Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.Gleichzeitig gingen aus mehreren Städten Nachrichten von ähnlichem Un¬ Einen Abschluß erhielt die bisherige Phase der ständischen Versammlung Die Stände sind, wie sie nach ihrer Schlufiadresse nicht anders erwarten In Einem Punkt scheint eine Concession gemacht zu sein: nicht die Aus¬ Somit ist die erste und wichtigste Phase des Landtags abgeschlossen. Als ich vorige Woche Ihnen schrieb: die Schlacht ist für die constitu- Aber irgend etwas mußte doch geschehen. Man wollte also eine zweite Gleichzeitig gingen aus mehreren Städten Nachrichten von ähnlichem Un¬ Einen Abschluß erhielt die bisherige Phase der ständischen Versammlung Die Stände sind, wie sie nach ihrer Schlufiadresse nicht anders erwarten In Einem Punkt scheint eine Concession gemacht zu sein: nicht die Aus¬ Somit ist die erste und wichtigste Phase des Landtags abgeschlossen. Als ich vorige Woche Ihnen schrieb: die Schlacht ist für die constitu- Aber irgend etwas mußte doch geschehen. Man wollte also eine zweite <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0187" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/272086"/> <p xml:id="ID_718"> Gleichzeitig gingen aus mehreren Städten Nachrichten von ähnlichem Un¬<lb/> fug ein.</p><lb/> <p xml:id="ID_719"> Einen Abschluß erhielt die bisherige Phase der ständischen Versammlung<lb/> durch die Antwort des Königs, welche drei Tage nach Unterzeichnung der Adresse<lb/> einging. Wie jeder Vernünftige erwarten konnte, faßte sie die Adresse ungefähr<lb/> in dem Sinn des Arnimschcu Amendements. ES wird anerkannt, daß die Staude<lb/> ihre Ausgabe auf den Rechtsboden begründen wollen, aber auf den Rechtsboden<lb/> des Patents vom 3. Februar; die Entschuldigung der Stände wird angenommen,<lb/> im Uebrigen das Prinzip der Thronrede enffchicdcn festgehalten. Der Landtag<lb/> hat keine Rechte, als die ihm durch das Patent vom ki. Februar ertheilt worden<lb/> sind. Künftigen Erweiterungen dieser Rechte wird die Aussicht nicht verschlossen.</p><lb/> <p xml:id="ID_720"> Die Stände sind, wie sie nach ihrer Schlufiadresse nicht anders erwarten<lb/> konnten, in das Gnadcnverhaltnifi zurück gedrängt.</p><lb/> <p xml:id="ID_721"> In Einem Punkt scheint eine Concession gemacht zu sein: nicht die Aus¬<lb/> schüsse sondern die vereinigten Stände sollen alle vier Jahre einberufen werden.<lb/> Doch ist auch dieses nicht ganz deutlich. Man kann es auch so verstehen, daß<lb/> nur das nächste Mal, im Jahr 185!., eine solche Einberufung statt haben<lb/> wird, da den „von dem ersten vereinigten Landtag ausgehenden Anträgen und<lb/> Wünschen die Grundlage reiflicher Erfahrung fehlen würde."</p><lb/> <p xml:id="ID_722"> Somit ist die erste und wichtigste Phase des Landtags abgeschlossen.</p><lb/> <p xml:id="ID_723"> Als ich vorige Woche Ihnen schrieb: die Schlacht ist für die constitu-<lb/> tionelle Sache verloren, sah es hier noch immer aus als würde das zerstreute<lb/> Eorps der Liberalen sich in einer neuen Form wieder sammeln; ein Theil der Li¬<lb/> beralen wollte einen cuun it'vent. ausführen. Sie wollten sagen: wir können die<lb/> Dinge, wie sie sind, nicht ändern, aber wir wollen weiter nichts damit zu thun<lb/> haben, wir gehen nach Hause. In dem Stolz dieser Idee sahen sie sogar ziem¬<lb/> lich vornehm auf die Andern herab, die nicht gleicher Ansicht waren. Indessen<lb/> als die Ausführung kommen sollte, ließ man bald von dieser Idee ab; meines<lb/> Erachtens sehr mit Recht, denn nach der Adresse sah ein solcher Schritt ziemlich<lb/> einfältig aus.</p><lb/> <p xml:id="ID_724"> Aber irgend etwas mußte doch geschehen. Man wollte also eine zweite<lb/> Adresse aussetzen, oder wenn das nicht, eine Verwahrung zu Protokoll gebe». Herr<lb/> von Vincke war, wie es sich erwarten ließ, das Haupt deren, die für die zweite<lb/> Ansicht stimmten. Die Rheinländer, namentlich Beckerath, wollten dagegen eine<lb/> Replik ans die Antwort des Königs einreichen, und erklären, sie gingen auf den<lb/> Sinn jener Antwort ein, und würden, was ihnen in der neuen Verfassung un¬<lb/> angemessen schiene, auf dem Wege der Petition im Einverständnis- mit der Krone<lb/> zu erledigen suchen. Sie wollten sich übrigens, wie es von Anfang an ihre Ab¬<lb/> sicht war, derjenigen Functionen enthalten, durch welche sie ein Präjudiz stellen<lb/> konnten, z. B. .der Wahl der Finanzdcpntation u. f. w. Auerswald, der Mann<lb/> der Mitte, der Urheber jener Adresse, schwankte zwischen beide. Als endlich die<lb/> Mnckesche Protestation zu Stande kam, und etwa von 50 unterzeichnet wurde,<lb/> schloß er sich davon aus. Die Protestanten wollen übrigens mit ihrer Verwah-<lb/> rung nichts weiter bezwecken, sie wollen nicht etwa auftreten, ja Vincke will so¬<lb/> gar an der Wahl der Ausschüsse Theil nehmen.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0187]
Gleichzeitig gingen aus mehreren Städten Nachrichten von ähnlichem Un¬
fug ein.
