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Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band.

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bei der Einfahrt in den Bosphorus und in die Dardanellen Quarantäne machen,
und die von Europa zu Lande kommenden Reisenden zu Kutjah-Tschekmedge. Zu
Ende des Jahres 1838 ward das erste türkische Quarantainelazareth in der Ca-
serne zu Knleli bei Diengelkoi auf der asiatischen Seite des Bosphorus, eine
Stunde von Constantinopel errichtet.

Seit 1839 ist mit Zustimmung der fremden Gesandschaften angeordnet, daß
alle durch den Bosphorus gehenden Schiffe, nur wenn sie mit Gesundheitspässen
versehen sind, ohne Aufenthalt ihre Fahrt fortsetzen können; die damit nicht ver¬
sehenen müssen 10 bis 15 bis 20 Tage Quarantaine zu Kuleli auf der asiatischen Küste
mache". Ans beiden Seiten des Bosphorus ist ein Cordon von dem Meere ti
Marmora bis zum schwarzen Meere gezogen, und für die aus Aegypten kommen¬
den Schiffe ist die Insel Rhodus zum ersten Stalivusorte bestimmt. Demunge-
achtet haben die türkischen Quarantaineanstalten sich das allgemeine Zutrauen nicht
erwerben können und die meisten dabei angestellten deutschen Aerzte sind wieder
abgegangen.

Seit dem Jahre 1829 hat Servien Quarantaineanstalten gegen die Türkei
errichtet, und jetzt ist diese ganze Grenze mit Hecken und Zäunen umgeben, von
denen sich alle 1 bis 2 Stunden Wachthäuser für die bewaffnete Macht des Lan¬
des befinden. Es sind Qnarantaineämter zu Budujcvatz, am Zusammenfluß des
Tinot mit der Donau, zu Aleksinitze, zu Mohra-Gora, zu Lioubvvik und zu
Rutsiba, am Zusammenfluß der Drine mit der Sau eingerichtet. Nur durch diese
fünf Orte kann man ans der Türkei nach Servien gelangen, und zum Ausgange
nach der Türkei außerhalb dieser Orte ist eine besondere Erlaubniß des Fürsten
nothwendig. Die bedeutendste Contumazanstalt ist zu Aleksinitze, auf der großen
Straße nach Niselo, der Hauptverbindung zwischen Bulgarien und Servien; dort
fanden sich manchmal an 1200 Personen versammelt. Durch die Nachlässigkeit bei
Eröffnung der den Reisenden gehörigen Sachen, war dennoch im Jahr 1837 die
Pest in Servien eingedrungen und hatte besonders in dem Dorfe Nvjvn gewüthet;
man ließ den Doctor Nagy von Semlin kommen, um die Quarantaine zu Aleksi¬
nitze besser einzurichten, wobei die angesteckten Häuser und selbst das ganze Dorf
Rojou abgebrannt wurde. Die Contumazaustalt zu Bndujevatz bei Negotin ist
hauptsächlich für die Verbindung mit der Walachei bestimmt.

Auffallend ist es, daß in den Quarantaineanstalten die Pest so selten aus¬
bricht, obwohl täglich Menschen beschäftigt sind, alle Arten voll pcstfangendeu Waa¬
ren zu handhaben und zu lüften. In Semlin, wo die Hanptquarantaineanstalt
gegen die Türkei ist, hat sich seit beinahe 30 Jahren kein Pestfall ereignet, und
damals lediglich durch Contrebande; doch blieb die Contumazanstalt verschont.

Griechenland hat sich auf der Landgrenze gegen die Türkei abgesperrt, und
Lazarethe zu Zeitnn, Agrapha und Makronoros errichtet; Palikaren halten die
Grenze besetzt. Für die Schiffe sind Quarantaineanstalten zu Skiathos, Syra,


bei der Einfahrt in den Bosphorus und in die Dardanellen Quarantäne machen,
und die von Europa zu Lande kommenden Reisenden zu Kutjah-Tschekmedge. Zu
Ende des Jahres 1838 ward das erste türkische Quarantainelazareth in der Ca-
serne zu Knleli bei Diengelkoi auf der asiatischen Seite des Bosphorus, eine
Stunde von Constantinopel errichtet.

Seit 1839 ist mit Zustimmung der fremden Gesandschaften angeordnet, daß
alle durch den Bosphorus gehenden Schiffe, nur wenn sie mit Gesundheitspässen
versehen sind, ohne Aufenthalt ihre Fahrt fortsetzen können; die damit nicht ver¬
sehenen müssen 10 bis 15 bis 20 Tage Quarantaine zu Kuleli auf der asiatischen Küste
mache». Ans beiden Seiten des Bosphorus ist ein Cordon von dem Meere ti
Marmora bis zum schwarzen Meere gezogen, und für die aus Aegypten kommen¬
den Schiffe ist die Insel Rhodus zum ersten Stalivusorte bestimmt. Demunge-
achtet haben die türkischen Quarantaineanstalten sich das allgemeine Zutrauen nicht
erwerben können und die meisten dabei angestellten deutschen Aerzte sind wieder
abgegangen.

Seit dem Jahre 1829 hat Servien Quarantaineanstalten gegen die Türkei
errichtet, und jetzt ist diese ganze Grenze mit Hecken und Zäunen umgeben, von
denen sich alle 1 bis 2 Stunden Wachthäuser für die bewaffnete Macht des Lan¬
des befinden. Es sind Qnarantaineämter zu Budujcvatz, am Zusammenfluß des
Tinot mit der Donau, zu Aleksinitze, zu Mohra-Gora, zu Lioubvvik und zu
Rutsiba, am Zusammenfluß der Drine mit der Sau eingerichtet. Nur durch diese
fünf Orte kann man ans der Türkei nach Servien gelangen, und zum Ausgange
nach der Türkei außerhalb dieser Orte ist eine besondere Erlaubniß des Fürsten
nothwendig. Die bedeutendste Contumazanstalt ist zu Aleksinitze, auf der großen
Straße nach Niselo, der Hauptverbindung zwischen Bulgarien und Servien; dort
fanden sich manchmal an 1200 Personen versammelt. Durch die Nachlässigkeit bei
Eröffnung der den Reisenden gehörigen Sachen, war dennoch im Jahr 1837 die
Pest in Servien eingedrungen und hatte besonders in dem Dorfe Nvjvn gewüthet;
man ließ den Doctor Nagy von Semlin kommen, um die Quarantaine zu Aleksi¬
nitze besser einzurichten, wobei die angesteckten Häuser und selbst das ganze Dorf
Rojou abgebrannt wurde. Die Contumazaustalt zu Bndujevatz bei Negotin ist
hauptsächlich für die Verbindung mit der Walachei bestimmt.

Auffallend ist es, daß in den Quarantaineanstalten die Pest so selten aus¬
bricht, obwohl täglich Menschen beschäftigt sind, alle Arten voll pcstfangendeu Waa¬
ren zu handhaben und zu lüften. In Semlin, wo die Hanptquarantaineanstalt
gegen die Türkei ist, hat sich seit beinahe 30 Jahren kein Pestfall ereignet, und
damals lediglich durch Contrebande; doch blieb die Contumazanstalt verschont.

Griechenland hat sich auf der Landgrenze gegen die Türkei abgesperrt, und
Lazarethe zu Zeitnn, Agrapha und Makronoros errichtet; Palikaren halten die
Grenze besetzt. Für die Schiffe sind Quarantaineanstalten zu Skiathos, Syra,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341559_184763/13>, abgerufen am 22.07.2024.