Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.veröffentlicht hat. Der Mittelpunkt dieses Spottes ist der: Du siehst, daß man Das ist ein wohlfeiler Spott, der mehr seinen Urheber trifft, als den, ge¬ Biedermann hat der Regierung wie den Ständen gegenüber seine Ansichten Den Ständen: stellt euch fest auf euren Rechtsboden; erklärt ehrerbietig, Sie wissen übrigens, daß ich mit dem Urtheil Bs über die Adresse voll¬ veröffentlicht hat. Der Mittelpunkt dieses Spottes ist der: Du siehst, daß man Das ist ein wohlfeiler Spott, der mehr seinen Urheber trifft, als den, ge¬ Biedermann hat der Regierung wie den Ständen gegenüber seine Ansichten Den Ständen: stellt euch fest auf euren Rechtsboden; erklärt ehrerbietig, Sie wissen übrigens, daß ich mit dem Urtheil Bs über die Adresse voll¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0222" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/272121"/> <p xml:id="ID_807" prev="#ID_806"> veröffentlicht hat. Der Mittelpunkt dieses Spottes ist der: Du siehst, daß man<lb/> deine Rathschläge nicht befolgt, also gib dich zufrieden.</p><lb/> <p xml:id="ID_808"> Das ist ein wohlfeiler Spott, der mehr seinen Urheber trifft, als den, ge¬<lb/> gen welchen er gerichtet ist. Bei der Beurtheilung eines Rathes kommt eS nicht<lb/> daraus an, ob man ihn befolgt hat, sondern ob er vernünftig ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_809"> Biedermann hat der Regierung wie den Ständen gegenüber seine Ansichten<lb/> ausgesprochen und durch Gründe motivirt. Der Regierung sagt er : ändere deine<lb/> Verfassung nach dem Rechtsboden, d. h., den alten Versprechungen ab, sonst säest<lb/> du eine Saat des Mißtrauens und der Unsicherheit, ans der einst bittere Früchte<lb/> aufgehen müssen.</p><lb/> <p xml:id="ID_810"> Den Ständen: stellt euch fest auf euren Rechtsboden; erklärt ehrerbietig,<lb/> aber bestimmt und ohne Schwanken, sonst begeht ihr auch entweder in den Stand<lb/> der Gnade oder eines unehrlichen Kampfes, und haltet die Ncchtsentwickelung<lb/> der preußischen Verfassung aus Jahrzehende auf. — Der Erfolg ist ein anderer<lb/> gewesen. Die Regierung hat ihre Verfassung nicht modifizirt, wenigstens nicht<lb/> im Wesentlichen; die Stände haben keine feste Erklärung abgegeben. Sie haben<lb/> zwar ihre Rechte verwahrt, aber zugleich sich auf die subjective Einsicht der Krone<lb/> berufen. Wenn nun die A. P. Z. deshalb über den nachgebe!' spottet, weil<lb/> sein Rath nicht befolgt ist, so kann man nur sagen: Man soll den Tag nicht<lb/> vor den Abend loben. Durch die Erklärung der Stände ist allerdings die<lb/> Gelegenheit vorübergegangen, auf eine ehrliche, würdevolle Weise dem Streit<lb/> der Meinungen seinen Ausdruck zugeben. Der Kampf ist darum noch nicht<lb/> zu Ende.'</p><lb/> <p xml:id="ID_811" next="#ID_812"> Sie wissen übrigens, daß ich mit dem Urtheil Bs über die Adresse voll¬<lb/> kommen übereinstimme. „Sie scheint die Rechte der Stände und des Volks wah¬<lb/> ren zu wollen, aber im gleichen Augenblick nimmt sie das Halbgesagte wieder<lb/> zurück, gibt sie die Rechte der Stände und des Volks wieder preis, indem sie<lb/> dieselbe von der zweifelhaften Z Majorität in beiden Enricn und von dem guten<lb/> Willen des Königs abhängig macht." Wenn nun B. hinznscht: „Auf diese<lb/> Adresse braucht die Krone gar nicht zu antworten, denn es wird ja darin nur<lb/> gesagt: wenn die Versammlung sich überzeugen sollte, daß einzelne Erweiterun¬<lb/> gen des Patents vom!!. Febr. nöthig wären, so werde sie um solche bitten.<lb/> Die Krone kaun diese Bitten ruhig abwarten und darauf thun, was ihr gut<lb/> dünkt; die Versammlung muß und wird nach dieser Adresse an ihre Geschäfte,<lb/> an die Berathung der königlichen Propositionen gehen, und die thatsächliche<lb/> Rechtsverwahruug für den äußersten Fall — durch eine Jncompetcnzerklärnng- -<lb/> ist damit aus der Hand gegeben," so ist der Erfolg zwar scheinbar ein anderer<lb/> gewesen, die Krone hat allerdings geantwortet; sie hat, wenn auch indirect, sich<lb/> aus die in der Adresse niedergelegte Verwahrung bezogen, sie hat in Beziehung<lb/> auf die Wiedereinberufung des Centrallandtags eine Erklärung abgegeben, die<lb/> man immerhin als eine Art Concession betrachten kann. Aber die Bildung einer<lb/> konstitutionellen (y, im Prinzip einigen Opposition, ist allerdings vorläufig verscherzt.<lb/> Die conservative Partei, die natürlich conservativer ist als die Regierung selbst,<lb/> theilt -unsere Meinung über den Ausfall der Adrcßdebatte keineswegs. Was wir<lb/> M xine, Niederlage der constitutionellen Partei ansehen, diese halbe, unlogische</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0222]
veröffentlicht hat. Der Mittelpunkt dieses Spottes ist der: Du siehst, daß man
deine Rathschläge nicht befolgt, also gib dich zufrieden.
