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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

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III.
Ans Prag.
Die böhmischen Stände für Oeffentlichkeit und Eensurcrlcichtcrung.

In den weiten? Sitzungen der Ständeversammlung wurden größtenteils Gegen¬
stande des innern Haushaltes und LandcsbedarfS, gleichsam das LandeSbndget, bespro-
chen und festgestellt, wobei es zwischen einigen Adelsgliedcrn und dem Bürgermeister
Prags zu etwas warmen Explicationen kam, weil der aus ständischen Fonds seit den
Zeiten Karl's Vl. der Stadt gewährte Bclcuchtnngszuschuß von ! (>V0 Fi. für das
Jahr 1848 verweigert und diese Verweigerung mit der schlechten Pflasterung und
Gasscnbeleuchtnng motivirt ward; die Reclamationen des Bürgermeisters blieben
fruchtlos, man behielt sich vor, erst abzuwarten, in wie fern die in Kurzem ein¬
tretende Gasbeleuchtung sich bewähren werde, um in nächsten Jahren den Zu¬
schuß etwa wieder zu gewähren.

Die Verhandlungen über die viel besprochene SteuerpflichtigkcitSfrage wurden der
Debatte über das am !7. Mai zu gewärtigcnde Steuerpostulat für 1848 vorbehalten.

Dagegen gehet das Gerücht, es sei in einer der letzten Sitzungen über An¬
trag fortschrittlich gesinnter Mitglieder, "und sogar in it voller Zustimmung
der geistlichen Bank," beschlossen worden, Se. Majestät um Gewährung von
Censurerleichtcru ng und um die Gestaltung zu bitten, daß die Verhand¬
lungen der Ständeversammlung und die gehaltenen Reden durch den Druck
veröffentlicht werden dürfen. -- Beide Anträge, deren Gewährung allerdings
Problematisch sein dürfte, bewähren einen erfreulich guten Geist der Versamm¬
lung, welcher die Ereignisse in Berlin als gutes Muster dienen mögen.

Der Antrag auf Veröffentlichung wird - - wenn genehmigt - die besten
Folgen haben, denn man spräche dann nicht mehren l'nennte, man ließe sich dann seine
Reden und Anträge nicht -- wie vorgekommen - - von untauglichen Söldnern
allfertigen, ohne der Versammlung über das abgelesene s)>>us genaue Rechenschaft
geben zu können, mancher Redner, würde sachförderlich schweigen, um nicht auch
das Lesepublikum in Heiterkeit zu versetzen.

So kam es jüngsthin vor, daß ein Redner bei Votirung des Monumentes
für Erzherzog Karl rasch aussprach, seit laugen Jahren schon wurme es
ihn, daß man minder bedeutenden gefallenen Heerführern bei Kulm Monu¬
mente gesehet, Erzherzog Karl'n aber immer vergessen habe. Reden lernt der Mensch
zweimal im Leben, einmal wenn ihm die Zähne wachsen, einmal wenn diese Zähne
für's Parlament sich behaaren sollen; weit schwieriger ist dieses zweite Stadium.

Jene beiden angeblich gefaßten Beschlüsse machen erfreuliche versöhnende Wir¬
kung im Publikum; mögen sie zur Wahrheit werden, sie würden zur Erleuchtung
F. F. weit mehr beitragen, als jene verweigerten 1so0 Fi.


IV.
Ans Frankfurt am Main.
1.

Heller und Berly, -- Problematische Details über den Entwurf dro deutsche" Preßgesekes.

Unsere beiden Hnuptzeitungcn, die Oberpostamtszeitung und das Frankfur-
ter Journal haben in einem Zeitraum von wenigen Wochen ihre beiden ehemali-


III.
Ans Prag.
Die böhmischen Stände für Oeffentlichkeit und Eensurcrlcichtcrung.

In den weiten? Sitzungen der Ständeversammlung wurden größtenteils Gegen¬
stande des innern Haushaltes und LandcsbedarfS, gleichsam das LandeSbndget, bespro-
chen und festgestellt, wobei es zwischen einigen Adelsgliedcrn und dem Bürgermeister
Prags zu etwas warmen Explicationen kam, weil der aus ständischen Fonds seit den
Zeiten Karl's Vl. der Stadt gewährte Bclcuchtnngszuschuß von ! (>V0 Fi. für das
Jahr 1848 verweigert und diese Verweigerung mit der schlechten Pflasterung und
Gasscnbeleuchtnng motivirt ward; die Reclamationen des Bürgermeisters blieben
fruchtlos, man behielt sich vor, erst abzuwarten, in wie fern die in Kurzem ein¬
tretende Gasbeleuchtung sich bewähren werde, um in nächsten Jahren den Zu¬
schuß etwa wieder zu gewähren.

Die Verhandlungen über die viel besprochene SteuerpflichtigkcitSfrage wurden der
Debatte über das am !7. Mai zu gewärtigcnde Steuerpostulat für 1848 vorbehalten.

Dagegen gehet das Gerücht, es sei in einer der letzten Sitzungen über An¬
trag fortschrittlich gesinnter Mitglieder, „und sogar in it voller Zustimmung
der geistlichen Bank," beschlossen worden, Se. Majestät um Gewährung von
Censurerleichtcru ng und um die Gestaltung zu bitten, daß die Verhand¬
lungen der Ständeversammlung und die gehaltenen Reden durch den Druck
veröffentlicht werden dürfen. — Beide Anträge, deren Gewährung allerdings
Problematisch sein dürfte, bewähren einen erfreulich guten Geist der Versamm¬
lung, welcher die Ereignisse in Berlin als gutes Muster dienen mögen.

