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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

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Mulei-saa (den Herrn des Augenblicks) aus, der berufen sei die Christen
aus Afrika fortznjaa.er und hatte bald eine große Anzahl Gläubiger zu sei¬
nen Befehlen. Dieser Mann war Mohammed Ben Abdallah, mit dem
Beinamen Bu-Maza.

Bald nach seinem Auftreten im Jahre 1845 sollten die Franzosen schon
die Furchtbarkeit des Propheten kennen lernen, der indeß nicht viel über
die zwanzig Jahre zahlte. Die Kabylen, von seinen wilden Proclamationen
entflammt, erhoben sich an allen Orten. Glückliche Treffen trugen den Na¬
men Bu-Maza's weit und weiter, bald vermehrten anch die Stämme der
Chewfaö und Achachas den ursprünglichen Anhang. Bu-Maza tödtet nun
den französischen Kalb Belkassem und erscheint mit 500 Reitern vor Or-
ieansville, das er übermüthig bedroht. Er wird bis Oued Arusfi zurück¬
geschlagen, hat aber aus den Gebirgsprovinzm bald wieder neue Hilfstrup-
pen zur Seite, er wird bei Am-Meran vom Obristen Saint-Armont ge¬
schlagen und zieht sich in das Gebiet von Uara zurück. Ueberall predigt er
den "heiligen Krieg," überall hinter er Gläubige. Auf eine Niederlage, die
er bei Akrila erleidet, folgt ein glänzender Sieg bei Mtatafsas, der sein
Ansehn bei den Bergvölkern unbestritten festsetzt. Ja, er ist der wahre
Mulei-saa, der Herr der Stunde heißt es. Tausend Dnros sind für
seinen Kopf geboten, aber was sind tausend Duroö für den, der dem Mu¬
lei-saa folgen darf!

Die Franzosen sehen bald ein, daß man Bu-Maza um jeden Preis
habhaft werden muß, ob todt, ob lebend. Drei Truppenabtheilungen ans
den Forts von Mostapenem, Jemez und Orleansville rücken gegen ihn vor.
Es kömmt zu einem Treffen, Bu-Maza's Bruder fällt an seiner Seite,
die Uebermacht der Franzosen ist zu groß, Bu-Maza muß flüchten. Der
Hauptmann d'Alvngville will seiner in den Gebirgen habhaft werden und
sieht sich getäuscht. Bu-Maza läßt seine Weiber und Sclaven im Stich
und erreicht mit 30 Gefährten einen unerreichbaren Gebirgspunkt.

Der Fanatismus der Kabylen für ihren Helden wächst durch alles
Mißgeschick das er erleidet. Große Haufen fallen ihm zu und am 10. No¬
vember 1845 schlägt er ein Treffen, das den Franzosen furchtbar wird..
Da plötzlich wendet sich das Schicksal und auf dein Höhepunkt des Ruhmes
und des Sieges trifft ihn das Schicksal.

Der Hauptbeweis, daß Bu-Maza der wahre Mulei-saa, der von
Mohammed verkündete Messias sei, lag für die Gläubigen darin, daß bis¬
her keine fränkische Kugel ihm hatte schaden können. Er war in der Mitte


Grciijbl'ein >s. 1847.

Mulei-saa (den Herrn des Augenblicks) aus, der berufen sei die Christen
aus Afrika fortznjaa.er und hatte bald eine große Anzahl Gläubiger zu sei¬
nen Befehlen. Dieser Mann war Mohammed Ben Abdallah, mit dem
Beinamen Bu-Maza.

Bald nach seinem Auftreten im Jahre 1845 sollten die Franzosen schon
die Furchtbarkeit des Propheten kennen lernen, der indeß nicht viel über
die zwanzig Jahre zahlte. Die Kabylen, von seinen wilden Proclamationen
entflammt, erhoben sich an allen Orten. Glückliche Treffen trugen den Na¬
men Bu-Maza's weit und weiter, bald vermehrten anch die Stämme der
Chewfaö und Achachas den ursprünglichen Anhang. Bu-Maza tödtet nun
den französischen Kalb Belkassem und erscheint mit 500 Reitern vor Or-
ieansville, das er übermüthig bedroht. Er wird bis Oued Arusfi zurück¬
geschlagen, hat aber aus den Gebirgsprovinzm bald wieder neue Hilfstrup-
pen zur Seite, er wird bei Am-Meran vom Obristen Saint-Armont ge¬
schlagen und zieht sich in das Gebiet von Uara zurück. Ueberall predigt er
den „heiligen Krieg," überall hinter er Gläubige. Auf eine Niederlage, die
er bei Akrila erleidet, folgt ein glänzender Sieg bei Mtatafsas, der sein
Ansehn bei den Bergvölkern unbestritten festsetzt. Ja, er ist der wahre
Mulei-saa, der Herr der Stunde heißt es. Tausend Dnros sind für
seinen Kopf geboten, aber was sind tausend Duroö für den, der dem Mu¬
lei-saa folgen darf!

