Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.II. Aus Bremen. Mcrcmttile FortschrittSbestr-dura-n. -- StcinhauscrS Psyche. -- Die Kunsthalle. -- Adolph Stahr. --- Die Bremer Zeitung und Karl Andrer. -- Erleichterung für Reisende. Rührige Leute sind unsere Bremer Handelsrcpublikancr, das muß ihnen der Neid II. Aus Bremen. Mcrcmttile FortschrittSbestr-dura-n. — StcinhauscrS Psyche. — Die Kunsthalle. — Adolph Stahr. —- Die Bremer Zeitung und Karl Andrer. — Erleichterung für Reisende. Rührige Leute sind unsere Bremer Handelsrcpublikancr, das muß ihnen der Neid <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0450" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/185214"/> </div> </div> <div n="2"> <head> II.<lb/> Aus Bremen.</head><lb/> <note type="argument"> Mcrcmttile FortschrittSbestr-dura-n. — StcinhauscrS Psyche. — Die Kunsthalle. — Adolph Stahr. —-<lb/> Die Bremer Zeitung und Karl Andrer. — Erleichterung für Reisende.</note><lb/> <p xml:id="ID_1474" next="#ID_1475"> Rührige Leute sind unsere Bremer Handelsrcpublikancr, das muß ihnen der Neid<lb/> lassen, so viel er ihnen nachsagt, und grade ihrer Rührigkeit und Strebsamkeit wegen an<lb/> dem Zeug zu flicken sucht. Kaum haben sie die transatlantische geregelte Danipfschifffahrts-<lb/> verbindung erreicht, und damit zum nicht geringen Verdrusse der hansaschwcstcrlichen<lb/> Freundin Hammonia ihrem Bremen eine neue Wichtigkeit für deu europäischen und spe¬<lb/> ciell deutschen Handelsverkehr gegeben, so streben sie schon wieder nach einem neuen<lb/> Zuwachs ihrer Handelsmacht und Bedeutsamkeit. Es gilt jetzt die Aufhebung der Tran¬<lb/> sitzölle sür die von der Schweiz und dem Süden her dnrch den Zollverein passirendcn<lb/> Producte, und insbesondere sür die Baumwolle zu erwirken, und dadurch Bremen ne¬<lb/> ben Havre und Liverpool zum dritten Hauptplatze sür den Baumwvllenlmndel zu erheben.<lb/> Und es wird ihnen, bei der ehrenhaften Ausdauer, mit welcher sie ihre Pläne verfolgen,<lb/> und sich durch keine Mühe und keine noch so oft sich wiederholende Vereitelung ihrer An¬<lb/> strengungen abschrecken lassen, ohne Zweifel auch hier gelingen. Dabei ist es nun um<lb/> so erfreulicher, daß Bremen über seinen vorwiegenden merkantilischen und materiellen In¬<lb/> teressen auch die Pflege der geistigen und idealen keineswegs vernachlässigt. Der so<lb/> eben ausgegebene Bericht über die letzte (fünfte) hier gehaltene Gemäldeausstellung kann<lb/> dafür einen Beleg geben. Wir- erfahren ans demselben zunächst mit großer Freude,<lb/> daß das herrliche Kunstwerk unseres bremischen Landsmannes, des Bildhauers Karl<lb/> Steinhäuser in Rom, die gefesselte Psyche, durch eine zusammengetretene An¬<lb/> zahl por Kunstfreunden aus der Mitte unserer Vereinsmitglieder sür den Preis von<lb/> fünfzehnhundert Thaler angekauft worden ist, und zwar zu dem höchst anerkennens-<lb/> werther Zwecke, dieses Kunstwerk dem Vereine selbst zum Schmuck unserer neuen<lb/> Knnsthallc, die sich an unserer Promenade in würdiger Gestalt erhebt, bei ihrer<lb/> Eröffnung zum Geschenk darzubringen. Je seltener in unserer Zeit die Beweise<lb/> eines solchen Gemeinsinnes unter denen sind, welche.die Mittel zu allen Genüssen be¬<lb/> sitzen, und die leider nur zu sehr geneigt sind, auch die Kunst und ihren Genuß zum<lb/> Privilegium zu machen, um so größere Anerkennung hat ein solches Beispiel, wie das<lb/> oben erwähnte, anzusprechen. Was die Kunst betrifft, so ist es nur zu wahr, daß sie<lb/> mehr und mehr Salonlnxus geworden, und aus dem Leben des Volks und aus der Öf¬<lb/> fentlichkeit mehr und mehr verschwunden ist. „Man könnte sich," sagt über dieses Kapitel<lb/> Adolph Stahr in seinem Italien mit Recht, „man könnte sich mit der Banquiers¬<lb/> herrschast unserer Zeit noch in etwas versöhwen, wenn der Reichthum wenigstens etwas<lb/> für die Kunst und den Schmuck des allgemeinen Lebens durch die Kunst thäte. Aber<lb/> von wie wenigen unserer reichen Kaufleute z. B. kann dies gesagt werden! und unter<lb/> diesen Wenigen wiederum, wie Wenige thun das, was sie etwa thun, aus wahrem<lb/> Interesse und Verständniß und nicht des Luxus und der Mode wegen. Und endlich,<lb/> wer ist der z. B. in * * * (da der Sprechende in dem Buche ein Bremer, unser<lb/> Landsmann Steinhäuser ist, so dürste mit den Sternen wohl unser Bremen gemeint<lb/> sein) spräche: nicht etwa: ich will meines Reichthums einen Theil zur Freude meiner<lb/> Stadt verwenden, ihr ein Bild, ein Denkmal, einen knnstgcschmücktcn Brunnen oder<lb/> sonst ein Kunstwerk schenken! Nein,5 wer öffnet nur die Kunstwerke, welche er etwa<lb/> besitzt, Mitbürgern und Fremden zu freiem Mitgenusse, wie das doch in Italien fast</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0450]
II.
