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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.

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dann die ständischen Debatten in zweckmäßigem Auszug gegeben werden. Zum Schluß
ist eine Tabelle angehängt, welche die Stellung der Juden zuerst in den verschiedenen
deutschen Staaten, dann in den übrigen europäischen Staaten in Parallele stellt,
Staatsbürgerrechte sind ihnen zugestanden- in Preußen seit 1812, in Baiern seit 18N,
in Würtemberg factisch, aber nicht ausdrücklich, in Baden seit 1808, in Kurhessen seit
I81"i, ebenso in Frankfurt a. M>, Braunschweig, Sachsen-Weimar und Meiningen,
Ju den übrigen deutschen Staaten sind sie ihnen nicht zugestanden. Die übrigen Ge¬
genstände, die in Vergleich gestellt werden, sind: Bevölkerung, Wohnrecht, Freizügig¬
keitsrecht, Gesetzgebung hinsichtlich der fremden Juden, Gcwerbsrechtc, Handelsrechte,
Grnndbesitzrcchtc, Befähigung z" verschiedenen Aemtern, zum Militär, ständische Rechte
(mir in den beiden Hesse" und Braunschweig zugestanden), dann die besonderen Pflich¬
ten der Juden, die Cultus- und Unterrichtöangelcgcnheiten, die soziale Stellung und
der Culturzustand. Zuletzt werden die einzelnen bedeutenden Männer, die sich in den
verschiedenen Ländern unter den Jude" hervorgethan haben, namhaft gemacht.'

Die schweizer Angelegenheit, soweit die Intervention der Großmächte ins Spiel
kommt, schien nach der Unterwerfung von Wallis, der Erklärung Lord PalmcrstonS im
englischen Parlament, welcher auch die vollständig umgestaltete Sprache im Journal des
Debats folgte, und nach Beilegung der Angelegenheit von Neufchatel erledigt; da er¬
scheint Plötzlich, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, der fulminante Artikel im öster¬
reichischen Beobachter, verdreht das aller Welt bekannte und selbst von den Gegnern
der Eidgenossen nur noch schwach angefochtene Rechtsverhältniß, und droht in'nicht
ganz bestimmten, aber doch ziemlich impertinenten Ausdrücken auch jetzt noch mit einer
bewaffneten Vermittelung, jetzt, wo es sich zeigt, daß selbst diejenigen Cantone, denen
man den ärgsten Fanatismus und die finsterste Bigotterie zutraute, theils geknechtet,
theils augenblicklich verführt waren von einer kleinen Bande erkaufter Verräther, die
mit dem Ausland gegen die Freiheit ihres Vaterlandes conspirirten. Hoffentlich wer¬
den sich aber selbst die Abgeordneten der " conservativen " Mächte scheuen, einem Sieg¬
wart Müller, nachdem man ihm eben die geraubte Kasse abgenommen hat, nachzulaufen
und mit ihm, wie mit einem Ebenbürtigen, im Namen ihrer souveraine zu unterhandeln.
Jedenfalls hat die Eidgenossenschaft das Recht, solche Unterhandlung nicht zu dulden.


Viti
Monatsrosen von Karl Beck.

To eben empfingen wir ein glänzend ausgestattetes Heft neuer Gcistcsproductionen
unsres trefflichen Karl Beck. Wenn es schon eine Erquickung ist, nach dem ziemlich
laugen Schweigen, welches die deutsche Muse beobachtete, wieder einmal einen Klang
zu vernehmen, so wird unser Genuß aufs Aeußerste erhöht, wenn dieser Klang in so
herrlicher Mclodieenfülle, wie hier, der Lyra entströmt. K. Beck hat mit diesem Hefte
ein umfangreiches Unternehmen begonnen, ein Wert, welches den Lesern ebenso die
Vortheile einer Monatsschrift, wie die Annehmlichkeiten einzelner für sich abgeschlossener
Bücher bietet; und es dürfte sich dieser Weg, seine in letzter Zeit theils vollendeten,
theils vorbereiteten Schöpfungen mitzutheilen, in jeder Hinsicht die Anerkennung des
Publikums erwerben.

