Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

den und wenn der alte Giachimo, dem die Oper in Paris vergebens
Hunderttausende für ein paar Acte zu Füßen legt, plötzlich in seiner
Heimath in voller Action auf die politische Bühne tritt: "In>:c,c, riclenlo
it civlc,!"

-- Von Humboldts "Cosmos" sind bereits zwei Drittheile des
zweiten Bandes gedruckt, und dieser wird daher unfehlbar noch im
Laufe dieses Jahres erscheinen. -- Ein anderer zweiter Band, dem wir
mit Spannung entgegen sehen, ist der von den vortrefflichen "Vorle¬
sungen über die Freiheitskriege" von I. G. Droysen. Wir kennen in
deutscher Sprache wenig Bücher, die bei so ernsthaftem Inhalt mit sol¬
cher Eleganz und liebenswürdiger Leichtigkeit geschrieben sind. Wir wer¬
den gleich nach dem Erscheinen des zweiten Bandes, der als unter der
Presse uns angekündigt ist, auf das ganze Werk in einer ausführlichen
Besprechung zurückkommen. -- Um noch einiger anderer zweiten Bände,
denen theils das Publicum, theils die Verleger selbst mit Ungeduld ent¬
gegen sehen, zu erwähnen, citiren wir den zweiten Band von Köberle's
"Rom unter den letzten drei Päpsten," ein Buch, welches, ohne große
wissenschaftliche Ansprüche zu machen, dennoch eine Masse interessanter
Details in einem sehr populären Style geschickt zusammenfaßt. Der
Verfasser, der bekanntlich früher als Jesuitenzögling in Rom gelebt hat,
dürfte, namentlich in Bezug auf das Leben des so eben verschiedenen
Papstes, manches bisher Unbekannte zu bieten wissen. -- Von Fürst
Pückler's "Rückkehr" sollte der zweite Band nicht lange auf sich war¬
ten lassen, damit er der etwas breiten Exposition des ersten Bandes zu
Hilfe komme und die mannichfache Opposition, die gegen diesen bereits
laut wurde, niederschlage. -- Von Achill Vaulabette's "Geschichte
der beiden Restaurationen" (übersetzt von Fink) müssen wir gleichfalls den
zweiten Band abwarten, bevor man ein Urtheil über die eigentliche Ten¬
denz dieses Buches, das ein zu Tode gesprochenes Thema aufnimmt, fäl¬
len kann. --- Schließlich fragen wir: Was wird denn endlich aus dem
seit Jahren versprochenen Band des List'schen Werkes. Die Veränder¬
ung, die mit dem "Zollvereinsblatt" vorgenommen werden sollen und die
dem Redacteur offenbar größere Mühen aufbürden/lassen befürchten, daß
das Erscheinen dieses zweiten Bandes mehr als je in den Hintergrund
geschoben ist.

-- Algier ist wieder "ruhig," "besiegt," "erobert" und Marschall
Bugeaud kehrt wieder heim zu seinen Laren. Aber Abd-el-Kader ist noch
immer nicht gefangen, trotz einer Armee von hundert zwanzig Tausend
Mann. Die Stellung der Franzosen in Afrika ist die eines Damen¬
spielers, der zwei Damen hat, während seinem Gegner nur eine übrig
blieb. Der mit den zwei Damen ist offenbar im Vortheil, da er aber
nicht noch einen kleinen Stein dabei hat, kann es ihm nicht gelingen, die
Dame seines Gegners zu erwischen, die fortwährend die große Linie des
Damenbrets in'nauf- und herunterzieht; er wird zwar immer im Vor¬
theil sein, aber er wird die Partie nicht gewinnen.


den und wenn der alte Giachimo, dem die Oper in Paris vergebens
Hunderttausende für ein paar Acte zu Füßen legt, plötzlich in seiner
Heimath in voller Action auf die politische Bühne tritt: „In>:c,c, riclenlo
it civlc,!"

