen, da gegenwärtig die Miethzinse
in der Stadt oder in den Borstädten am Glacis kaum mehr zu erschwingen
sind. Auch ordentliche Leute würden sonach in die weiter entfernten Vor¬
städte ziehen, wenn ihnen von «> Uhr Morgens bis 10 Uhr Nachts Omni¬
bus-Wagen zu Gebote stünden, die, Wien in, allen Richtungen durchkreu¬
zend, eine Fahrt um den Preis von z. B. 5 Kreuzern vollbringen.

Kommen wir aber jetzt zur Moral der Fabel. Thun und Tüchtigkeit,
That und Kraft, sehen nur auf Elemente angewiesen, die sich ihrer selbst
nicht bewußt sind, die keine Idee, keine Anschauung von der Bestimmung
in sich tragen , welche ihnen, die Gesellschaft auferlegt. Von dem „vom-
»wupp-Mi," von der Commune sehen wir Forderungen, das Verlangen nach
Einrichtungen ausgehen, die sich als nothwendig zum Fortbestand und darum
als gut und gerecht erweisen. Ohne Organ muß sich das Gemeinwohl der
fremden Presse in die Arme werfen und von draußen her beregen, was hier
naturwüchsig dem eigenen Boden entkeimen sollte. Das Stallfener der
Stände, ihre llnnachhaltigkeit — die letzten Resultate des Landtags in
Böhmen liefern den deutlichsten Beweis für unsern Ausspruch — erfordert,
daß sich die edlen Herzen, die höhern, Geister des Bürgerstandes, dem übri¬
gens der Weg verrammelt ist, die Hand reichen, um auf dem Wege des
materiellen Fortschrittes Das zu erzielen, was das kurzsichtige, mo¬
nopolistische System sich kann: entschließen wird, freiwillig zu gewähren.
Denn jene, Schlachthäuser, jene Kornspeicher, jene Entrepot-
Manthen, was sind sie anders als Commun alanstalten, welche das
allgemeine Wohl, der „emnmollvvnM,," erheischt? Was sind sie anders
als steinerne Denkmäler der Oeffentlichkeit, was anders als die Praxis
einer Theorie, die nicht als Vvlkswissenschast gekannt werden soll? Wie
unsinnig aber die Leute nicht lehren zu wollen, was sie können sollen!
Gegen alle und jeuer Nothwendigkeit, welche die Hand von der Tasche zum
Maul und wieder zurückführt, entspringenden Einrichtungen, kämpft das System
des „Amortissements," der politischen und sozialien Ertödtung, vergebens an.
„Gehet hin in die Welt und. lehret die Völker," dies war Apvstelberuf, ist


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[0483] Dankbarkeit der Mitmensche», als auf der eingeschlagenen Bahn der Mono- polisirung der meisten Bedürfnisse erwerben könnten. Ein anderer Gegenstand, den wir der Beachtung eines so regen Geistes, wie jener unsers Herrn Bürgermeisters empfehlen, ist die Begünstigung zur Errichtung von Omnibus-Wagen, im Nothfall sogar auf Rechnung des Ma¬ gistrats. Abgesehen, daß sich bei diesem Unternehmen ein reiner Gewinn von A) Prozent nachweisen läßt, würde den Wienern die ungeheure Wohl¬ that zu Theil werden, wohlfeiler zu wohnen, da gegenwärtig die Miethzinse in der Stadt oder in den Borstädten am Glacis kaum mehr zu erschwingen sind. Auch ordentliche Leute würden sonach in die weiter entfernten Vor¬ städte ziehen, wenn ihnen von «> Uhr Morgens bis 10 Uhr Nachts Omni¬ bus-Wagen zu Gebote stünden, die, Wien in, allen Richtungen durchkreu¬ zend, eine Fahrt um den Preis von z. B. 5 Kreuzern vollbringen. Kommen wir aber jetzt zur Moral der Fabel. Thun und Tüchtigkeit, That und Kraft, sehen nur auf Elemente angewiesen, die sich ihrer selbst nicht bewußt sind, die keine Idee, keine Anschauung von der Bestimmung in sich tragen , welche ihnen, die Gesellschaft auferlegt. Von dem „vom- »wupp-Mi," von der Commune sehen wir Forderungen, das Verlangen nach Einrichtungen ausgehen, die sich als nothwendig zum Fortbestand und darum als gut und gerecht erweisen. Ohne Organ muß sich das Gemeinwohl der fremden Presse in die Arme werfen und von draußen her beregen, was hier naturwüchsig dem eigenen Boden entkeimen sollte. Das Stallfener der Stände, ihre llnnachhaltigkeit — die letzten Resultate des Landtags in Böhmen liefern den deutlichsten Beweis für unsern Ausspruch — erfordert, daß sich die edlen Herzen, die höhern, Geister des Bürgerstandes, dem übri¬ gens der Weg verrammelt ist, die Hand reichen, um auf dem Wege des materiellen Fortschrittes Das zu erzielen, was das kurzsichtige, mo¬ nopolistische System sich kann: entschließen wird, freiwillig zu gewähren. Denn jene, Schlachthäuser, jene Kornspeicher, jene Entrepot- Manthen, was sind sie anders als Commun alanstalten, welche das allgemeine Wohl, der „emnmollvvnM,," erheischt? Was sind sie anders als steinerne Denkmäler der Oeffentlichkeit, was anders als die Praxis einer Theorie, die nicht als Vvlkswissenschast gekannt werden soll? Wie unsinnig aber die Leute nicht lehren zu wollen, was sie können sollen! Gegen alle und jeuer Nothwendigkeit, welche die Hand von der Tasche zum Maul und wieder zurückführt, entspringenden Einrichtungen, kämpft das System des „Amortissements," der politischen und sozialien Ertödtung, vergebens an. „Gehet hin in die Welt und. lehret die Völker," dies war Apvstelberuf, ist 62"

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/483>, abgerufen am 01.07.2024.