Das vorliegende Januarheft der "Monatsrosen" enthält in zwei Abtheilungen:
"Berliner Elegien" und "Amoretten." Es würde die Grenzen einer Correspondenz


dann die ständischen Debatten in zweckmäßigem Auszug gegeben werden. Zum Schluß
ist eine Tabelle angehängt, welche die Stellung der Juden zuerst in den verschiedenen
deutschen Staaten, dann in den übrigen europäischen Staaten in Parallele stellt,
Staatsbürgerrechte sind ihnen zugestanden- in Preußen seit 1812, in Baiern seit 18N,
in Würtemberg factisch, aber nicht ausdrücklich, in Baden seit 1808, in Kurhessen seit
I81«i, ebenso in Frankfurt a. M>, Braunschweig, Sachsen-Weimar und Meiningen,
Ju den übrigen deutschen Staaten sind sie ihnen nicht zugestanden. Die übrigen Ge¬
genstände, die in Vergleich gestellt werden, sind: Bevölkerung, Wohnrecht, Freizügig¬
keitsrecht, Gesetzgebung hinsichtlich der fremden Juden, Gcwerbsrechtc, Handelsrechte,
Grnndbesitzrcchtc, Befähigung z» verschiedenen Aemtern, zum Militär, ständische Rechte
(mir in den beiden Hesse» und Braunschweig zugestanden), dann die besonderen Pflich¬
ten der Juden, die Cultus- und Unterrichtöangelcgcnheiten, die soziale Stellung und
der Culturzustand. Zuletzt werden die einzelnen bedeutenden Männer, die sich in den
verschiedenen Ländern unter den Jude» hervorgethan haben, namhaft gemacht.'

Die schweizer Angelegenheit, soweit die Intervention der Großmächte ins Spiel
kommt, schien nach der Unterwerfung von Wallis, der Erklärung Lord PalmcrstonS im
englischen Parlament, welcher auch die vollständig umgestaltete Sprache im Journal des
Debats folgte, und nach Beilegung der Angelegenheit von Neufchatel erledigt; da er¬
scheint Plötzlich, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, der fulminante Artikel im öster¬
reichischen Beobachter, verdreht das aller Welt bekannte und selbst von den Gegnern
der Eidgenossen nur noch schwach angefochtene Rechtsverhältniß, und droht in'nicht
ganz bestimmten, aber doch ziemlich impertinenten Ausdrücken auch jetzt noch mit einer
bewaffneten Vermittelung, jetzt, wo es sich zeigt, daß selbst diejenigen Cantone, denen
man den ärgsten Fanatismus und die finsterste Bigotterie zutraute, theils geknechtet,
theils augenblicklich verführt waren von einer kleinen Bande erkaufter Verräther, die
mit dem Ausland gegen die Freiheit ihres Vaterlandes conspirirten. Hoffentlich wer¬
den sich aber selbst die Abgeordneten der „ conservativen " Mächte scheuen, einem Sieg¬
wart Müller, nachdem man ihm eben die geraubte Kasse abgenommen hat, nachzulaufen
und mit ihm, wie mit einem Ebenbürtigen, im Namen ihrer souveraine zu unterhandeln.
Jedenfalls hat die Eidgenossenschaft das Recht, solche Unterhandlung nicht zu dulden.


Viti
Monatsrosen von Karl Beck.

To eben empfingen wir ein glänzend ausgestattetes Heft neuer Gcistcsproductionen
unsres trefflichen Karl Beck. Wenn es schon eine Erquickung ist, nach dem ziemlich
laugen Schweigen, welches die deutsche Muse beobachtete, wieder einmal einen Klang
zu vernehmen, so wird unser Genuß aufs Aeußerste erhöht, wenn dieser Klang in so
herrlicher Mclodieenfülle, wie hier, der Lyra entströmt. K. Beck hat mit diesem Hefte
ein umfangreiches Unternehmen begonnen, ein Wert, welches den Lesern ebenso die
Vortheile einer Monatsschrift, wie die Annehmlichkeiten einzelner für sich abgeschlossener
Bücher bietet; und es dürfte sich dieser Weg, seine in letzter Zeit theils vollendeten,
theils vorbereiteten Schöpfungen mitzutheilen, in jeder Hinsicht die Anerkennung des
Publikums erwerben.

