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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

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mag nicht für gut befindet -- wie es in Preußen bekanntlich, so
wenig als in den meisten Ländern der Fall -- die Aerzte und die
Wundärzte nach dein Bedürfniß im Lande zu vertheilen. So lange
vielmehr ihnen gänzliche Freiheit in der Wahl ihres Niederlassungs¬
ortes, nicht nur beim Anfange ihrer Laufbahn, sondern während der
ganzen Dauer derselben, belassen wird, ist es natürlich, daß sie in ver¬
hältnißmäßiger Menge diejenigen Landestheile aufsuchen, wo sie am
sichersten hoffen können, wenn auch nicht (Zsleni ope8, doch den Lebens¬
unterhalt zu erwerben. Dies ist so gewiß richtig, daß es daraus er¬
klärlich ist, wie das an sich sehr verschiedene Verhältniß der Medicinal-
personen zur Bevölkerung in den Provinzen sich im Ganzen von Jahr
zu Jahr ziemlich gleich bleibt. Nun hatten aber im I. 1837 an
Aerzten und Wundärzten erster Klasse, ohne die zur Civilpraris berech¬
tigten Militärärzte, die ausgeschlossen werden müssen, da die Wahl
ihres Wohnsitzes nicht von ihnen abhängt, auf je 100,000 Einwohner
die Provinzen:


[Beginn Spaltensatz]
Brandenburg 31
Sachsen 27
Westphalen 27
Rheinprovinz 24
[Spaltenumbruch]
Pommern 17
Schlesien 16
Posen 10
Preußen 9
[Ende Spaltensatz]

eine Scala, die auf bemerkenswertheste Weise mit der Erstem überein¬
stimmt, und wobei das Voranstehen von Brandenburg nicht irren darf,
da die große Hauptstadt mit ihrer lehrerreichen Universität, der flot-
tirenden Fremdenbevölkerung, dem regen und literarischen Verkehr
u. f w. ein Mehr von Aerzten als ganz natürlich erscheinen läßt.

Endlich kann noch hier, zur möglichst gründlichen Feststellung des
Maßstabes der Wohlhabenheit, herangezogen werden die Verhältni߬
zahl der sogenannten Material- (Specerei-) und der Ausschnittwaa¬
renhandlungen, die ihre Waaren nicht an Arme absetzen und deren
größere Zahl nothwendig aus größern Verbrauch von Artikeln deutet,
die mehr oder weniger dem Lurus dienen, also Wohlhabenheit voraus¬
setzen. Nach den Datis, die das statistische Bureau gesammelt hat,
und abermals auf 100,000 Einwohner berechnet, hatten in" Jahre 1837
dergleichen Handlungen die Provinzen:


[Beginn Spaltensatz]
Brandenburg 164
Sachsen 156
Rheinprovinz 125
Posen 112
[Spaltenumbruch]
Pommern 105"
Westphalen 98
Schlesien 97
Preußen 95
[Ende Spaltensatz]

worin abermals eine große Uebereinstimmung mit den frühern Scalen


mag nicht für gut befindet — wie es in Preußen bekanntlich, so
wenig als in den meisten Ländern der Fall — die Aerzte und die
Wundärzte nach dein Bedürfniß im Lande zu vertheilen. So lange
vielmehr ihnen gänzliche Freiheit in der Wahl ihres Niederlassungs¬
ortes, nicht nur beim Anfange ihrer Laufbahn, sondern während der
ganzen Dauer derselben, belassen wird, ist es natürlich, daß sie in ver¬
hältnißmäßiger Menge diejenigen Landestheile aufsuchen, wo sie am
sichersten hoffen können, wenn auch nicht (Zsleni ope8, doch den Lebens¬
unterhalt zu erwerben. Dies ist so gewiß richtig, daß es daraus er¬
klärlich ist, wie das an sich sehr verschiedene Verhältniß der Medicinal-
personen zur Bevölkerung in den Provinzen sich im Ganzen von Jahr
zu Jahr ziemlich gleich bleibt. Nun hatten aber im I. 1837 an
Aerzten und Wundärzten erster Klasse, ohne die zur Civilpraris berech¬
tigten Militärärzte, die ausgeschlossen werden müssen, da die Wahl
ihres Wohnsitzes nicht von ihnen abhängt, auf je 100,000 Einwohner
die Provinzen:


[Beginn Spaltensatz]
Brandenburg 31
Sachsen 27
Westphalen 27
Rheinprovinz 24
[Spaltenumbruch]
Pommern 17
Schlesien 16
Posen 10
Preußen 9
[Ende Spaltensatz]

eine Scala, die auf bemerkenswertheste Weise mit der Erstem überein¬
stimmt, und wobei das Voranstehen von Brandenburg nicht irren darf,
da die große Hauptstadt mit ihrer lehrerreichen Universität, der flot-
tirenden Fremdenbevölkerung, dem regen und literarischen Verkehr
u. f w. ein Mehr von Aerzten als ganz natürlich erscheinen läßt.

