Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.bei den schwierigsten Stellen ein oder zwei Mal laut auszulachen. Vierter Brief. Dieselbe an Dieselbe. Du willst durchaus die Geschichte dieses kostbar erhaltenen Bon-. bei den schwierigsten Stellen ein oder zwei Mal laut auszulachen. Vierter Brief. Dieselbe an Dieselbe. Du willst durchaus die Geschichte dieses kostbar erhaltenen Bon-. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0466" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182889"/> <p xml:id="ID_1365" prev="#ID_1364"> bei den schwierigsten Stellen ein oder zwei Mal laut auszulachen.<lb/> Aber jetzt bin ich klug geworden, und ich stelle keine Fragen mehr.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="2"> <head> Vierter Brief.<lb/> Dieselbe an Dieselbe.</head><lb/> <p xml:id="ID_1366" next="#ID_1367"> Du willst durchaus die Geschichte dieses kostbar erhaltenen Bon-.<lb/> quels kennen ; aber in der That, ich wage es nicht, ihn darnach zu<lb/> fragen. Erstens ist es mehr als wahrscheinlich, daß keine Geschichte<lb/> dahinter steckt; und dann, wenn eine da ist, so ist es vielleicht eine,<lb/> die er nicht gern erzählt .... Doch, keine Lügen! Dn weißt, daß<lb/> ich für Dich keine Geheimnisse habe. Ich weiß sie, diese Geschichte,<lb/> und ich will sie Dir in zwei Worten sagen. „Wie kommt es, Herr<lb/> Pater," sagte ich eines Tages zu ihm, „daß Sie mit so viel Geist<lb/> und Kenntnissen sich darein gefunden haben, der Pfarrer eines kleinen<lb/> Dorfes zu werden?" „Es ist leichter," antwortete er mit traurigem<lb/> Lächeln, „der Hirt armer Bauern als einer Stadtgemeinde zu sein.<lb/> Jeder muß sein Ziel nach seinen Kräften messen. „Eben darum,"<lb/> sagte ich, „müßten Sie besser gestellt sei»." „Man hatte mir gesagt,"<lb/> fuhr er fort, „daß Seine Gnaden der Bischof von N., Ihr Oheim,<lb/> die Augen auf mich zu werfen geruht, um mir die Pfarre von Sanct<lb/> Stephan zu geben: es ist die beste des Sprengels. Meine alte Tante,<lb/> die einzige Verwandte, die mir geblieben ist, und die in N. wohnt,<lb/> sagte mir, es sei für mich eine sehr wünschenswerthe Stellung. Aber<lb/> ich fühle mich hier wohl, und ich habe mit Vergnügen erfahren, daß<lb/> Seine Gnaden eine andere Wahl getroffen. Was brauche ich? Bin<lb/> ich nicht in Etvöos glücklich? Wenn ich hier Gutes stiften kann, so<lb/> ist hier mein Platz; ich darf ihn nicht verlassen. Und dann erinnert<lb/> mich die Stadt . . . ." Erhielt inne, mit finstern, zerstreuten Blicken.;<lb/> dann fing er wieder an: „Wir arbeiten ja nicht. Unsere Botanik?"<lb/> Ich dachte in dem Augenblick nicht im Entferntesten an die alten<lb/> Blätter, die auf dem Tische lagen, und setzte meine Fragen fort. „Wann<lb/> haben Sie die Weihe erhalten?" — „Vor fünf Jahren." -- „Aber<lb/> es scheint mir, daß Sie da schon in dem Alter sein mußten, wo man<lb/> über seinen Beruf nachdenkt und es kommt mir immer so vor, als sei<lb/> es keine ursprüngliche Wahl, die Sie zum Priesterberuf geführt." —</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0466]
bei den schwierigsten Stellen ein oder zwei Mal laut auszulachen.
Aber jetzt bin ich klug geworden, und ich stelle keine Fragen mehr.
Vierter Brief.
Dieselbe an Dieselbe.
Du willst durchaus die Geschichte dieses kostbar erhaltenen Bon-.
quels kennen ; aber in der That, ich wage es nicht, ihn darnach zu
fragen. Erstens ist es mehr als wahrscheinlich, daß keine Geschichte
dahinter steckt; und dann, wenn eine da ist, so ist es vielleicht eine,
die er nicht gern erzählt .... Doch, keine Lügen! Dn weißt, daß
ich für Dich keine Geheimnisse habe. Ich weiß sie, diese Geschichte,
und ich will sie Dir in zwei Worten sagen. „Wie kommt es, Herr
Pater," sagte ich eines Tages zu ihm, „daß Sie mit so viel Geist
und Kenntnissen sich darein gefunden haben, der Pfarrer eines kleinen
Dorfes zu werden?" „Es ist leichter," antwortete er mit traurigem
Lächeln, „der Hirt armer Bauern als einer Stadtgemeinde zu sein.
Jeder muß sein Ziel nach seinen Kräften messen. „Eben darum,"
sagte ich, „müßten Sie besser gestellt sei»." „Man hatte mir gesagt,"
fuhr er fort, „daß Seine Gnaden der Bischof von N., Ihr Oheim,
die Augen auf mich zu werfen geruht, um mir die Pfarre von Sanct
Stephan zu geben: es ist die beste des Sprengels. Meine alte Tante,
die einzige Verwandte, die mir geblieben ist, und die in N. wohnt,
sagte mir, es sei für mich eine sehr wünschenswerthe Stellung. Aber
ich fühle mich hier wohl, und ich habe mit Vergnügen erfahren, daß
Seine Gnaden eine andere Wahl getroffen. Was brauche ich? Bin
ich nicht in Etvöos glücklich? Wenn ich hier Gutes stiften kann, so
ist hier mein Platz; ich darf ihn nicht verlassen. Und dann erinnert
mich die Stadt . . . ." Erhielt inne, mit finstern, zerstreuten Blicken.;
dann fing er wieder an: „Wir arbeiten ja nicht. Unsere Botanik?"
Ich dachte in dem Augenblick nicht im Entferntesten an die alten
Blätter, die auf dem Tische lagen, und setzte meine Fragen fort. „Wann
haben Sie die Weihe erhalten?" — „Vor fünf Jahren." -- „Aber
es scheint mir, daß Sie da schon in dem Alter sein mußten, wo man
über seinen Beruf nachdenkt und es kommt mir immer so vor, als sei
es keine ursprüngliche Wahl, die Sie zum Priesterberuf geführt." —
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