Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.Drei Walhalla - Nichtgenossen. --Dann wird der Bayerfürst seinen Wappenschild Grimm? deutsche Sagen. O deutscher Ruhm, wärst du die Glocke rein, Am Thurm der Eintracht hängend hoch im Freir, Glücksel'ge Hand, die diese Glocke rührt! O deutsche Kunst, wärst du die Muse frei, Dein schöner Leib entstellt nicht von Livrei, Von Banden deine Flügel nicht umschnürt! Die deutsche Kunst hat jüngst am deutschen Strom Dem deutschen Ruhm gebant deu griech'schen Dom. Walhalla! Große Todte bat gesellig Ein deutscher Fürst in's Haus am Stans geladen, Deß Marmorsäulen jetzt im Mondlicht baden Und sich im Strome spiegeln selbstgefällig; Kein Schmeichler ist der Strom, im Spiegel schimmert Der stolze Ban zerschwankend und zertrümmert. -- Wer deutsche Größen richtend wägt und mißt, Deß Herz sei groß und stark wie Deutschland ist, Den Strahlenkranz des Ruhmes zu ertragen Auch jeuer Größen, die ihm Wunden schlagen! Ha Mitternacht! Fernher verhallen träge Vom Thurm der alten Stadt zwölf Glockenschläge. In langem Zug gespenstisch, feierlich Empor die breiten Tempelstufen schreiten Des Fürsten Gäste, Trachten aller Zeiten; Die Einen strecken, Andre bücken sich, Daß Kleinheit dreist zur Größe sich bequeme, Daß hob'rer Wuchs die Niedern nicht beschaue. Der Zug ist eingetreten in die Hallen Und rasselnd sind die Pforten zugefallen. Grenzboten. IV. Is47. SÄ
Drei Walhalla - Nichtgenossen. --Dann wird der Bayerfürst seinen Wappenschild Grimm? deutsche Sagen. O deutscher Ruhm, wärst du die Glocke rein, Am Thurm der Eintracht hängend hoch im Freir, Glücksel'ge Hand, die diese Glocke rührt! O deutsche Kunst, wärst du die Muse frei, Dein schöner Leib entstellt nicht von Livrei, Von Banden deine Flügel nicht umschnürt! Die deutsche Kunst hat jüngst am deutschen Strom Dem deutschen Ruhm gebant deu griech'schen Dom. Walhalla! Große Todte bat gesellig Ein deutscher Fürst in's Haus am Stans geladen, Deß Marmorsäulen jetzt im Mondlicht baden Und sich im Strome spiegeln selbstgefällig; Kein Schmeichler ist der Strom, im Spiegel schimmert Der stolze Ban zerschwankend und zertrümmert. — Wer deutsche Größen richtend wägt und mißt, Deß Herz sei groß und stark wie Deutschland ist, Den Strahlenkranz des Ruhmes zu ertragen Auch jeuer Größen, die ihm Wunden schlagen! Ha Mitternacht! Fernher verhallen träge Vom Thurm der alten Stadt zwölf Glockenschläge. In langem Zug gespenstisch, feierlich Empor die breiten Tempelstufen schreiten Des Fürsten Gäste, Trachten aller Zeiten; Die Einen strecken, Andre bücken sich, Daß Kleinheit dreist zur Größe sich bequeme, Daß hob'rer Wuchs die Niedern nicht beschaue. Der Zug ist eingetreten in die Hallen Und rasselnd sind die Pforten zugefallen. Grenzboten. IV. Is47. SÄ
