Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.sel, von Halberstadt und Se. Wendet nach Köln zu sprengen, um ei¬ Uebrigens müssen an ein Sängerfest noch höhere Ansprüche ge¬ Wir müssen es gestehen, es schien uns eine kühne Idee von den sel, von Halberstadt und Se. Wendet nach Köln zu sprengen, um ei¬ Uebrigens müssen an ein Sängerfest noch höhere Ansprüche ge¬ Wir müssen es gestehen, es schien uns eine kühne Idee von den <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0554" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182977"/> <p xml:id="ID_1694" prev="#ID_1693"> sel, von Halberstadt und Se. Wendet nach Köln zu sprengen, um ei¬<lb/> nigen Bewohnern Kölns und der Umgegend ein großartiges Concert<lb/> vorzuführen, gar nicht davon zu reden, daß es im concreten Falle sich<lb/> darum handelte, den mittelmäßigen Compositionen eines kölner Musik¬<lb/> direktors auf die Beine zu helfen. Nein, etwas Andres ist der Zweck<lb/> eines Sängerfestes als ein, wenn noch so großartiges Concert! Frei¬<lb/> lich liegt es in der Natur der Sache, daß ein solches ohne musika¬<lb/> lische Produktionen nicht abgehalten werden kann; das Concert aber<lb/> ist das Gelegentliche, der Zweck des Sängerfestes ist ein Fest<lb/> der Sänger, ein Fest, das den Sängern gegeben wird.<lb/> Die Sänger sind der Mittelpunkt, um den sich Alles drehen muß) sie,<lb/> die als Eingeladene kommen, müssen als Gäste behandelt wer¬<lb/> den, mit einem Worte, ihnen muß ein Fest gegeben werden, bei dem<lb/> sie durch die aufzuführenden Productionen das Ihrige beitragen, um<lb/> dem Feste seinen Charakter zu erhalten. Es ist das eine Sache, die<lb/> auf der flachen Hand liegt, die aber das Comite des kölner Festes,<lb/> obschon bedeutende Intelligenzen und Mitglieder der höhern Stände,<lb/> die doch den guten Ton kennen sollten, sich darunter befanden, gänz¬<lb/> lich übersehen zu haben scheint, indem aus den von allen Seiten her<lb/> laut werdenden Stimmen und aus unsrer eignen Erfahrung sich er¬<lb/> gibt, daß die Sänger auf der einen Seite als musikalische Werkzeuge<lb/> zur Unterstützung des Dombaus, auf der andern Seite als eine will¬<lb/> kommene Gelegenheit zur Bereicherung der Wirthe angesehen worden<lb/> sind, ohne daß ihnen dafür nur Ehre und Dank zu Theil geworden<lb/> wäre.</p><lb/> <p xml:id="ID_1695"> Uebrigens müssen an ein Sängerfest noch höhere Ansprüche ge¬<lb/> macht werden, als in dem eben Ausgesprochenen ausgedrückt liegt.<lb/> Je nach dem Kreise, ve-n ein solches Sängerfest einschließt, handelt es<lb/> sich um die Vereinigung, wie in der Harmonie des Gesanges, so im<lb/> Zusammenklange des Lebens. Bekanntschaften sollen in den entlegen¬<lb/> sten Gauen angeknüpft und ein Band geschlungen werden, welches<lb/> die verschiedensten Interessen vereinigt in gemeinsamer Gesinnung. In<lb/> dieser Beziehung.hat das schon vor 8 Jahren zu Frankfurt a. M.<lb/> stattgefunden? Sängerfest der Mozartstiftung, noch mehr aber das im<lb/> vorigen Jahre in Würzburg abgehaltene erste deutsche Sängerfest seine<lb/> Aufgabe würdig gelöst, und hoffentlich werden die von vier zu vier<lb/> Jahren sich wiederholenden deutschen Sängerfeste das damals vielleicht<lb/> noch Mangelhafte mehr und mehr zu entfernen wissen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1696" next="#ID_1697"> Wir müssen es gestehen, es schien uns eine kühne Idee von den</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0554]
sel, von Halberstadt und Se. Wendet nach Köln zu sprengen, um ei¬
nigen Bewohnern Kölns und der Umgegend ein großartiges Concert
vorzuführen, gar nicht davon zu reden, daß es im concreten Falle sich
darum handelte, den mittelmäßigen Compositionen eines kölner Musik¬
direktors auf die Beine zu helfen. Nein, etwas Andres ist der Zweck
eines Sängerfestes als ein, wenn noch so großartiges Concert! Frei¬
lich liegt es in der Natur der Sache, daß ein solches ohne musika¬
lische Produktionen nicht abgehalten werden kann; das Concert aber
ist das Gelegentliche, der Zweck des Sängerfestes ist ein Fest
der Sänger, ein Fest, das den Sängern gegeben wird.
Die Sänger sind der Mittelpunkt, um den sich Alles drehen muß) sie,
die als Eingeladene kommen, müssen als Gäste behandelt wer¬
den, mit einem Worte, ihnen muß ein Fest gegeben werden, bei dem
sie durch die aufzuführenden Productionen das Ihrige beitragen, um
dem Feste seinen Charakter zu erhalten. Es ist das eine Sache, die
auf der flachen Hand liegt, die aber das Comite des kölner Festes,
obschon bedeutende Intelligenzen und Mitglieder der höhern Stände,
die doch den guten Ton kennen sollten, sich darunter befanden, gänz¬
lich übersehen zu haben scheint, indem aus den von allen Seiten her
laut werdenden Stimmen und aus unsrer eignen Erfahrung sich er¬
gibt, daß die Sänger auf der einen Seite als musikalische Werkzeuge
zur Unterstützung des Dombaus, auf der andern Seite als eine will¬
kommene Gelegenheit zur Bereicherung der Wirthe angesehen worden
sind, ohne daß ihnen dafür nur Ehre und Dank zu Theil geworden
wäre.
Uebrigens müssen an ein Sängerfest noch höhere Ansprüche ge¬
macht werden, als in dem eben Ausgesprochenen ausgedrückt liegt.
Je nach dem Kreise, ve-n ein solches Sängerfest einschließt, handelt es
sich um die Vereinigung, wie in der Harmonie des Gesanges, so im
Zusammenklange des Lebens. Bekanntschaften sollen in den entlegen¬
sten Gauen angeknüpft und ein Band geschlungen werden, welches
die verschiedensten Interessen vereinigt in gemeinsamer Gesinnung. In
dieser Beziehung.hat das schon vor 8 Jahren zu Frankfurt a. M.
stattgefunden? Sängerfest der Mozartstiftung, noch mehr aber das im
vorigen Jahre in Würzburg abgehaltene erste deutsche Sängerfest seine
Aufgabe würdig gelöst, und hoffentlich werden die von vier zu vier
Jahren sich wiederholenden deutschen Sängerfeste das damals vielleicht
noch Mangelhafte mehr und mehr zu entfernen wissen.
Wir müssen es gestehen, es schien uns eine kühne Idee von den
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |