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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

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Nieder- und Mittelschlesien und dem größer" westlichen Theil von
Pommern, deren sehr nahe zwischen 250 und 350 vorkamen." -- Denn
schon der einzige Thatbestand, daß Brandenburg zwischen fünf- und
sechsmal mehr Selbstmörder hat, als die Rheinprovinz, zeigt auf an¬
dere innere Beziehungen, als auf die Verschiedenheit des Bildungs¬
grades, hin. In Westphalen und Brandenburg waren die Zahlen der
eingestellten Recruten, die Schulen besucht hatten, fast ganz gleich,
und doch hatte Westphalen vier- bis fünfmal weniger Selbstmörder.

In wie weit die Volksschule und ihre Bildungsmittel der An-
füllung der Gefängnisse und der Vollstreckung anderer peinlicher Stra¬
fen in Beziehung auf andere, als die hier in Betracht gezogenen Ver¬
brechen gegen Personen entgegentritt, dies ist eine Frage, die für jetzt
hier außer Erörterung bleibt. Die Morde, Kindermorde, Verbrechen
aus Wollustdrang, die Selbstmorde vermag sie nicht wesentlich abzu¬
wehren, wie wir gezeigt zu haben glauben.

Sie wurzeln, diese Verbrechen, in der Sphäre des Gemüths, des
sittlichen Willens, und wenn nichts diesen veredelt und entsündigt,
wieder Glaube an Gott und den Erlöser, so drängt sich die Frage auf,
wie weit das verschiedene religiöse Glaubensbekenntniß in
großen Volksmassen, mit seinem in so bedeutend verschiedenem Maße
tiefgreifenden Einflüsse auf Mehrung oder Minderung der großen Ver¬
brechen eine erhebliche Einwirkung zeige? Ich glaube mich hier aus¬
drücklich vor der Voraussetzung jeder vorgefaßten Meinung verwahren
zu müssen, wo ich gleichfalls, wie bisher, nur die reinen Thatsachen
sprechen lasse, unbekümmert um deren Endresultat, das sie selbst, nicht
ich, zu liefern haben.

Erwägen wir zunächst, daß unter einer Million Einwohnern des
Preußischen Staates sich nur 92 griechische Christen, 1028 Mennoniten
und 13022 Juden befinden, daß folglich die evangelischen und katho¬
lischen Christen mehr als 98 vom Hundert der Bevölkerung constitui-
ren, wogegen die übrigen Glaubensbekenntnisse nur eine unbedeutende
Fraktion bilden, so erscheint es gerechtfertigt, wenn wir unsere Unter¬
suchung nur auf jene beiden großen christlichen Bevölkerungsmassen
ausdehnen, die im Großen und Ganzen in ihren Wohnsitzen so getheilt
sind, daß man überwiegend evangelische, und überwiegend katholische
Landestheile in der Monarchie annehmen kann. Hiernach, und mit
zu Grundelegung der oben bereits benutzten amtlichen Data, ist fol¬
gende Tabelle entworfen:


Nieder- und Mittelschlesien und dem größer» westlichen Theil von
Pommern, deren sehr nahe zwischen 250 und 350 vorkamen." — Denn
schon der einzige Thatbestand, daß Brandenburg zwischen fünf- und
sechsmal mehr Selbstmörder hat, als die Rheinprovinz, zeigt auf an¬
dere innere Beziehungen, als auf die Verschiedenheit des Bildungs¬
grades, hin. In Westphalen und Brandenburg waren die Zahlen der
eingestellten Recruten, die Schulen besucht hatten, fast ganz gleich,
und doch hatte Westphalen vier- bis fünfmal weniger Selbstmörder.

In wie weit die Volksschule und ihre Bildungsmittel der An-
füllung der Gefängnisse und der Vollstreckung anderer peinlicher Stra¬
fen in Beziehung auf andere, als die hier in Betracht gezogenen Ver¬
brechen gegen Personen entgegentritt, dies ist eine Frage, die für jetzt
hier außer Erörterung bleibt. Die Morde, Kindermorde, Verbrechen
aus Wollustdrang, die Selbstmorde vermag sie nicht wesentlich abzu¬
wehren, wie wir gezeigt zu haben glauben.

