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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.

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Hoffnungen diese Begeisterung galt. Mögen es nun illuminirte Inschriften, wie "Lebe
so lange, als D" dem Vaterlande lebst!" oder begeisterte Anreden sein, die dem Lande
zum Dollmetsch dienten, der Erzherzog mußte es bei jedem Schritte suhlen, daß er
in einem constitutionellen Lande sei und daß man in ihm den Vertheidiger oft verletzter
Rechte begrüße. -- Die Stelle des Statthalters, und worüber nun kein Zweifel mehr
ist, des künftigen Palatins ist aber wirklich eine höchst schwierige. Ungerechnet, daß
ihm das Terrain, das er jetzt betritt, noch so zu sagen fremd ist, fällt der Anfang
seines Wirkens in eine Zeit, die anch dein Geübtesten viel zu schaffen gäbe. Aus der
einen Seite von einer Regierung umgeben, die mit ungewohnter Energie alle Minen
springen laßt, ihren Stäbilitätsprineipien dem Scheine nach auf konstitutionellem Wege
Geltung und Uebergewicht zu schaffen, der Wahrheit nach aber jedes Mittel mit Freude
ergreifend, das nur irgend zum Ziele sührt, hat er es auf der andern Seite mit
einer Nation, wenigstens mit einem großen Theile derselben, zu thun, die glühend
und begeistert sür die Forderungen der Zeit die Staatsmaschine vorwärts treiben will.
Es gehört viel Kraft, Selbstständigkeit und vor allem Genie dazu, eine solche Stelle
in Ehren zu behaupten. Hier genügt es nicht mehr einen diplomatischen Janus abzu-
geben, der mit einem Gesichte nach vorn, mit dem ander" nach rückwärts beide" Par¬
teien zulächelt. Hier bedarf es ni"es Mannes, der im Bewußtsein seiner Stellung der
Regierung Selbstständigkeit zu zeigen vermag, aber auch nach unde" der übertreibender
Schwungkraft patriotischer Begeisterung das gehörige Gegengewicht zu bieten. Versöh¬
nend und vereinigend muß er zwischen beiden Mächten dastehen und den Muth haben,
die Bestrebungen der Nation zu unterstützen und die Anforderung der verwöhnten Regie¬
rung in ihre gesetzliche Schranken zurückzuweisen helfen. Daß dies keine geringe Auf¬
gabe sei, wird wohl jeder zugeben. Der Himmel füge es, daß wir im Erzherzoge
einen neue" Herkules begrüßen, welcher der vielköpfigen Hydra gewachsen, und den Au¬
giasstall der Bureaukratie zu säubern im Stande ist. An nöthigen Beistande wird es
ihm gewiß nicht fehlen. -- Nur fürchten wir, man wird eben die ungewohnte Stellung
des Erzherzogs zur baldigen Auslösung des Landtages benutzen und diese damit beschö¬
nigen, daß man dem neuen Palatin erst Gelegenheit geben müsse, sich mit den Ver¬
hältnissen des Landes gehörig vertraut zu machen. Sollten die Wahlen im Sinne der
Opposition ausfallen, dann wird eS gewiß so kommen. Auch kann dies leicht geschehen,
denn die Majorität der Konservativen oder vielmehr der Regierungspartei ist noch nicht
so ausgemacht, als sie gerne glauben machen möchte. Es wird jedenfalls einen harten
Kampf koste", und groß wird die antiliberalc Mehrheit in keinem Falle sein. Die
Regales, d. h. königlichen Einbernfungsfchrciben sind bereits hcrabgelangt, und um die
Mitte des künftigen Monats werden die Wahlen stattfinden. Ich werde Ihnen das
Resultat derselben ungesäumt mittheilen. Von den Kandidaten, die von größerer Be¬
deutung für den Landtag sein werden, sind vor Allen: Denk (für das Szaladcr Comitat),
SzcnMrÄyi und Kossuch (sür das Pcsther Coa.), EötvöS (für das Bvkcser Coa.) und
Szcmcrc (für das Bvrsoder Coa.) zu nennen. Ihren Führer wird die Ständetafcl
diesmal in Kossuth erkennen und das fürchtet die Regierung. Auch verabsäumt sie
nichts, sein Gewähltwcrdcn zu hintertreiben. Man stellt ihm einen Strohmann als
Gegner aus, da es sich dieser (Halusz heißt der Mann) sehr viel kosten lassen will,
auch unter den Propheten z" sein. Hat-isz ist freilich auch ein sogenannter Liberaler,
denn ein Conservativer würde es nicht wagen, als Kandidat sür's Pesthcr Comitat in
die Schränken zu treten, allein er ist kein Kossuth, und das ist der Regierungspartei
eben recht. Aber eine Schmach ist es für die Opposition immerhin, daß es in ihrer


