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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.

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Die Quarantaine-Anstalten
in der
Moldau und Walachei.

Ein nicht blos für die Moldau und Walachei, sondern auch für ganz Europa
sehr wichtiger Gegenstand sind die Absperrungsanstalten gegen die von der Türkei
drohende Gefahr ansteckender Krankheiten, welche schon so oft das Abendland heim¬
gesucht haben, und die, wenn auch gerade eine solche Krankheit dort nicht herrscht,
doch die Folge haben, daß Waaren und Reisende einer Menge Förmlichkeiten und
einem unangenehmen Aufenthalt ausgesetzt werden.

Sonst ward Oesterreich für das Bollwerk gehalten, welches die Pest schon
seit längerer Zeit von Europa abgehalten; allein seit dem dnrch den Frieden von
Adrianopel in diesen Fürstentümern mehr Ordnung und eine geregelte Ver¬
waltung eingeführt worden, hat man auch hier Contumazanstalten gegen die
Türkei angelegt, welche sich bisher so wohl bewährt haben, daß seit dem Jahre
1844 die durch die Moldau und Walachei gehenden Reisenden nur einer allge¬
meinen Untersuchung unterworfen und sofort nach einer Räucherung entlassen wor¬
den, wenn sie keine gistsaugenden Sachen bei sich führen.

Die Q-uarantaineanstalten in der Moldau und Walachei stehen unter einem
gemeinschaftlichen Chef, dem russischen wirklichen Staatsrathe Mavros, als Ge--
neraliuspector, der seinen Sitz zu Bukarest hat. Die Contumazbeamteu werden
in jedem Fürstenthume von dem Minister des Innern gewählt und vom Fürsten
bestätigt, die Sanitätsbeamtcn werden von dem Protomedicus jedes Fürstenthums
gewählt. Die Grenzbewachung ist insofern leicht, da die Moldau und Walachei
durch die Donau von der Türkei geschieden wird. Dennoch erstreckt sich diese
Grenzbewachung sür die Walachei, von Orsowa in Banat gegen 80 Meilen weit,
bis beinahe Galacz. Die Moldau hat nur für eine Grenze von ein paar Meilen
zu sorgen. Die Quarantaineärzte sind in der Moldau und Walachei beinahe
sämmtlich Deutsche und flößen durch die sorgsame Wahl, die man getroffen, all¬
gemeines Zutrauen ein.

Die Pest hat noch vor einigen Jahren hier gewüthet, sie ist schon oft hier
gewesen, sie kann wieder kommen; daher über diese Landplage umständlicher zu
berichten sein dürfte.


Gmizbvttn. IV. 1S47. 1
Die Quarantaine-Anstalten
in der
Moldau und Walachei.

Ein nicht blos für die Moldau und Walachei, sondern auch für ganz Europa
sehr wichtiger Gegenstand sind die Absperrungsanstalten gegen die von der Türkei
drohende Gefahr ansteckender Krankheiten, welche schon so oft das Abendland heim¬
gesucht haben, und die, wenn auch gerade eine solche Krankheit dort nicht herrscht,
doch die Folge haben, daß Waaren und Reisende einer Menge Förmlichkeiten und
einem unangenehmen Aufenthalt ausgesetzt werden.

Sonst ward Oesterreich für das Bollwerk gehalten, welches die Pest schon
seit längerer Zeit von Europa abgehalten; allein seit dem dnrch den Frieden von
Adrianopel in diesen Fürstentümern mehr Ordnung und eine geregelte Ver¬
waltung eingeführt worden, hat man auch hier Contumazanstalten gegen die
Türkei angelegt, welche sich bisher so wohl bewährt haben, daß seit dem Jahre
1844 die durch die Moldau und Walachei gehenden Reisenden nur einer allge¬
meinen Untersuchung unterworfen und sofort nach einer Räucherung entlassen wor¬
den, wenn sie keine gistsaugenden Sachen bei sich führen.

