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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.

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Opfer, die man damals von Deutschland forderte, zuletzt zum Vortheile
Rußlands sich wenden würden, degoutirt endlich durch deu Verdruß, wel¬
chen die absolutistische Partei in Oesterreich ihm unaufhörlich erregte, ver¬
ließ Erzherzog Karl im Jahre 1809 den activen Dienst und hat seit dieser
Zeit in einer Zurückgezogenheit gelebt, welche sein Ruhm, seine Popularität
und seine ununterbrochenen Studien verschönte und belebte."

Zu einer weitem Ausführung dieser Biographie ist hier nicht der Ort
und überhaupt uoch lange nicht die Zeit. (5s liegt ein wunderbares Myste¬
rium über jenes Zurücktreten des größten österreichischen Feldherrn neuerer
Zeit aus deu Reihen eines Heeres, das er zum Theil selbst geschaffen und
aus dem activen Dienst eines Monarchen, der sein Bruder war und dessen
Thron er mit seinem Genie vertheidigt hatte. Es heißt, der Erzherzog habe
seine Memoiren hinterlasse". Wir glauben nicht daran. Der Mann, der
aus Hingebung für die Sache seines Bruders Spaniens Krone ausschlug,
der Mann, der vierzig Jahre geschwiegen hat vor den Zeitgenossen die ihn
verehrten, wird schwerlich mittheilender sein für die unbekannte Nachwelt. Zu
vertheidigen braucht er, der Hochgefeierte, sich gewiß nicht, und um anzu¬
klagen, war sein Herz zu weich, zu aufopfernd und zu großmüthig")'





*> Eine ausführliche und mit großer Wärme geschriebene Biographie hat Eduard
Dukter geliefert. (Wien 1844 -- 47, Kaulfuß u. Prandl). Wenn auch der Druck der
Wiener Censur diesem Buche die freien Athemzüge raubte und seine Bedeutung als ge¬
schichtliches Hilfsbuch verkrüppelte, so bleibt es nichts desto weniger als Volksschrift
eine sehr schätzenswerthe Gabe. Leider ist auch die Dukter'sche Biographie noch nicht
über I8V9 vorgerückt und wir sind begierig, ob es ihm gelingen wird, irgend ein neues
Acht über diese Epoche im Leben seines Helden zu werfen.

Opfer, die man damals von Deutschland forderte, zuletzt zum Vortheile
Rußlands sich wenden würden, degoutirt endlich durch deu Verdruß, wel¬
chen die absolutistische Partei in Oesterreich ihm unaufhörlich erregte, ver¬
ließ Erzherzog Karl im Jahre 1809 den activen Dienst und hat seit dieser
Zeit in einer Zurückgezogenheit gelebt, welche sein Ruhm, seine Popularität
und seine ununterbrochenen Studien verschönte und belebte."

Zu einer weitem Ausführung dieser Biographie ist hier nicht der Ort
und überhaupt uoch lange nicht die Zeit. (5s liegt ein wunderbares Myste¬
rium über jenes Zurücktreten des größten österreichischen Feldherrn neuerer
Zeit aus deu Reihen eines Heeres, das er zum Theil selbst geschaffen und
aus dem activen Dienst eines Monarchen, der sein Bruder war und dessen
Thron er mit seinem Genie vertheidigt hatte. Es heißt, der Erzherzog habe
seine Memoiren hinterlasse». Wir glauben nicht daran. Der Mann, der
aus Hingebung für die Sache seines Bruders Spaniens Krone ausschlug,
der Mann, der vierzig Jahre geschwiegen hat vor den Zeitgenossen die ihn
verehrten, wird schwerlich mittheilender sein für die unbekannte Nachwelt. Zu
vertheidigen braucht er, der Hochgefeierte, sich gewiß nicht, und um anzu¬
klagen, war sein Herz zu weich, zu aufopfernd und zu großmüthig")'





*> Eine ausführliche und mit großer Wärme geschriebene Biographie hat Eduard
Dukter geliefert. (Wien 1844 — 47, Kaulfuß u. Prandl). Wenn auch der Druck der
Wiener Censur diesem Buche die freien Athemzüge raubte und seine Bedeutung als ge¬
schichtliches Hilfsbuch verkrüppelte, so bleibt es nichts desto weniger als Volksschrift
eine sehr schätzenswerthe Gabe. Leider ist auch die Dukter'sche Biographie noch nicht
über I8V9 vorgerückt und wir sind begierig, ob es ihm gelingen wird, irgend ein neues
Acht über diese Epoche im Leben seines Helden zu werfen.
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[0263] Opfer, die man damals von Deutschland forderte, zuletzt zum Vortheile Rußlands sich wenden würden, degoutirt endlich durch deu Verdruß, wel¬ chen die absolutistische Partei in Oesterreich ihm unaufhörlich erregte, ver¬ ließ Erzherzog Karl im Jahre 1809 den activen Dienst und hat seit dieser Zeit in einer Zurückgezogenheit gelebt, welche sein Ruhm, seine Popularität und seine ununterbrochenen Studien verschönte und belebte." Zu einer weitem Ausführung dieser Biographie ist hier nicht der Ort und überhaupt uoch lange nicht die Zeit. (5s liegt ein wunderbares Myste¬ rium über jenes Zurücktreten des größten österreichischen Feldherrn neuerer Zeit aus deu Reihen eines Heeres, das er zum Theil selbst geschaffen und aus dem activen Dienst eines Monarchen, der sein Bruder war und dessen Thron er mit seinem Genie vertheidigt hatte. Es heißt, der Erzherzog habe seine Memoiren hinterlasse». Wir glauben nicht daran. Der Mann, der aus Hingebung für die Sache seines Bruders Spaniens Krone ausschlug, der Mann, der vierzig Jahre geschwiegen hat vor den Zeitgenossen die ihn verehrten, wird schwerlich mittheilender sein für die unbekannte Nachwelt. Zu vertheidigen braucht er, der Hochgefeierte, sich gewiß nicht, und um anzu¬ klagen, war sein Herz zu weich, zu aufopfernd und zu großmüthig")' *> Eine ausführliche und mit großer Wärme geschriebene Biographie hat Eduard Dukter geliefert. (Wien 1844 — 47, Kaulfuß u. Prandl). Wenn auch der Druck der Wiener Censur diesem Buche die freien Athemzüge raubte und seine Bedeutung als ge¬ schichtliches Hilfsbuch verkrüppelte, so bleibt es nichts desto weniger als Volksschrift eine sehr schätzenswerthe Gabe. Leider ist auch die Dukter'sche Biographie noch nicht über I8V9 vorgerückt und wir sind begierig, ob es ihm gelingen wird, irgend ein neues Acht über diese Epoche im Leben seines Helden zu werfen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_271898/263>, abgerufen am 01.07.2024.