Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.sanken! Wie konnten Sie sich in Etvöos begraben lassen?" Wenn ich Sollte ich das Glück zurückstoßen, um der Gefahr zu trotzen? sanken! Wie konnten Sie sich in Etvöos begraben lassen?" Wenn ich Sollte ich das Glück zurückstoßen, um der Gefahr zu trotzen? <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0472" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182895"/> <p xml:id="ID_1379" prev="#ID_1378"> sanken! Wie konnten Sie sich in Etvöos begraben lassen?" Wenn ich<lb/> Ihnen nur andeuten konnte, mein theurer Lehrer, was die gute Dame<lb/> sich durch das Lesen jener schlechten Bücher, die man heutzutage an¬<lb/> fertigt, für seltsame Ideen in den Kopf gesetzt hat. Eines Tages lieh<lb/> sie mir ein französisches Buch, das sie so eben aus Wien erhalten und<lb/> das sie ganz entzückt hatte, die Geschichte Ab6tarbh. Dies öffnete mir<lb/> die Augen, mein lieber Lehrer. Ich begriff, wie gefährlich die Gesellschaft<lb/> schöner Damen sei, die so lernbegierig sind. Diese hier würde in der<lb/> Eraltation Heloise noch überbieten! Eine für mich so neue Lage setzte<lb/> mich in große Verlegenheit, als sie auf einmal zu mir sagte: „Herr<lb/> Pater, Sie müssen Pfarrer von Sanct Stephan werden; der bisherige<lb/> Pfarrer ist todt. Sie müssen!" Sogleich stieg sie in den Wagen,<lb/> fuhr zum Bischof und nach einigen Tagen war ich Pfarrer von Sanct<lb/> Stephan, zwar etwas beschämt, diese Stelle durch Gunst erhalten zu<lb/> haben, im Uebrigen aber froh, mich den Klauen einer Heldin der wie¬<lb/> ner Cr6me entronnen zu sehen. Creme, mein verehrter Lehrer, ist jener<lb/> Theil der Gesellschaft, der in der Hauptstadt den Ton angibt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1380"> Sollte ich das Glück zurückstoßen, um der Gefahr zu trotzen?<lb/> Welche Thorheit! Leben Sie wohl, mein theurer Lehrer, ich hoffe mit<lb/> Ihnen in einigen Monaten, in einem weichen Sessel, vor einem fetten<lb/> Huhn und einer Flasche Tokayer zu Philosophiren und Ihnen Auf¬<lb/> schlüsse zu geben, die sich besser sprechen als schreiben lassen. Ihr in.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0472]
sanken! Wie konnten Sie sich in Etvöos begraben lassen?" Wenn ich
Ihnen nur andeuten konnte, mein theurer Lehrer, was die gute Dame
sich durch das Lesen jener schlechten Bücher, die man heutzutage an¬
fertigt, für seltsame Ideen in den Kopf gesetzt hat. Eines Tages lieh
sie mir ein französisches Buch, das sie so eben aus Wien erhalten und
das sie ganz entzückt hatte, die Geschichte Ab6tarbh. Dies öffnete mir
die Augen, mein lieber Lehrer. Ich begriff, wie gefährlich die Gesellschaft
schöner Damen sei, die so lernbegierig sind. Diese hier würde in der
Eraltation Heloise noch überbieten! Eine für mich so neue Lage setzte
mich in große Verlegenheit, als sie auf einmal zu mir sagte: „Herr
Pater, Sie müssen Pfarrer von Sanct Stephan werden; der bisherige
Pfarrer ist todt. Sie müssen!" Sogleich stieg sie in den Wagen,
fuhr zum Bischof und nach einigen Tagen war ich Pfarrer von Sanct
Stephan, zwar etwas beschämt, diese Stelle durch Gunst erhalten zu
haben, im Uebrigen aber froh, mich den Klauen einer Heldin der wie¬
ner Cr6me entronnen zu sehen. Creme, mein verehrter Lehrer, ist jener
Theil der Gesellschaft, der in der Hauptstadt den Ton angibt.
Sollte ich das Glück zurückstoßen, um der Gefahr zu trotzen?
Welche Thorheit! Leben Sie wohl, mein theurer Lehrer, ich hoffe mit
Ihnen in einigen Monaten, in einem weichen Sessel, vor einem fetten
Huhn und einer Flasche Tokayer zu Philosophiren und Ihnen Auf¬
schlüsse zu geben, die sich besser sprechen als schreiben lassen. Ihr in.
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