Die Franzosen sehen bald ein, daß man Bu-Maza um jeden Preis
habhaft werden muß, ob todt, ob lebend. Drei Truppenabtheilungen ans
den Forts von Mostapenem, Jemez und Orleansville rücken gegen ihn vor.
Es kömmt zu einem Treffen, Bu-Maza's Bruder fällt an seiner Seite,
die Uebermacht der Franzosen ist zu groß, Bu-Maza muß flüchten. Der
Hauptmann d'Alvngville will seiner in den Gebirgen habhaft werden und
sieht sich getäuscht. Bu-Maza läßt seine Weiber und Sclaven im Stich
und erreicht mit 30 Gefährten einen unerreichbaren Gebirgspunkt.

Der Fanatismus der Kabylen für ihren Helden wächst durch alles
Mißgeschick das er erleidet. Große Haufen fallen ihm zu und am 10. No¬
vember 1845 schlägt er ein Treffen, das den Franzosen furchtbar wird..
Da plötzlich wendet sich das Schicksal und auf dein Höhepunkt des Ruhmes
und des Sieges trifft ihn das Schicksal.

Der Hauptbeweis, daß Bu-Maza der wahre Mulei-saa, der von
Mohammed verkündete Messias sei, lag für die Gläubigen darin, daß bis¬
her keine fränkische Kugel ihm hatte schaden können. Er war in der Mitte


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[0349] Mulei-saa (den Herrn des Augenblicks) aus, der berufen sei die Christen aus Afrika fortznjaa.er und hatte bald eine große Anzahl Gläubiger zu sei¬ nen Befehlen. Dieser Mann war Mohammed Ben Abdallah, mit dem Beinamen Bu-Maza. Bald nach seinem Auftreten im Jahre 1845 sollten die Franzosen schon die Furchtbarkeit des Propheten kennen lernen, der indeß nicht viel über die zwanzig Jahre zahlte. Die Kabylen, von seinen wilden Proclamationen entflammt, erhoben sich an allen Orten. Glückliche Treffen trugen den Na¬ men Bu-Maza's weit und weiter, bald vermehrten anch die Stämme der Chewfaö und Achachas den ursprünglichen Anhang. Bu-Maza tödtet nun den französischen Kalb Belkassem und erscheint mit 500 Reitern vor Or- ieansville, das er übermüthig bedroht. Er wird bis Oued Arusfi zurück¬ geschlagen, hat aber aus den Gebirgsprovinzm bald wieder neue Hilfstrup- pen zur Seite, er wird bei Am-Meran vom Obristen Saint-Armont ge¬ schlagen und zieht sich in das Gebiet von Uara zurück. Ueberall predigt er den „heiligen Krieg," überall hinter er Gläubige. Auf eine Niederlage, die er bei Akrila erleidet, folgt ein glänzender Sieg bei Mtatafsas, der sein Ansehn bei den Bergvölkern unbestritten festsetzt. Ja, er ist der wahre Mulei-saa, der Herr der Stunde heißt es. Tausend Dnros sind für seinen Kopf geboten, aber was sind tausend Duroö für den, der dem Mu¬ lei-saa folgen darf! Die Franzosen sehen bald ein, daß man Bu-Maza um jeden Preis habhaft werden muß, ob todt, ob lebend. Drei Truppenabtheilungen ans den Forts von Mostapenem, Jemez und Orleansville rücken gegen ihn vor. Es kömmt zu einem Treffen, Bu-Maza's Bruder fällt an seiner Seite, die Uebermacht der Franzosen ist zu groß, Bu-Maza muß flüchten. Der Hauptmann d'Alvngville will seiner in den Gebirgen habhaft werden und sieht sich getäuscht. Bu-Maza läßt seine Weiber und Sclaven im Stich und erreicht mit 30 Gefährten einen unerreichbaren Gebirgspunkt. Der Fanatismus der Kabylen für ihren Helden wächst durch alles Mißgeschick das er erleidet. Große Haufen fallen ihm zu und am 10. No¬ vember 1845 schlägt er ein Treffen, das den Franzosen furchtbar wird.. Da plötzlich wendet sich das Schicksal und auf dein Höhepunkt des Ruhmes und des Sieges trifft ihn das Schicksal. Der Hauptbeweis, daß Bu-Maza der wahre Mulei-saa, der von Mohammed verkündete Messias sei, lag für die Gläubigen darin, daß bis¬ her keine fränkische Kugel ihm hatte schaden können. Er war in der Mitte Grciijbl'ein >s. 1847.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/349>, abgerufen am 01.07.2024.