Die Q-uarantaineanstalten in der Moldau und Walachei stehen unter einem
gemeinschaftlichen Chef, dem russischen wirklichen Staatsrathe Mavros, als Ge--
neraliuspector, der seinen Sitz zu Bukarest hat. Die Contumazbeamteu werden
in jedem Fürstenthume von dem Minister des Innern gewählt und vom Fürsten
bestätigt, die Sanitätsbeamtcn werden von dem Protomedicus jedes Fürstenthums
gewählt. Die Grenzbewachung ist insofern leicht, da die Moldau und Walachei
durch die Donau von der Türkei geschieden wird. Dennoch erstreckt sich diese
Grenzbewachung sür die Walachei, von Orsowa in Banat gegen 80 Meilen weit,
bis beinahe Galacz. Die Moldau hat nur für eine Grenze von ein paar Meilen
zu sorgen. Die Quarantaineärzte sind in der Moldau und Walachei beinahe
sämmtlich Deutsche und flößen durch die sorgsame Wahl, die man getroffen, all¬
gemeines Zutrauen ein.

Die Pest hat noch vor einigen Jahren hier gewüthet, sie ist schon oft hier
gewesen, sie kann wieder kommen; daher über diese Landplage umständlicher zu
berichten sein dürfte.


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[0009] Die Quarantaine-Anstalten in der Moldau und Walachei. Ein nicht blos für die Moldau und Walachei, sondern auch für ganz Europa sehr wichtiger Gegenstand sind die Absperrungsanstalten gegen die von der Türkei drohende Gefahr ansteckender Krankheiten, welche schon so oft das Abendland heim¬ gesucht haben, und die, wenn auch gerade eine solche Krankheit dort nicht herrscht, doch die Folge haben, daß Waaren und Reisende einer Menge Förmlichkeiten und einem unangenehmen Aufenthalt ausgesetzt werden. Sonst ward Oesterreich für das Bollwerk gehalten, welches die Pest schon seit längerer Zeit von Europa abgehalten; allein seit dem dnrch den Frieden von Adrianopel in diesen Fürstentümern mehr Ordnung und eine geregelte Ver¬ waltung eingeführt worden, hat man auch hier Contumazanstalten gegen die Türkei angelegt, welche sich bisher so wohl bewährt haben, daß seit dem Jahre 1844 die durch die Moldau und Walachei gehenden Reisenden nur einer allge¬ meinen Untersuchung unterworfen und sofort nach einer Räucherung entlassen wor¬ den, wenn sie keine gistsaugenden Sachen bei sich führen. Die Q-uarantaineanstalten in der Moldau und Walachei stehen unter einem gemeinschaftlichen Chef, dem russischen wirklichen Staatsrathe Mavros, als Ge-- neraliuspector, der seinen Sitz zu Bukarest hat. Die Contumazbeamteu werden in jedem Fürstenthume von dem Minister des Innern gewählt und vom Fürsten bestätigt, die Sanitätsbeamtcn werden von dem Protomedicus jedes Fürstenthums gewählt. Die Grenzbewachung ist insofern leicht, da die Moldau und Walachei durch die Donau von der Türkei geschieden wird. Dennoch erstreckt sich diese Grenzbewachung sür die Walachei, von Orsowa in Banat gegen 80 Meilen weit, bis beinahe Galacz. Die Moldau hat nur für eine Grenze von ein paar Meilen zu sorgen. Die Quarantaineärzte sind in der Moldau und Walachei beinahe sämmtlich Deutsche und flößen durch die sorgsame Wahl, die man getroffen, all¬ gemeines Zutrauen ein. Die Pest hat noch vor einigen Jahren hier gewüthet, sie ist schon oft hier gewesen, sie kann wieder kommen; daher über diese Landplage umständlicher zu berichten sein dürfte. Gmizbvttn. IV. 1S47. 1

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/9>, abgerufen am 05.12.2024.