Aus Bremen.
Mcrcmttile FortschrittSbestr-dura-n. — StcinhauscrS Psyche. — Die Kunsthalle. — Adolph Stahr. —-
Die Bremer Zeitung und Karl Andrer. — Erleichterung für Reisende.
Rührige Leute sind unsere Bremer Handelsrcpublikancr, das muß ihnen der Neid
lassen, so viel er ihnen nachsagt, und grade ihrer Rührigkeit und Strebsamkeit wegen an
dem Zeug zu flicken sucht. Kaum haben sie die transatlantische geregelte Danipfschifffahrts-
verbindung erreicht, und damit zum nicht geringen Verdrusse der hansaschwcstcrlichen
Freundin Hammonia ihrem Bremen eine neue Wichtigkeit für deu europäischen und spe¬
ciell deutschen Handelsverkehr gegeben, so streben sie schon wieder nach einem neuen
Zuwachs ihrer Handelsmacht und Bedeutsamkeit. Es gilt jetzt die Aufhebung der Tran¬
sitzölle sür die von der Schweiz und dem Süden her dnrch den Zollverein passirendcn
Producte, und insbesondere sür die Baumwolle zu erwirken, und dadurch Bremen ne¬
ben Havre und Liverpool zum dritten Hauptplatze sür den Baumwvllenlmndel zu erheben.
Und es wird ihnen, bei der ehrenhaften Ausdauer, mit welcher sie ihre Pläne verfolgen,
und sich durch keine Mühe und keine noch so oft sich wiederholende Vereitelung ihrer An¬
strengungen abschrecken lassen, ohne Zweifel auch hier gelingen. Dabei ist es nun um
so erfreulicher, daß Bremen über seinen vorwiegenden merkantilischen und materiellen In¬
teressen auch die Pflege der geistigen und idealen keineswegs vernachlässigt. Der so
eben ausgegebene Bericht über die letzte (fünfte) hier gehaltene Gemäldeausstellung kann
dafür einen Beleg geben. Wir- erfahren ans demselben zunächst mit großer Freude,
daß das herrliche Kunstwerk unseres bremischen Landsmannes, des Bildhauers Karl
Steinhäuser in Rom, die gefesselte Psyche, durch eine zusammengetretene An¬
zahl por Kunstfreunden aus der Mitte unserer Vereinsmitglieder sür den Preis von
fünfzehnhundert Thaler angekauft worden ist, und zwar zu dem höchst anerkennens-
werther Zwecke, dieses Kunstwerk dem Vereine selbst zum Schmuck unserer neuen
Knnsthallc, die sich an unserer Promenade in würdiger Gestalt erhebt, bei ihrer
Eröffnung zum Geschenk darzubringen. Je seltener in unserer Zeit die Beweise
eines solchen Gemeinsinnes unter denen sind, welche.die Mittel zu allen Genüssen be¬
sitzen, und die leider nur zu sehr geneigt sind, auch die Kunst und ihren Genuß zum
Privilegium zu machen, um so größere Anerkennung hat ein solches Beispiel, wie das
oben erwähnte, anzusprechen. Was die Kunst betrifft, so ist es nur zu wahr, daß sie
mehr und mehr Salonlnxus geworden, und aus dem Leben des Volks und aus der Öf¬
fentlichkeit mehr und mehr verschwunden ist. „Man könnte sich," sagt über dieses Kapitel
Adolph Stahr in seinem Italien mit Recht, „man könnte sich mit der Banquiers¬
herrschast unserer Zeit noch in etwas versöhwen, wenn der Reichthum wenigstens etwas
für die Kunst und den Schmuck des allgemeinen Lebens durch die Kunst thäte. Aber
von wie wenigen unserer reichen Kaufleute z. B. kann dies gesagt werden! und unter
diesen Wenigen wiederum, wie Wenige thun das, was sie etwa thun, aus wahrem
Interesse und Verständniß und nicht des Luxus und der Mode wegen. Und endlich,
wer ist der z. B. in * * * (da der Sprechende in dem Buche ein Bremer, unser
Landsmann Steinhäuser ist, so dürste mit den Sternen wohl unser Bremen gemeint
sein) spräche: nicht etwa: ich will meines Reichthums einen Theil zur Freude meiner
Stadt verwenden, ihr ein Bild, ein Denkmal, einen knnstgcschmücktcn Brunnen oder
sonst ein Kunstwerk schenken! Nein,5 wer öffnet nur die Kunstwerke, welche er etwa
besitzt, Mitbürgern und Fremden zu freiem Mitgenusse, wie das doch in Italien fast
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