— Von Humboldts „Cosmos" sind bereits zwei Drittheile des
zweiten Bandes gedruckt, und dieser wird daher unfehlbar noch im
Laufe dieses Jahres erscheinen. — Ein anderer zweiter Band, dem wir
mit Spannung entgegen sehen, ist der von den vortrefflichen „Vorle¬
sungen über die Freiheitskriege" von I. G. Droysen. Wir kennen in
deutscher Sprache wenig Bücher, die bei so ernsthaftem Inhalt mit sol¬
cher Eleganz und liebenswürdiger Leichtigkeit geschrieben sind. Wir wer¬
den gleich nach dem Erscheinen des zweiten Bandes, der als unter der
Presse uns angekündigt ist, auf das ganze Werk in einer ausführlichen
Besprechung zurückkommen. — Um noch einiger anderer zweiten Bände,
denen theils das Publicum, theils die Verleger selbst mit Ungeduld ent¬
gegen sehen, zu erwähnen, citiren wir den zweiten Band von Köberle's
„Rom unter den letzten drei Päpsten," ein Buch, welches, ohne große
wissenschaftliche Ansprüche zu machen, dennoch eine Masse interessanter
Details in einem sehr populären Style geschickt zusammenfaßt. Der
Verfasser, der bekanntlich früher als Jesuitenzögling in Rom gelebt hat,
dürfte, namentlich in Bezug auf das Leben des so eben verschiedenen
Papstes, manches bisher Unbekannte zu bieten wissen. — Von Fürst
Pückler's „Rückkehr" sollte der zweite Band nicht lange auf sich war¬
ten lassen, damit er der etwas breiten Exposition des ersten Bandes zu
Hilfe komme und die mannichfache Opposition, die gegen diesen bereits
laut wurde, niederschlage. — Von Achill Vaulabette's „Geschichte
der beiden Restaurationen" (übersetzt von Fink) müssen wir gleichfalls den
zweiten Band abwarten, bevor man ein Urtheil über die eigentliche Ten¬
denz dieses Buches, das ein zu Tode gesprochenes Thema aufnimmt, fäl¬
len kann. -— Schließlich fragen wir: Was wird denn endlich aus dem
seit Jahren versprochenen Band des List'schen Werkes. Die Veränder¬
ung, die mit dem „Zollvereinsblatt" vorgenommen werden sollen und die
dem Redacteur offenbar größere Mühen aufbürden/lassen befürchten, daß
das Erscheinen dieses zweiten Bandes mehr als je in den Hintergrund
geschoben ist.