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0417" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/185181"/> </div> </div> <div n="1"> <head> Drei Walhalla - Nichtgenossen.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <quote type="epigraph"> --Dann wird der Bayerfürst seinen Wappenschild<lb/> daran aufs.inaen und niemand wisse», was es zu bedeu¬<lb/> ten hat.</quote><lb/> <note type="bibl"> Grimm? deutsche Sagen.</note><lb/> <lg xml:id="POEMID_7" type="poem"> <l> O deutscher Ruhm, wärst du die Glocke rein,<lb/> Am Thurm der Eintracht hängend hoch im Freir,<lb/> Glücksel'ge Hand, die diese Glocke rührt!<lb/> O deutsche Kunst, wärst du die Muse frei,<lb/> Dein schöner Leib entstellt nicht von Livrei,<lb/> Von Banden deine Flügel nicht umschnürt!</l> <l> Die deutsche Kunst hat jüngst am deutschen Strom<lb/> Dem deutschen Ruhm gebant deu griech'schen Dom.<lb/> Walhalla! Große Todte bat gesellig<lb/> Ein deutscher Fürst in's Haus am Stans geladen,<lb/> Deß Marmorsäulen jetzt im Mondlicht baden<lb/> Und sich im Strome spiegeln selbstgefällig;<lb/> Kein Schmeichler ist der Strom, im Spiegel schimmert<lb/> Der stolze Ban zerschwankend und zertrümmert. —<lb/> Wer deutsche Größen richtend wägt und mißt,<lb/> Deß Herz sei groß und stark wie Deutschland ist,<lb/> Den Strahlenkranz des Ruhmes zu ertragen<lb/> Auch jeuer Größen, die ihm Wunden schlagen!</l> <l> Ha Mitternacht! Fernher verhallen träge<lb/> Vom Thurm der alten Stadt zwölf Glockenschläge.<lb/> In langem Zug gespenstisch, feierlich<lb/> Empor die breiten Tempelstufen schreiten<lb/> Des Fürsten Gäste, Trachten aller Zeiten;<lb/> Die Einen strecken, Andre bücken sich,<lb/> Daß Kleinheit dreist zur Größe sich bequeme,<lb/> Daß hob'rer Wuchs die Niedern nicht beschaue.<lb/> Der Zug ist eingetreten in die Hallen<lb/> Und rasselnd sind die Pforten zugefallen.</l> </lg><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten. IV. Is47. SÄ</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0417]
Drei Walhalla - Nichtgenossen.
--Dann wird der Bayerfürst seinen Wappenschild
daran aufs.inaen und niemand wisse», was es zu bedeu¬
ten hat.
Grimm? deutsche Sagen.
O deutscher Ruhm, wärst du die Glocke rein,
Am Thurm der Eintracht hängend hoch im Freir,
Glücksel'ge Hand, die diese Glocke rührt!
O deutsche Kunst, wärst du die Muse frei,
Dein schöner Leib entstellt nicht von Livrei,
Von Banden deine Flügel nicht umschnürt! Die deutsche Kunst hat jüngst am deutschen Strom
Dem deutschen Ruhm gebant deu griech'schen Dom.
Walhalla! Große Todte bat gesellig
Ein deutscher Fürst in's Haus am Stans geladen,
Deß Marmorsäulen jetzt im Mondlicht baden
Und sich im Strome spiegeln selbstgefällig;
Kein Schmeichler ist der Strom, im Spiegel schimmert
Der stolze Ban zerschwankend und zertrümmert. —
Wer deutsche Größen richtend wägt und mißt,
Deß Herz sei groß und stark wie Deutschland ist,
Den Strahlenkranz des Ruhmes zu ertragen
Auch jeuer Größen, die ihm Wunden schlagen! Ha Mitternacht! Fernher verhallen träge
Vom Thurm der alten Stadt zwölf Glockenschläge.
In langem Zug gespenstisch, feierlich
Empor die breiten Tempelstufen schreiten
Des Fürsten Gäste, Trachten aller Zeiten;
Die Einen strecken, Andre bücken sich,
Daß Kleinheit dreist zur Größe sich bequeme,
Daß hob'rer Wuchs die Niedern nicht beschaue.
Der Zug ist eingetreten in die Hallen
Und rasselnd sind die Pforten zugefallen.
Grenzboten. IV. Is47. SÄ
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |