Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. IV. Band.stimmt aufzutreten, und nur trenn es gar nicht anders mehr gehen Freiherr von Rotenhan, der Präsident der bairischen zweiten Kam¬ Was nun, um zum Schluß dies auch noch zu erwähnen, die äu¬ stimmt aufzutreten, und nur trenn es gar nicht anders mehr gehen Freiherr von Rotenhan, der Präsident der bairischen zweiten Kam¬ Was nun, um zum Schluß dies auch noch zu erwähnen, die äu¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0238" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183820"/> <p xml:id="ID_645" prev="#ID_644"> stimmt aufzutreten, und nur trenn es gar nicht anders mehr gehen<lb/> wollte, machte er und zwar dann ganz bestimmt, von seinem Rechte<lb/> als Präsident Gebrauch und brach die zu heftigen Diskussionen ab.<lb/> Aber man merkte ihm an, wie ungern dies geschah. Sehr kam<lb/> ihm bei seiner Stellung die genaue persönliche Bekanntschaft mit fast<lb/> allen einzelnen Deputirten und die Achtung, die er noch als früherer<lb/> Lehrer einer großen Mehrzahl derselben genießt, zu Statten.</p><lb/> <p xml:id="ID_646"> Freiherr von Rotenhan, der Präsident der bairischen zweiten Kam¬<lb/> mer, wäre in Karlsruhe nicht an seinem Platze gewesen, obgleich er es in<lb/> München vollkommen war; die Gewandtheit Mittermaiers, das diplo-<lb/> matische'Talent zu vermitteln, das Bestreben, es möglichst Allen recht zu<lb/> machen, fehlten demselben gänzlich; an Nuhe, Leidenschaftslosigkeit,<lb/> strenger Unparteilichkeit und Vertrauen erweckender Würde konnte er<lb/> sich vollkommen mit demselben messen, ja hat ihn wohl hier und da<lb/> darin übertroffen. Herr von Notenhan hat in allen wichtigen Dingen<lb/> stets mit der Opposition gestimmt, aber ängstlich vermieden, ihr als<lb/> Präsident nur den mindesten Vorzug zu geben, ja er ist hierin vielleicht<lb/> bisweilen gar zu weit gegangen und hat das Ministerium be¬<lb/> vorzugt. Ist dies geschehen, wie hier und da behauptet wird, so ge¬<lb/> schah es nur aus zu peinlichen Gerechtigkeitsgefühl, damit ja die<lb/> Gegner nicht behaupten konnten, weil er stets gegen sie stimme, suche<lb/> er auch noch als Präsident ihnen zu schaden. Als Redner ist derselbe<lb/> vrrhältnißmäßig nur wenig aufgetreten, er hat dann klar, logisch und<lb/> verständig, aber sonst nicht ausgezeichnet, blühend, geistvoll oder ge¬<lb/> wandt gesprochen, in welch letzterer Eigenschaft vorzüglich Mittermaier<lb/> ihm überlegen ist. Zu vermitteln suchte Herr von Rotenhan nur we¬<lb/> nig, sondern ließ jede Partei nach Gutdünken reden und handeln, so¬<lb/> bald nur der Anstand nicht dadurch verletzt und die Geschäftsordnung<lb/> nicht gestört wurde; drohte es, hierzu zu kommen, so schritt er mit we¬<lb/> nigen ernsten Worten ein und erfüllte seine Präsidentenpflicht mit Strenge.</p><lb/> <p xml:id="ID_647" next="#ID_648"> Was nun, um zum Schluß dies auch noch zu erwähnen, die äu¬<lb/> ßere Einrichtung beider Kammern betrifft, so ist die zu Karlsruhe ent¬<lb/> schieden zweckmäßiger. Besonders die dortige Bestimmung, daß die<lb/> Deputirten sich ihre Plätze frei wählen können, ist besser als wie die<lb/> in München, wo die Sitze verlooft worden, und Alles ohne Unterschied<lb/> der Meinung bunt durcheinander sitzt. In Karlsruhe nimmt die Opvosi»<lb/> lion die linke Seite des Saales ein und wird daher nach französischer Art<lb/> kurzweg die „Linke" genannt, die gemäßigte Partei Mittermaier und der<lb/> Pfarrer Zittek an der Spitze, die Mitte, daher auch nur so, oder das</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0238]
stimmt aufzutreten, und nur trenn es gar nicht anders mehr gehen
wollte, machte er und zwar dann ganz bestimmt, von seinem Rechte
als Präsident Gebrauch und brach die zu heftigen Diskussionen ab.
Aber man merkte ihm an, wie ungern dies geschah. Sehr kam
ihm bei seiner Stellung die genaue persönliche Bekanntschaft mit fast
allen einzelnen Deputirten und die Achtung, die er noch als früherer
Lehrer einer großen Mehrzahl derselben genießt, zu Statten.
Freiherr von Rotenhan, der Präsident der bairischen zweiten Kam¬
mer, wäre in Karlsruhe nicht an seinem Platze gewesen, obgleich er es in
München vollkommen war; die Gewandtheit Mittermaiers, das diplo-
matische'Talent zu vermitteln, das Bestreben, es möglichst Allen recht zu
machen, fehlten demselben gänzlich; an Nuhe, Leidenschaftslosigkeit,
strenger Unparteilichkeit und Vertrauen erweckender Würde konnte er
sich vollkommen mit demselben messen, ja hat ihn wohl hier und da
darin übertroffen. Herr von Notenhan hat in allen wichtigen Dingen
stets mit der Opposition gestimmt, aber ängstlich vermieden, ihr als
Präsident nur den mindesten Vorzug zu geben, ja er ist hierin vielleicht
bisweilen gar zu weit gegangen und hat das Ministerium be¬
vorzugt. Ist dies geschehen, wie hier und da behauptet wird, so ge¬
schah es nur aus zu peinlichen Gerechtigkeitsgefühl, damit ja die
Gegner nicht behaupten konnten, weil er stets gegen sie stimme, suche
er auch noch als Präsident ihnen zu schaden. Als Redner ist derselbe
vrrhältnißmäßig nur wenig aufgetreten, er hat dann klar, logisch und
verständig, aber sonst nicht ausgezeichnet, blühend, geistvoll oder ge¬
wandt gesprochen, in welch letzterer Eigenschaft vorzüglich Mittermaier
ihm überlegen ist. Zu vermitteln suchte Herr von Rotenhan nur we¬
nig, sondern ließ jede Partei nach Gutdünken reden und handeln, so¬
bald nur der Anstand nicht dadurch verletzt und die Geschäftsordnung
nicht gestört wurde; drohte es, hierzu zu kommen, so schritt er mit we¬
nigen ernsten Worten ein und erfüllte seine Präsidentenpflicht mit Strenge.
Was nun, um zum Schluß dies auch noch zu erwähnen, die äu¬
ßere Einrichtung beider Kammern betrifft, so ist die zu Karlsruhe ent¬
schieden zweckmäßiger. Besonders die dortige Bestimmung, daß die
Deputirten sich ihre Plätze frei wählen können, ist besser als wie die
in München, wo die Sitze verlooft worden, und Alles ohne Unterschied
der Meinung bunt durcheinander sitzt. In Karlsruhe nimmt die Opvosi»
lion die linke Seite des Saales ein und wird daher nach französischer Art
kurzweg die „Linke" genannt, die gemäßigte Partei Mittermaier und der
Pfarrer Zittek an der Spitze, die Mitte, daher auch nur so, oder das
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