Der Antrag auf Veröffentlichung wird - - wenn genehmigt - die besten
Folgen haben, denn man spräche dann nicht mehren l'nennte, man ließe sich dann seine
Reden und Anträge nicht — wie vorgekommen - - von untauglichen Söldnern
allfertigen, ohne der Versammlung über das abgelesene s)>>us genaue Rechenschaft
geben zu können, mancher Redner, würde sachförderlich schweigen, um nicht auch
das Lesepublikum in Heiterkeit zu versetzen.

So kam es jüngsthin vor, daß ein Redner bei Votirung des Monumentes
für Erzherzog Karl rasch aussprach, seit laugen Jahren schon wurme es
ihn, daß man minder bedeutenden gefallenen Heerführern bei Kulm Monu¬
mente gesehet, Erzherzog Karl'n aber immer vergessen habe. Reden lernt der Mensch
zweimal im Leben, einmal wenn ihm die Zähne wachsen, einmal wenn diese Zähne
für's Parlament sich behaaren sollen; weit schwieriger ist dieses zweite Stadium.

Jene beiden angeblich gefaßten Beschlüsse machen erfreuliche versöhnende Wir¬
kung im Publikum; mögen sie zur Wahrheit werden, sie würden zur Erleuchtung
F. F. weit mehr beitragen, als jene verweigerten 1so0 Fi.


IV.
Ans Frankfurt am Main.
1.

Heller und Berly, — Problematische Details über den Entwurf dro deutsche» Preßgesekes.

Unsere beiden Hnuptzeitungcn, die Oberpostamtszeitung und das Frankfur-
ter Journal haben in einem Zeitraum von wenigen Wochen ihre beiden ehemali-


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[0326] III. Ans Prag. Die böhmischen Stände für Oeffentlichkeit und Eensurcrlcichtcrung. In den weiten? Sitzungen der Ständeversammlung wurden größtenteils Gegen¬ stande des innern Haushaltes und LandcsbedarfS, gleichsam das LandeSbndget, bespro- chen und festgestellt, wobei es zwischen einigen Adelsgliedcrn und dem Bürgermeister Prags zu etwas warmen Explicationen kam, weil der aus ständischen Fonds seit den Zeiten Karl's Vl. der Stadt gewährte Bclcuchtnngszuschuß von ! (>V0 Fi. für das Jahr 1848 verweigert und diese Verweigerung mit der schlechten Pflasterung und Gasscnbeleuchtnng motivirt ward; die Reclamationen des Bürgermeisters blieben fruchtlos, man behielt sich vor, erst abzuwarten, in wie fern die in Kurzem ein¬ tretende Gasbeleuchtung sich bewähren werde, um in nächsten Jahren den Zu¬ schuß etwa wieder zu gewähren. Die Verhandlungen über die viel besprochene SteuerpflichtigkcitSfrage wurden der Debatte über das am !7. Mai zu gewärtigcnde Steuerpostulat für 1848 vorbehalten. Dagegen gehet das Gerücht, es sei in einer der letzten Sitzungen über An¬ trag fortschrittlich gesinnter Mitglieder, „und sogar in it voller Zustimmung der geistlichen Bank," beschlossen worden, Se. Majestät um Gewährung von Censurerleichtcru ng und um die Gestaltung zu bitten, daß die Verhand¬ lungen der Ständeversammlung und die gehaltenen Reden durch den Druck veröffentlicht werden dürfen. — Beide Anträge, deren Gewährung allerdings Problematisch sein dürfte, bewähren einen erfreulich guten Geist der Versamm¬ lung, welcher die Ereignisse in Berlin als gutes Muster dienen mögen. Der Antrag auf Veröffentlichung wird - - wenn genehmigt - die besten Folgen haben, denn man spräche dann nicht mehren l'nennte, man ließe sich dann seine Reden und Anträge nicht — wie vorgekommen - - von untauglichen Söldnern allfertigen, ohne der Versammlung über das abgelesene s)>>us genaue Rechenschaft geben zu können, mancher Redner, würde sachförderlich schweigen, um nicht auch das Lesepublikum in Heiterkeit zu versetzen. So kam es jüngsthin vor, daß ein Redner bei Votirung des Monumentes für Erzherzog Karl rasch aussprach, seit laugen Jahren schon wurme es ihn, daß man minder bedeutenden gefallenen Heerführern bei Kulm Monu¬ mente gesehet, Erzherzog Karl'n aber immer vergessen habe. Reden lernt der Mensch zweimal im Leben, einmal wenn ihm die Zähne wachsen, einmal wenn diese Zähne für's Parlament sich behaaren sollen; weit schwieriger ist dieses zweite Stadium. Jene beiden angeblich gefaßten Beschlüsse machen erfreuliche versöhnende Wir¬ kung im Publikum; mögen sie zur Wahrheit werden, sie würden zur Erleuchtung F. F. weit mehr beitragen, als jene verweigerten 1so0 Fi. IV. Ans Frankfurt am Main. 1. Heller und Berly, — Problematische Details über den Entwurf dro deutsche» Preßgesekes. Unsere beiden Hnuptzeitungcn, die Oberpostamtszeitung und das Frankfur- ter Journal haben in einem Zeitraum von wenigen Wochen ihre beiden ehemali-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/326>, abgerufen am 26.06.2024.