Hoffnungen diese Begeisterung galt. Mögen es nun illuminirte Inschriften, wie „Lebe
so lange, als D» dem Vaterlande lebst!" oder begeisterte Anreden sein, die dem Lande
zum Dollmetsch dienten, der Erzherzog mußte es bei jedem Schritte suhlen, daß er
in einem constitutionellen Lande sei und daß man in ihm den Vertheidiger oft verletzter
Rechte begrüße. — Die Stelle des Statthalters, und worüber nun kein Zweifel mehr
ist, des künftigen Palatins ist aber wirklich eine höchst schwierige. Ungerechnet, daß
ihm das Terrain, das er jetzt betritt, noch so zu sagen fremd ist, fällt der Anfang
seines Wirkens in eine Zeit, die anch dein Geübtesten viel zu schaffen gäbe. Aus der
einen Seite von einer Regierung umgeben, die mit ungewohnter Energie alle Minen
springen laßt, ihren Stäbilitätsprineipien dem Scheine nach auf konstitutionellem Wege
Geltung und Uebergewicht zu schaffen, der Wahrheit nach aber jedes Mittel mit Freude
ergreifend, das nur irgend zum Ziele sührt, hat er es auf der andern Seite mit
einer Nation, wenigstens mit einem großen Theile derselben, zu thun, die glühend
und begeistert sür die Forderungen der Zeit die Staatsmaschine vorwärts treiben will.
Es gehört viel Kraft, Selbstständigkeit und vor allem Genie dazu, eine solche Stelle
in Ehren zu behaupten. Hier genügt es nicht mehr einen diplomatischen Janus abzu-
geben, der mit einem Gesichte nach vorn, mit dem ander» nach rückwärts beide» Par¬
teien zulächelt. Hier bedarf es ni»es Mannes, der im Bewußtsein seiner Stellung der
Regierung Selbstständigkeit zu zeigen vermag, aber auch nach unde» der übertreibender
Schwungkraft patriotischer Begeisterung das gehörige Gegengewicht zu bieten. Versöh¬
nend und vereinigend muß er zwischen beiden Mächten dastehen und den Muth haben,
die Bestrebungen der Nation zu unterstützen und die Anforderung der verwöhnten Regie¬
rung in ihre gesetzliche Schranken zurückzuweisen helfen. Daß dies keine geringe Auf¬
gabe sei, wird wohl jeder zugeben. Der Himmel füge es, daß wir im Erzherzoge
einen neue» Herkules begrüßen, welcher der vielköpfigen Hydra gewachsen, und den Au¬
giasstall der Bureaukratie zu säubern im Stande ist. An nöthigen Beistande wird es
ihm gewiß nicht fehlen. — Nur fürchten wir, man wird eben die ungewohnte Stellung
des Erzherzogs zur baldigen Auslösung des Landtages benutzen und diese damit beschö¬
nigen, daß man dem neuen Palatin erst Gelegenheit geben müsse, sich mit den Ver¬
hältnissen des Landes gehörig vertraut zu machen. Sollten die Wahlen im Sinne der
Opposition ausfallen, dann wird eS gewiß so kommen. Auch kann dies leicht geschehen,
denn die Majorität der Konservativen oder vielmehr der Regierungspartei ist noch nicht
so ausgemacht, als sie gerne glauben machen möchte. Es wird jedenfalls einen harten
Kampf koste», und groß wird die antiliberalc Mehrheit in keinem Falle sein. Die
Regales, d. h. königlichen Einbernfungsfchrciben sind bereits hcrabgelangt, und um die
Mitte des künftigen Monats werden die Wahlen stattfinden. Ich werde Ihnen das
Resultat derselben ungesäumt mittheilen. Von den Kandidaten, die von größerer Be¬
deutung für den Landtag sein werden, sind vor Allen: Denk (für das Szaladcr Comitat),
SzcnMrÄyi und Kossuch (sür das Pcsther Coa.), EötvöS (für das Bvkcser Coa.) und
Szcmcrc (für das Bvrsoder Coa.) zu nennen. Ihren Führer wird die Ständetafcl
diesmal in Kossuth erkennen und das fürchtet die Regierung. Auch verabsäumt sie
nichts, sein Gewähltwcrdcn zu hintertreiben. Man stellt ihm einen Strohmann als
Gegner aus, da es sich dieser (Halusz heißt der Mann) sehr viel kosten lassen will,
auch unter den Propheten z» sein. Hat-isz ist freilich auch ein sogenannter Liberaler,
denn ein Conservativer würde es nicht wagen, als Kandidat sür's Pesthcr Comitat in
die Schränken zu treten, allein er ist kein Kossuth, und das ist der Regierungspartei
eben recht. Aber eine Schmach ist es für die Opposition immerhin, daß es in ihrer


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/93>, abgerufen am 11.12.2024.