Das vorliegende Januarheft der „Monatsrosen" enthält in zwei Abtheilungen:
„Berliner Elegien" und „Amoretten." Es würde die Grenzen einer Correspondenz


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[0563] dann die ständischen Debatten in zweckmäßigem Auszug gegeben werden. Zum Schluß ist eine Tabelle angehängt, welche die Stellung der Juden zuerst in den verschiedenen deutschen Staaten, dann in den übrigen europäischen Staaten in Parallele stellt, Staatsbürgerrechte sind ihnen zugestanden- in Preußen seit 1812, in Baiern seit 18N, in Würtemberg factisch, aber nicht ausdrücklich, in Baden seit 1808, in Kurhessen seit I81«i, ebenso in Frankfurt a. M>, Braunschweig, Sachsen-Weimar und Meiningen, Ju den übrigen deutschen Staaten sind sie ihnen nicht zugestanden. Die übrigen Ge¬ genstände, die in Vergleich gestellt werden, sind: Bevölkerung, Wohnrecht, Freizügig¬ keitsrecht, Gesetzgebung hinsichtlich der fremden Juden, Gcwerbsrechtc, Handelsrechte, Grnndbesitzrcchtc, Befähigung z» verschiedenen Aemtern, zum Militär, ständische Rechte (mir in den beiden Hesse» und Braunschweig zugestanden), dann die besonderen Pflich¬ ten der Juden, die Cultus- und Unterrichtöangelcgcnheiten, die soziale Stellung und der Culturzustand. Zuletzt werden die einzelnen bedeutenden Männer, die sich in den verschiedenen Ländern unter den Jude» hervorgethan haben, namhaft gemacht.' Die schweizer Angelegenheit, soweit die Intervention der Großmächte ins Spiel kommt, schien nach der Unterwerfung von Wallis, der Erklärung Lord PalmcrstonS im englischen Parlament, welcher auch die vollständig umgestaltete Sprache im Journal des Debats folgte, und nach Beilegung der Angelegenheit von Neufchatel erledigt; da er¬ scheint Plötzlich, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, der fulminante Artikel im öster¬ reichischen Beobachter, verdreht das aller Welt bekannte und selbst von den Gegnern der Eidgenossen nur noch schwach angefochtene Rechtsverhältniß, und droht in'nicht ganz bestimmten, aber doch ziemlich impertinenten Ausdrücken auch jetzt noch mit einer bewaffneten Vermittelung, jetzt, wo es sich zeigt, daß selbst diejenigen Cantone, denen man den ärgsten Fanatismus und die finsterste Bigotterie zutraute, theils geknechtet, theils augenblicklich verführt waren von einer kleinen Bande erkaufter Verräther, die mit dem Ausland gegen die Freiheit ihres Vaterlandes conspirirten. Hoffentlich wer¬ den sich aber selbst die Abgeordneten der „ conservativen " Mächte scheuen, einem Sieg¬ wart Müller, nachdem man ihm eben die geraubte Kasse abgenommen hat, nachzulaufen und mit ihm, wie mit einem Ebenbürtigen, im Namen ihrer souveraine zu unterhandeln. Jedenfalls hat die Eidgenossenschaft das Recht, solche Unterhandlung nicht zu dulden. Viti Monatsrosen von Karl Beck. To eben empfingen wir ein glänzend ausgestattetes Heft neuer Gcistcsproductionen unsres trefflichen Karl Beck. Wenn es schon eine Erquickung ist, nach dem ziemlich laugen Schweigen, welches die deutsche Muse beobachtete, wieder einmal einen Klang zu vernehmen, so wird unser Genuß aufs Aeußerste erhöht, wenn dieser Klang in so herrlicher Mclodieenfülle, wie hier, der Lyra entströmt. K. Beck hat mit diesem Hefte ein umfangreiches Unternehmen begonnen, ein Wert, welches den Lesern ebenso die Vortheile einer Monatsschrift, wie die Annehmlichkeiten einzelner für sich abgeschlossener Bücher bietet; und es dürfte sich dieser Weg, seine in letzter Zeit theils vollendeten, theils vorbereiteten Schöpfungen mitzutheilen, in jeder Hinsicht die Anerkennung des Publikums erwerben. Das vorliegende Januarheft der „Monatsrosen" enthält in zwei Abtheilungen: „Berliner Elegien" und „Amoretten." Es würde die Grenzen einer Correspondenz

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/563>, abgerufen am 11.12.2024.