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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

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glückliche Soldaten die Begründer ihrer Throne waren, hieße die histo¬
rischen Beziehungen zu weit treiben. Man hört allerdings auch behaupten,
daß die Armee der Grundpfeiler für die Monarchie sei; der Regent müsse
durch jedes Mittel ihr seine besondere Zuneigung zu erkennen geben und vor¬
züglich diene dazu, daß er auch ihr Kleid trage und ihr stets vor Augen
stelle, wie er und sie verbunden sein müssen. Dies ist nun der allerschlech-
teste Grund, deu man zur Erklärung der vorliegenden Thatsache auffinden
kann und wir sind geneigt zu glauben, treulose Freunde der Monarchie ha¬
ben ihn erfunden. Wehe dein Regenten, welcher sein Heil in der Armee
im Gegensatz des Volkes zu finden hofft, und wir dürfen behaupten, daß
die Beispiele solcher Politik in dem heutigen Europa bereits zu den Selten¬
heiten gehören.

Können wir alle diese Gründe nicht als zulässig ansehen, so bleibt uus
nur noch übrig, das Ganze als eine Herkömmlichkeit, als eine Herrschaft der
Mode zu erklären, welche sich auch über die Herrscher erstreckt hat. Unsere
Fürsten haben aus der Feldschlacht heimkehrend sich noch im Kriegsrock auf
den Thron gesetzt; er wurde Mode, und nachdem schon.längst der Donner
der feindlichen Kanonen verstummt ist, ziehen die Regenten aus alter Ge¬
wohnheit noch den alten Kriegsrock an.

Wir können aber nicht verhehlen, daß diese Mode zu denen gehört,
von der wir sagen müssen, sie gefalle uns nichr.


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glückliche Soldaten die Begründer ihrer Throne waren, hieße die histo¬
rischen Beziehungen zu weit treiben. Man hört allerdings auch behaupten,
daß die Armee der Grundpfeiler für die Monarchie sei; der Regent müsse
durch jedes Mittel ihr seine besondere Zuneigung zu erkennen geben und vor¬
züglich diene dazu, daß er auch ihr Kleid trage und ihr stets vor Augen
stelle, wie er und sie verbunden sein müssen. Dies ist nun der allerschlech-
teste Grund, deu man zur Erklärung der vorliegenden Thatsache auffinden
kann und wir sind geneigt zu glauben, treulose Freunde der Monarchie ha¬
ben ihn erfunden. Wehe dein Regenten, welcher sein Heil in der Armee
im Gegensatz des Volkes zu finden hofft, und wir dürfen behaupten, daß
die Beispiele solcher Politik in dem heutigen Europa bereits zu den Selten¬
heiten gehören.

Können wir alle diese Gründe nicht als zulässig ansehen, so bleibt uus
nur noch übrig, das Ganze als eine Herkömmlichkeit, als eine Herrschaft der
Mode zu erklären, welche sich auch über die Herrscher erstreckt hat. Unsere
Fürsten haben aus der Feldschlacht heimkehrend sich noch im Kriegsrock auf
den Thron gesetzt; er wurde Mode, und nachdem schon.längst der Donner
der feindlichen Kanonen verstummt ist, ziehen die Regenten aus alter Ge¬
wohnheit noch den alten Kriegsrock an.

Wir können aber nicht verhehlen, daß diese Mode zu denen gehört,
von der wir sagen müssen, sie gefalle uns nichr.


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[0355] glückliche Soldaten die Begründer ihrer Throne waren, hieße die histo¬ rischen Beziehungen zu weit treiben. Man hört allerdings auch behaupten, daß die Armee der Grundpfeiler für die Monarchie sei; der Regent müsse durch jedes Mittel ihr seine besondere Zuneigung zu erkennen geben und vor¬ züglich diene dazu, daß er auch ihr Kleid trage und ihr stets vor Augen stelle, wie er und sie verbunden sein müssen. Dies ist nun der allerschlech- teste Grund, deu man zur Erklärung der vorliegenden Thatsache auffinden kann und wir sind geneigt zu glauben, treulose Freunde der Monarchie ha¬ ben ihn erfunden. Wehe dein Regenten, welcher sein Heil in der Armee im Gegensatz des Volkes zu finden hofft, und wir dürfen behaupten, daß die Beispiele solcher Politik in dem heutigen Europa bereits zu den Selten¬ heiten gehören. Können wir alle diese Gründe nicht als zulässig ansehen, so bleibt uus nur noch übrig, das Ganze als eine Herkömmlichkeit, als eine Herrschaft der Mode zu erklären, welche sich auch über die Herrscher erstreckt hat. Unsere Fürsten haben aus der Feldschlacht heimkehrend sich noch im Kriegsrock auf den Thron gesetzt; er wurde Mode, und nachdem schon.längst der Donner der feindlichen Kanonen verstummt ist, ziehen die Regenten aus alter Ge¬ wohnheit noch den alten Kriegsrock an. Wir können aber nicht verhehlen, daß diese Mode zu denen gehört, von der wir sagen müssen, sie gefalle uns nichr. "S-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/355>, abgerufen am 24.08.2024.