Sie wurzeln, diese Verbrechen, in der Sphäre des Gemüths, des
sittlichen Willens, und wenn nichts diesen veredelt und entsündigt,
wieder Glaube an Gott und den Erlöser, so drängt sich die Frage auf,
wie weit das verschiedene religiöse Glaubensbekenntniß in
großen Volksmassen, mit seinem in so bedeutend verschiedenem Maße
tiefgreifenden Einflüsse auf Mehrung oder Minderung der großen Ver¬
brechen eine erhebliche Einwirkung zeige? Ich glaube mich hier aus¬
drücklich vor der Voraussetzung jeder vorgefaßten Meinung verwahren
zu müssen, wo ich gleichfalls, wie bisher, nur die reinen Thatsachen
sprechen lasse, unbekümmert um deren Endresultat, das sie selbst, nicht
ich, zu liefern haben.

Erwägen wir zunächst, daß unter einer Million Einwohnern des
Preußischen Staates sich nur 92 griechische Christen, 1028 Mennoniten
und 13022 Juden befinden, daß folglich die evangelischen und katho¬
lischen Christen mehr als 98 vom Hundert der Bevölkerung constitui-
ren, wogegen die übrigen Glaubensbekenntnisse nur eine unbedeutende
Fraktion bilden, so erscheint es gerechtfertigt, wenn wir unsere Unter¬
suchung nur auf jene beiden großen christlichen Bevölkerungsmassen
ausdehnen, die im Großen und Ganzen in ihren Wohnsitzen so getheilt
sind, daß man überwiegend evangelische, und überwiegend katholische
Landestheile in der Monarchie annehmen kann. Hiernach, und mit
zu Grundelegung der oben bereits benutzten amtlichen Data, ist fol¬
gende Tabelle entworfen:


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[0429] Nieder- und Mittelschlesien und dem größer» westlichen Theil von Pommern, deren sehr nahe zwischen 250 und 350 vorkamen." — Denn schon der einzige Thatbestand, daß Brandenburg zwischen fünf- und sechsmal mehr Selbstmörder hat, als die Rheinprovinz, zeigt auf an¬ dere innere Beziehungen, als auf die Verschiedenheit des Bildungs¬ grades, hin. In Westphalen und Brandenburg waren die Zahlen der eingestellten Recruten, die Schulen besucht hatten, fast ganz gleich, und doch hatte Westphalen vier- bis fünfmal weniger Selbstmörder. In wie weit die Volksschule und ihre Bildungsmittel der An- füllung der Gefängnisse und der Vollstreckung anderer peinlicher Stra¬ fen in Beziehung auf andere, als die hier in Betracht gezogenen Ver¬ brechen gegen Personen entgegentritt, dies ist eine Frage, die für jetzt hier außer Erörterung bleibt. Die Morde, Kindermorde, Verbrechen aus Wollustdrang, die Selbstmorde vermag sie nicht wesentlich abzu¬ wehren, wie wir gezeigt zu haben glauben. Sie wurzeln, diese Verbrechen, in der Sphäre des Gemüths, des sittlichen Willens, und wenn nichts diesen veredelt und entsündigt, wieder Glaube an Gott und den Erlöser, so drängt sich die Frage auf, wie weit das verschiedene religiöse Glaubensbekenntniß in großen Volksmassen, mit seinem in so bedeutend verschiedenem Maße tiefgreifenden Einflüsse auf Mehrung oder Minderung der großen Ver¬ brechen eine erhebliche Einwirkung zeige? Ich glaube mich hier aus¬ drücklich vor der Voraussetzung jeder vorgefaßten Meinung verwahren zu müssen, wo ich gleichfalls, wie bisher, nur die reinen Thatsachen sprechen lasse, unbekümmert um deren Endresultat, das sie selbst, nicht ich, zu liefern haben. Erwägen wir zunächst, daß unter einer Million Einwohnern des Preußischen Staates sich nur 92 griechische Christen, 1028 Mennoniten und 13022 Juden befinden, daß folglich die evangelischen und katho¬ lischen Christen mehr als 98 vom Hundert der Bevölkerung constitui- ren, wogegen die übrigen Glaubensbekenntnisse nur eine unbedeutende Fraktion bilden, so erscheint es gerechtfertigt, wenn wir unsere Unter¬ suchung nur auf jene beiden großen christlichen Bevölkerungsmassen ausdehnen, die im Großen und Ganzen in ihren Wohnsitzen so getheilt sind, daß man überwiegend evangelische, und überwiegend katholische Landestheile in der Monarchie annehmen kann. Hiernach, und mit zu Grundelegung der oben bereits benutzten amtlichen Data, ist fol¬ gende Tabelle entworfen:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/429>, abgerufen am 24.11.2024.