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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.

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Und mälig wird die Landschaft mild und still, ,
Der Wasser Toben ist nicht mehr zu hören,
Frischgrüne Buchen rings statt schwarzer Föhren --
Die weite Flur ist schön wie ein Idyll.
Dem Herzen ist's, als sei's, vom Sturm verheert
Allmäl'gen Schritt's zum Frieden rückgekehrt.
Hier hat noch nicht getobt die wilde Schlacht
Auf unzertretner Flur der Fruchtbaum lacht,
Die Donau geht durch Thaler ihre Bahn,
Auf Höh'n erzählen Burgen graue Chronik,
Die Seele denkt an's Land von Milch und Honig --
Es ist ein Winzerland, wie Canaan!
Die Rebengärten stehn mit fahlem Laube
Am Uferabhang, wo ihr Aares Gold
Im Morgenlicht die breite Donau rollt,
Und üppig hängt in dem Gehäg die Traube.
O Donauthal, du selbst bist wie ein Becher,
Darein die Sonne schaut, ein durst'ger Zecher,
Der sich erfreut an Glanz und Duft und Schimmer,
Stilllachelnd träumt und säumt und satt wird nimmer.
Ein seltnes Bild voll ungewohntem Leben
Sieht nun der Tag in seinem Glanz beginnen.
Statt buntberockter deutscher Winzerinnen
Wildbärtige Hussiten unter Reben!
Da klingen Lieder, schauriger und harter
Als jemals sie vernahm die deutsche Flut,
Und statt der Winzermesser schneiden Schwerter
Vom Rebenholz das süße Rebenblut.
Die Schilder aber sind in's Grün gesunken -
So tief in's frische Grün, man sieht sie kaum.
Sind's Krieger? sind es Kinder, die hier trunken
Aus ihren Helmen zechen auf dem Raum?
O alter Ziskci, Herr ob Tod und Leben
Der Kön'ge Schreck, der Völker Graun und Pein
O sah'se du unter deinem Dach von Reben
Nur heut dies Bild voll Glanz und Sonnenschein.
Du hörst den Winzerchor, die frohen Sänge,
Was, siehst du nicht das Festgesicht der Menge!
Wie starr dein Herz, ob nimmermehr hienieden.
Du schlossest heute mit der Menschheit Frieden!

Und mälig wird die Landschaft mild und still, ,
Der Wasser Toben ist nicht mehr zu hören,
Frischgrüne Buchen rings statt schwarzer Föhren —
Die weite Flur ist schön wie ein Idyll.
Dem Herzen ist's, als sei's, vom Sturm verheert
Allmäl'gen Schritt's zum Frieden rückgekehrt.
Hier hat noch nicht getobt die wilde Schlacht
Auf unzertretner Flur der Fruchtbaum lacht,
Die Donau geht durch Thaler ihre Bahn,
Auf Höh'n erzählen Burgen graue Chronik,
Die Seele denkt an's Land von Milch und Honig —
Es ist ein Winzerland, wie Canaan!
Die Rebengärten stehn mit fahlem Laube
Am Uferabhang, wo ihr Aares Gold
Im Morgenlicht die breite Donau rollt,
Und üppig hängt in dem Gehäg die Traube.
O Donauthal, du selbst bist wie ein Becher,
Darein die Sonne schaut, ein durst'ger Zecher,
Der sich erfreut an Glanz und Duft und Schimmer,
Stilllachelnd träumt und säumt und satt wird nimmer.
Ein seltnes Bild voll ungewohntem Leben
Sieht nun der Tag in seinem Glanz beginnen.
Statt buntberockter deutscher Winzerinnen
Wildbärtige Hussiten unter Reben!
Da klingen Lieder, schauriger und harter
Als jemals sie vernahm die deutsche Flut,
Und statt der Winzermesser schneiden Schwerter
Vom Rebenholz das süße Rebenblut.
Die Schilder aber sind in's Grün gesunken -
So tief in's frische Grün, man sieht sie kaum.
Sind's Krieger? sind es Kinder, die hier trunken
Aus ihren Helmen zechen auf dem Raum?
O alter Ziskci, Herr ob Tod und Leben
Der Kön'ge Schreck, der Völker Graun und Pein
O sah'se du unter deinem Dach von Reben
Nur heut dies Bild voll Glanz und Sonnenschein.
Du hörst den Winzerchor, die frohen Sänge,
Was, siehst du nicht das Festgesicht der Menge!
Wie starr dein Herz, ob nimmermehr hienieden.
Du schlossest heute mit der Menschheit Frieden!

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[0066] Und mälig wird die Landschaft mild und still, , Der Wasser Toben ist nicht mehr zu hören, Frischgrüne Buchen rings statt schwarzer Föhren — Die weite Flur ist schön wie ein Idyll. Dem Herzen ist's, als sei's, vom Sturm verheert Allmäl'gen Schritt's zum Frieden rückgekehrt. Hier hat noch nicht getobt die wilde Schlacht Auf unzertretner Flur der Fruchtbaum lacht, Die Donau geht durch Thaler ihre Bahn, Auf Höh'n erzählen Burgen graue Chronik, Die Seele denkt an's Land von Milch und Honig — Es ist ein Winzerland, wie Canaan! Die Rebengärten stehn mit fahlem Laube Am Uferabhang, wo ihr Aares Gold Im Morgenlicht die breite Donau rollt, Und üppig hängt in dem Gehäg die Traube. O Donauthal, du selbst bist wie ein Becher, Darein die Sonne schaut, ein durst'ger Zecher, Der sich erfreut an Glanz und Duft und Schimmer, Stilllachelnd träumt und säumt und satt wird nimmer. Ein seltnes Bild voll ungewohntem Leben Sieht nun der Tag in seinem Glanz beginnen. Statt buntberockter deutscher Winzerinnen Wildbärtige Hussiten unter Reben! Da klingen Lieder, schauriger und harter Als jemals sie vernahm die deutsche Flut, Und statt der Winzermesser schneiden Schwerter Vom Rebenholz das süße Rebenblut. Die Schilder aber sind in's Grün gesunken - So tief in's frische Grün, man sieht sie kaum. Sind's Krieger? sind es Kinder, die hier trunken Aus ihren Helmen zechen auf dem Raum? O alter Ziskci, Herr ob Tod und Leben Der Kön'ge Schreck, der Völker Graun und Pein O sah'se du unter deinem Dach von Reben Nur heut dies Bild voll Glanz und Sonnenschein. Du hörst den Winzerchor, die frohen Sänge, Was, siehst du nicht das Festgesicht der Menge! Wie starr dein Herz, ob nimmermehr hienieden. Du schlossest heute mit der Menschheit Frieden!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365123/66>, abgerufen am 26.08.2024.