— Algier ist wieder „ruhig," „besiegt," „erobert" und Marschall
Bugeaud kehrt wieder heim zu seinen Laren. Aber Abd-el-Kader ist noch
immer nicht gefangen, trotz einer Armee von hundert zwanzig Tausend
Mann. Die Stellung der Franzosen in Afrika ist die eines Damen¬
spielers, der zwei Damen hat, während seinem Gegner nur eine übrig
blieb. Der mit den zwei Damen ist offenbar im Vortheil, da er aber
nicht noch einen kleinen Stein dabei hat, kann es ihm nicht gelingen, die
Dame seines Gegners zu erwischen, die fortwährend die große Linie des
Damenbrets in'nauf- und herunterzieht; er wird zwar immer im Vor¬
theil sein, aber er wird die Partie nicht gewinnen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0590" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183013"/>
            <p xml:id="ID_1824" prev="#ID_1823"> den und wenn der alte Giachimo, dem die Oper in Paris vergebens<lb/>
Hunderttausende für ein paar Acte zu Füßen legt, plötzlich in seiner<lb/>
Heimath in voller Action auf die politische Bühne tritt: &#x201E;In&gt;:c,c, riclenlo<lb/>
it civlc,!"</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1825"> &#x2014; Von Humboldts &#x201E;Cosmos" sind bereits zwei Drittheile des<lb/>
zweiten Bandes gedruckt, und dieser wird daher unfehlbar noch im<lb/>
Laufe dieses Jahres erscheinen. &#x2014; Ein anderer zweiter Band, dem wir<lb/>
mit Spannung entgegen sehen, ist der von den vortrefflichen &#x201E;Vorle¬<lb/>
sungen über die Freiheitskriege" von I. G. Droysen. Wir kennen in<lb/>
deutscher Sprache wenig Bücher, die bei so ernsthaftem Inhalt mit sol¬<lb/>
cher Eleganz und liebenswürdiger Leichtigkeit geschrieben sind. Wir wer¬<lb/>
den gleich nach dem Erscheinen des zweiten Bandes, der als unter der<lb/>
Presse uns angekündigt ist, auf das ganze Werk in einer ausführlichen<lb/>
Besprechung zurückkommen. &#x2014; Um noch einiger anderer zweiten Bände,<lb/>
denen theils das Publicum, theils die Verleger selbst mit Ungeduld ent¬<lb/>
gegen sehen, zu erwähnen, citiren wir den zweiten Band von Köberle's<lb/>
&#x201E;Rom unter den letzten drei Päpsten," ein Buch, welches, ohne große<lb/>
wissenschaftliche Ansprüche zu machen, dennoch eine Masse interessanter<lb/>
Details in einem sehr populären Style geschickt zusammenfaßt. Der<lb/>
Verfasser, der bekanntlich früher als Jesuitenzögling in Rom gelebt hat,<lb/>
dürfte, namentlich in Bezug auf das Leben des so eben verschiedenen<lb/>
Papstes, manches bisher Unbekannte zu bieten wissen. &#x2014; Von Fürst<lb/>
Pückler's &#x201E;Rückkehr" sollte der zweite Band nicht lange auf sich war¬<lb/>
ten lassen, damit er der etwas breiten Exposition des ersten Bandes zu<lb/>
Hilfe komme und die mannichfache Opposition, die gegen diesen bereits<lb/>
laut wurde, niederschlage. &#x2014; Von Achill Vaulabette's &#x201E;Geschichte<lb/>
der beiden Restaurationen" (übersetzt von Fink) müssen wir gleichfalls den<lb/>
zweiten Band abwarten, bevor man ein Urtheil über die eigentliche Ten¬<lb/>
denz dieses Buches, das ein zu Tode gesprochenes Thema aufnimmt, fäl¬<lb/>
len kann. -&#x2014; Schließlich fragen wir: Was wird denn endlich aus dem<lb/>
seit Jahren versprochenen Band des List'schen Werkes. Die Veränder¬<lb/>
ung, die mit dem &#x201E;Zollvereinsblatt" vorgenommen werden sollen und die<lb/>
dem Redacteur offenbar größere Mühen aufbürden/lassen befürchten, daß<lb/>
das Erscheinen dieses zweiten Bandes mehr als je in den Hintergrund<lb/>
geschoben ist.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1826"> &#x2014; Algier ist wieder &#x201E;ruhig," &#x201E;besiegt," &#x201E;erobert" und Marschall<lb/>
Bugeaud kehrt wieder heim zu seinen Laren. Aber Abd-el-Kader ist noch<lb/>
immer nicht gefangen, trotz einer Armee von hundert zwanzig Tausend<lb/>
Mann. Die Stellung der Franzosen in Afrika ist die eines Damen¬<lb/>
spielers, der zwei Damen hat, während seinem Gegner nur eine übrig<lb/>
blieb. Der mit den zwei Damen ist offenbar im Vortheil, da er aber<lb/>
nicht noch einen kleinen Stein dabei hat, kann es ihm nicht gelingen, die<lb/>
Dame seines Gegners zu erwischen, die fortwährend die große Linie des<lb/>
Damenbrets in'nauf- und herunterzieht; er wird zwar immer im Vor¬<lb/>
theil sein, aber er wird die Partie nicht gewinnen.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0590] den und wenn der alte Giachimo, dem die Oper in Paris vergebens Hunderttausende für ein paar Acte zu Füßen legt, plötzlich in seiner Heimath in voller Action auf die politische Bühne tritt: „In>:c,c, riclenlo it civlc,!" — Von Humboldts „Cosmos" sind bereits zwei Drittheile des zweiten Bandes gedruckt, und dieser wird daher unfehlbar noch im Laufe dieses Jahres erscheinen. — Ein anderer zweiter Band, dem wir mit Spannung entgegen sehen, ist der von den vortrefflichen „Vorle¬ sungen über die Freiheitskriege" von I. G. Droysen. Wir kennen in deutscher Sprache wenig Bücher, die bei so ernsthaftem Inhalt mit sol¬ cher Eleganz und liebenswürdiger Leichtigkeit geschrieben sind. Wir wer¬ den gleich nach dem Erscheinen des zweiten Bandes, der als unter der Presse uns angekündigt ist, auf das ganze Werk in einer ausführlichen Besprechung zurückkommen. — Um noch einiger anderer zweiten Bände, denen theils das Publicum, theils die Verleger selbst mit Ungeduld ent¬ gegen sehen, zu erwähnen, citiren wir den zweiten Band von Köberle's „Rom unter den letzten drei Päpsten," ein Buch, welches, ohne große wissenschaftliche Ansprüche zu machen, dennoch eine Masse interessanter Details in einem sehr populären Style geschickt zusammenfaßt. Der Verfasser, der bekanntlich früher als Jesuitenzögling in Rom gelebt hat, dürfte, namentlich in Bezug auf das Leben des so eben verschiedenen Papstes, manches bisher Unbekannte zu bieten wissen. — Von Fürst Pückler's „Rückkehr" sollte der zweite Band nicht lange auf sich war¬ ten lassen, damit er der etwas breiten Exposition des ersten Bandes zu Hilfe komme und die mannichfache Opposition, die gegen diesen bereits laut wurde, niederschlage. — Von Achill Vaulabette's „Geschichte der beiden Restaurationen" (übersetzt von Fink) müssen wir gleichfalls den zweiten Band abwarten, bevor man ein Urtheil über die eigentliche Ten¬ denz dieses Buches, das ein zu Tode gesprochenes Thema aufnimmt, fäl¬ len kann. -— Schließlich fragen wir: Was wird denn endlich aus dem seit Jahren versprochenen Band des List'schen Werkes. Die Veränder¬ ung, die mit dem „Zollvereinsblatt" vorgenommen werden sollen und die dem Redacteur offenbar größere Mühen aufbürden/lassen befürchten, daß das Erscheinen dieses zweiten Bandes mehr als je in den Hintergrund geschoben ist. — Algier ist wieder „ruhig," „besiegt," „erobert" und Marschall Bugeaud kehrt wieder heim zu seinen Laren. Aber Abd-el-Kader ist noch immer nicht gefangen, trotz einer Armee von hundert zwanzig Tausend Mann. Die Stellung der Franzosen in Afrika ist die eines Damen¬ spielers, der zwei Damen hat, während seinem Gegner nur eine übrig blieb. Der mit den zwei Damen ist offenbar im Vortheil, da er aber nicht noch einen kleinen Stein dabei hat, kann es ihm nicht gelingen, die Dame seines Gegners zu erwischen, die fortwährend die große Linie des Damenbrets in'nauf- und herunterzieht; er wird zwar immer im Vor¬ theil sein, aber er wird die Partie nicht gewinnen.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/590
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/590>, abgerufen am 24.11.2024.