Endlich kann noch hier, zur möglichst gründlichen Feststellung des
Maßstabes der Wohlhabenheit, herangezogen werden die Verhältni߬
zahl der sogenannten Material- (Specerei-) und der Ausschnittwaa¬
renhandlungen, die ihre Waaren nicht an Arme absetzen und deren
größere Zahl nothwendig aus größern Verbrauch von Artikeln deutet,
die mehr oder weniger dem Lurus dienen, also Wohlhabenheit voraus¬
setzen. Nach den Datis, die das statistische Bureau gesammelt hat,
und abermals auf 100,000 Einwohner berechnet, hatten in» Jahre 1837
dergleichen Handlungen die Provinzen:


[Beginn Spaltensatz]
Brandenburg 164
Sachsen 156
Rheinprovinz 125
Posen 112
[Spaltenumbruch]
Pommern 105»
Westphalen 98
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worin abermals eine große Uebereinstimmung mit den frühern Scalen


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[0476] mag nicht für gut befindet — wie es in Preußen bekanntlich, so wenig als in den meisten Ländern der Fall — die Aerzte und die Wundärzte nach dein Bedürfniß im Lande zu vertheilen. So lange vielmehr ihnen gänzliche Freiheit in der Wahl ihres Niederlassungs¬ ortes, nicht nur beim Anfange ihrer Laufbahn, sondern während der ganzen Dauer derselben, belassen wird, ist es natürlich, daß sie in ver¬ hältnißmäßiger Menge diejenigen Landestheile aufsuchen, wo sie am sichersten hoffen können, wenn auch nicht (Zsleni ope8, doch den Lebens¬ unterhalt zu erwerben. Dies ist so gewiß richtig, daß es daraus er¬ klärlich ist, wie das an sich sehr verschiedene Verhältniß der Medicinal- personen zur Bevölkerung in den Provinzen sich im Ganzen von Jahr zu Jahr ziemlich gleich bleibt. Nun hatten aber im I. 1837 an Aerzten und Wundärzten erster Klasse, ohne die zur Civilpraris berech¬ tigten Militärärzte, die ausgeschlossen werden müssen, da die Wahl ihres Wohnsitzes nicht von ihnen abhängt, auf je 100,000 Einwohner die Provinzen: Brandenburg 31 Sachsen 27 Westphalen 27 Rheinprovinz 24 Pommern 17 Schlesien 16 Posen 10 Preußen 9 eine Scala, die auf bemerkenswertheste Weise mit der Erstem überein¬ stimmt, und wobei das Voranstehen von Brandenburg nicht irren darf, da die große Hauptstadt mit ihrer lehrerreichen Universität, der flot- tirenden Fremdenbevölkerung, dem regen und literarischen Verkehr u. f w. ein Mehr von Aerzten als ganz natürlich erscheinen läßt. Endlich kann noch hier, zur möglichst gründlichen Feststellung des Maßstabes der Wohlhabenheit, herangezogen werden die Verhältni߬ zahl der sogenannten Material- (Specerei-) und der Ausschnittwaa¬ renhandlungen, die ihre Waaren nicht an Arme absetzen und deren größere Zahl nothwendig aus größern Verbrauch von Artikeln deutet, die mehr oder weniger dem Lurus dienen, also Wohlhabenheit voraus¬ setzen. Nach den Datis, die das statistische Bureau gesammelt hat, und abermals auf 100,000 Einwohner berechnet, hatten in» Jahre 1837 dergleichen Handlungen die Provinzen: Brandenburg 164 Sachsen 156 Rheinprovinz 125 Posen 112 Pommern 105» Westphalen 98 Schlesien 97 Preußen 95 worin abermals eine große Uebereinstimmung mit den frühern Scalen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/476>, abgerufen am 28.11.2024.