Einen Abschluß erhielt die bisherige Phase der ständischen Versammlung
durch die Antwort des Königs, welche drei Tage nach Unterzeichnung der Adresse
einging. Wie jeder Vernünftige erwarten konnte, faßte sie die Adresse ungefähr
in dem Sinn des Arnimschcu Amendements. ES wird anerkannt, daß die Staude
ihre Ausgabe auf den Rechtsboden begründen wollen, aber auf den Rechtsboden
des Patents vom 3. Februar; die Entschuldigung der Stände wird angenommen,
im Uebrigen das Prinzip der Thronrede enffchicdcn festgehalten. Der Landtag
hat keine Rechte, als die ihm durch das Patent vom ki. Februar ertheilt worden
sind. Künftigen Erweiterungen dieser Rechte wird die Aussicht nicht verschlossen.
Die Stände sind, wie sie nach ihrer Schlufiadresse nicht anders erwarten
konnten, in das Gnadcnverhaltnifi zurück gedrängt.
In Einem Punkt scheint eine Concession gemacht zu sein: nicht die Aus¬
schüsse sondern die vereinigten Stände sollen alle vier Jahre einberufen werden.
Doch ist auch dieses nicht ganz deutlich. Man kann es auch so verstehen, daß
nur das nächste Mal, im Jahr 185!., eine solche Einberufung statt haben
wird, da den „von dem ersten vereinigten Landtag ausgehenden Anträgen und
Wünschen die Grundlage reiflicher Erfahrung fehlen würde."
Somit ist die erste und wichtigste Phase des Landtags abgeschlossen.
Als ich vorige Woche Ihnen schrieb: die Schlacht ist für die constitu-
tionelle Sache verloren, sah es hier noch immer aus als würde das zerstreute
Eorps der Liberalen sich in einer neuen Form wieder sammeln; ein Theil der Li¬
beralen wollte einen cuun it'vent. ausführen. Sie wollten sagen: wir können die
Dinge, wie sie sind, nicht ändern, aber wir wollen weiter nichts damit zu thun
haben, wir gehen nach Hause. In dem Stolz dieser Idee sahen sie sogar ziem¬
lich vornehm auf die Andern herab, die nicht gleicher Ansicht waren. Indessen
als die Ausführung kommen sollte, ließ man bald von dieser Idee ab; meines
Erachtens sehr mit Recht, denn nach der Adresse sah ein solcher Schritt ziemlich
einfältig aus.
Aber irgend etwas mußte doch geschehen. Man wollte also eine zweite
Adresse aussetzen, oder wenn das nicht, eine Verwahrung zu Protokoll gebe». Herr
von Vincke war, wie es sich erwarten ließ, das Haupt deren, die für die zweite
Ansicht stimmten. Die Rheinländer, namentlich Beckerath, wollten dagegen eine
Replik ans die Antwort des Königs einreichen, und erklären, sie gingen auf den
Sinn jener Antwort ein, und würden, was ihnen in der neuen Verfassung un¬
angemessen schiene, auf dem Wege der Petition im Einverständnis- mit der Krone
zu erledigen suchen. Sie wollten sich übrigens, wie es von Anfang an ihre Ab¬
sicht war, derjenigen Functionen enthalten, durch welche sie ein Präjudiz stellen
konnten, z. B. .der Wahl der Finanzdcpntation u. f. w. Auerswald, der Mann
der Mitte, der Urheber jener Adresse, schwankte zwischen beide. Als endlich die
Mnckesche Protestation zu Stande kam, und etwa von 50 unterzeichnet wurde,
schloß er sich davon aus. Die Protestanten wollen übrigens mit ihrer Verwah-
rung nichts weiter bezwecken, sie wollen nicht etwa auftreten, ja Vincke will so¬
gar an der Wahl der Ausschüsse Theil nehmen.
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