Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.Desterreichisehs Negierungspläne in <Uaiiziei". Sie wünschen einige Aufschlüsse über Das, was in nächster Zu¬ Desterreichisehs Negierungspläne in <Uaiiziei». Sie wünschen einige Aufschlüsse über Das, was in nächster Zu¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0240" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183822"/> </div> <div n="1"> <head> Desterreichisehs Negierungspläne in <Uaiiziei».</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_651" next="#ID_652"> Sie wünschen einige Aufschlüsse über Das, was in nächster Zu¬<lb/> kunft in unserm so aufgeregten und unglücklichen Lande sich vorberei¬<lb/> tet? Solche Frage dürften vielleicht keine drei Personen in Galizien<lb/> zu beantworten im Stande sein, und unter diesen drei Personen ist<lb/> vielleicht auch nicht eine, die es mit Bestimmtheit thun könnte. Es ist<lb/> nicht zu leugnen, daß seit der Anwesenheit des Hof-Commissairs Grafen<lb/> Stadion offenbar ein bestimmter und energischer Regiernngsplan zur<lb/> Umgestaltung der Urbarialverhältnisse sich vorbereitet. Die strengen<lb/> Formen des Standrechts, die weniger in den Städten als auf dem<lb/> Lande Schrecken einjagen, sind keineswegs vom Standpunkte einer mi߬<lb/> verstandenen Humanität zu tadeln, vielmehr wurden sie von allen Deut¬<lb/> schen, die in Galizien ansässig sind und von allen nach Ordnung, Ge¬<lb/> setz und Schutz sich sehnenden Einwohnern als eine Nothwendigkeit<lb/> anerkannt, sowohl den ununterbrochen fort conspirirenden Edelleuten<lb/> gegenüber, die plan - und nutzlos nur die Fäden noch mehr verwirren<lb/> und ohne Hoffnung auf Erfolg nur noch eine größere Zahl von Fa¬<lb/> milien in unsägliches Leid stürzen, als hauptsächlich den zügellosen<lb/> Bauernhorden gegenüber, welche sich in den letzten Monaten in wahre<lb/> Räuberbanden umgewandelt haben und sich wie die Bestie, die Blut<lb/> geleckt, nach Erweiterung ihres Mordgeschäfts sehnten. Bevor man<lb/> etwas thun kann, muß vor Allem Leben und Eigenthum gesichert sein;<lb/> die spanischen Provinzen sind in den letzten Jahren oft genug bei viel<lb/> geringfügiger« Gelegenheiten in Belagerungszustand versetzt worden.<lb/> Und bei uns handelt es sich nicht blos um politische Emeuten, son¬<lb/> dern um räuberische Anfälle und Mordthaten. Glauben Sie nicht,<lb/> daß, weil ich ein Deutscher bin, mein Herz erbittert g"gen die Polen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0240]
Desterreichisehs Negierungspläne in <Uaiiziei».
Sie wünschen einige Aufschlüsse über Das, was in nächster Zu¬
kunft in unserm so aufgeregten und unglücklichen Lande sich vorberei¬
tet? Solche Frage dürften vielleicht keine drei Personen in Galizien
zu beantworten im Stande sein, und unter diesen drei Personen ist
vielleicht auch nicht eine, die es mit Bestimmtheit thun könnte. Es ist
nicht zu leugnen, daß seit der Anwesenheit des Hof-Commissairs Grafen
Stadion offenbar ein bestimmter und energischer Regiernngsplan zur
Umgestaltung der Urbarialverhältnisse sich vorbereitet. Die strengen
Formen des Standrechts, die weniger in den Städten als auf dem
Lande Schrecken einjagen, sind keineswegs vom Standpunkte einer mi߬
verstandenen Humanität zu tadeln, vielmehr wurden sie von allen Deut¬
schen, die in Galizien ansässig sind und von allen nach Ordnung, Ge¬
setz und Schutz sich sehnenden Einwohnern als eine Nothwendigkeit
anerkannt, sowohl den ununterbrochen fort conspirirenden Edelleuten
gegenüber, die plan - und nutzlos nur die Fäden noch mehr verwirren
und ohne Hoffnung auf Erfolg nur noch eine größere Zahl von Fa¬
milien in unsägliches Leid stürzen, als hauptsächlich den zügellosen
Bauernhorden gegenüber, welche sich in den letzten Monaten in wahre
Räuberbanden umgewandelt haben und sich wie die Bestie, die Blut
geleckt, nach Erweiterung ihres Mordgeschäfts sehnten. Bevor man
etwas thun kann, muß vor Allem Leben und Eigenthum gesichert sein;
die spanischen Provinzen sind in den letzten Jahren oft genug bei viel
geringfügiger« Gelegenheiten in Belagerungszustand versetzt worden.
Und bei uns handelt es sich nicht blos um politische Emeuten, son¬
dern um räuberische Anfälle und Mordthaten. Glauben Sie nicht,
daß, weil ich ein Deutscher bin, mein Herz erbittert g"gen die Polen
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