Das ist ein wohlfeiler Spott, der mehr seinen Urheber trifft, als den, ge¬
gen welchen er gerichtet ist. Bei der Beurtheilung eines Rathes kommt eS nicht
daraus an, ob man ihn befolgt hat, sondern ob er vernünftig ist.
Biedermann hat der Regierung wie den Ständen gegenüber seine Ansichten
ausgesprochen und durch Gründe motivirt. Der Regierung sagt er : ändere deine
Verfassung nach dem Rechtsboden, d. h., den alten Versprechungen ab, sonst säest
du eine Saat des Mißtrauens und der Unsicherheit, ans der einst bittere Früchte
aufgehen müssen.
Den Ständen: stellt euch fest auf euren Rechtsboden; erklärt ehrerbietig,
aber bestimmt und ohne Schwanken, sonst begeht ihr auch entweder in den Stand
der Gnade oder eines unehrlichen Kampfes, und haltet die Ncchtsentwickelung
der preußischen Verfassung aus Jahrzehende auf. — Der Erfolg ist ein anderer
gewesen. Die Regierung hat ihre Verfassung nicht modifizirt, wenigstens nicht
im Wesentlichen; die Stände haben keine feste Erklärung abgegeben. Sie haben
zwar ihre Rechte verwahrt, aber zugleich sich auf die subjective Einsicht der Krone
berufen. Wenn nun die A. P. Z. deshalb über den nachgebe!' spottet, weil
sein Rath nicht befolgt ist, so kann man nur sagen: Man soll den Tag nicht
vor den Abend loben. Durch die Erklärung der Stände ist allerdings die
Gelegenheit vorübergegangen, auf eine ehrliche, würdevolle Weise dem Streit
der Meinungen seinen Ausdruck zugeben. Der Kampf ist darum noch nicht
zu Ende.'
Sie wissen übrigens, daß ich mit dem Urtheil Bs über die Adresse voll¬
kommen übereinstimme. „Sie scheint die Rechte der Stände und des Volks wah¬
ren zu wollen, aber im gleichen Augenblick nimmt sie das Halbgesagte wieder
zurück, gibt sie die Rechte der Stände und des Volks wieder preis, indem sie
dieselbe von der zweifelhaften Z Majorität in beiden Enricn und von dem guten
Willen des Königs abhängig macht." Wenn nun B. hinznscht: „Auf diese
Adresse braucht die Krone gar nicht zu antworten, denn es wird ja darin nur
gesagt: wenn die Versammlung sich überzeugen sollte, daß einzelne Erweiterun¬
gen des Patents vom!!. Febr. nöthig wären, so werde sie um solche bitten.
Die Krone kaun diese Bitten ruhig abwarten und darauf thun, was ihr gut
dünkt; die Versammlung muß und wird nach dieser Adresse an ihre Geschäfte,
an die Berathung der königlichen Propositionen gehen, und die thatsächliche
Rechtsverwahruug für den äußersten Fall — durch eine Jncompetcnzerklärnng- -
ist damit aus der Hand gegeben," so ist der Erfolg zwar scheinbar ein anderer
gewesen, die Krone hat allerdings geantwortet; sie hat, wenn auch indirect, sich
aus die in der Adresse niedergelegte Verwahrung bezogen, sie hat in Beziehung
auf die Wiedereinberufung des Centrallandtags eine Erklärung abgegeben, die
man immerhin als eine Art Concession betrachten kann. Aber die Bildung einer
konstitutionellen (y, im Prinzip einigen Opposition, ist allerdings vorläufig verscherzt.
Die conservative Partei, die natürlich conservativer ist als die Regierung selbst,
theilt -unsere Meinung über den Ausfall der Adrcßdebatte keineswegs. Was wir
M xine, Niederlage der constitutionellen Partei ansehen, diese halbe, unlogische
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