Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

französischen Gerichtshöfe Gestellten nach Stand und Beschäftigung in
nenn Hauptklassen theilen, die Ergebnisse geliefert, die sich übersichtlich,
wie folgt, zusammenstellen lassen. Auf hundert Angeschuldigte waren
Verbrecher:

gegen Personen (gegen Sache")
1 Landbauer, Winzer, Förster, Berg¬
leute u. s. w........ 32 , (68)
Is. Arbeiter in Holz, Kupfer, Eisen,
Baumwolle u. s. w. . . . . .2t (79)
III. Bäcker, Schlächter, Brauer, Mül¬
ler u. s. w......... 22 (78)
IV. Hutmacher, Friseure, Schneider,
Tapezierer u. s. w. . . . . . in (85,)
V. Banquiers, Makler, Kaufleute, Col¬
porteurs u. s. w. . . . . . . 1b (85)
VI. Maurer, Lastträger, Schiffer, Fracht¬
fuhrleute u. s. w....... 26 (74)
VII. Gastwerthe, Zuckerbäcker, Dienstbo¬
ten u. s. w......... 16 (84)
VNI Künstler, Studirende, Beamte, Ge¬
richtsdiener , Notare, Advocate",
Geistliche, Aerzte, Militairs, Rent¬
ner u. s. w.........> 37 (63)
IX. Bettler, Schmuggler, Lustdirnen
u. s. w.......... 13 (87)

Wie bunt durch einander gewürfelt diese Klasseneintheilung auch
sei, und wie wenig wir sie im Allgemeinen auch vertreten möchten, so
bietet sie doch für die hier vorliegende Frage eine merkwürdige That¬
sache. Unstreitig umfaßt nämlich die achte Klasse die meiste und com-
pacteste Bildungs- und Jntelligenzmasse; alle studirten Männer sind
in ihr zusammengestellt, und -- grade sie steht in der Verhältnißzahl
der blutigen Verbrechen obenan mit 37 vom Hundert, während vol¬
lends die neunte Klasse, die ven Auswurf der Bevölkerung begreift,
in welcher, zumal in Frankreich, wo der Elementarunterricht noch so
wenig verbreitet ist, kaum ein Minimum von Unterricht vorausgesetzt
werden kann, noch nicht einmal halb so viele Verbrechen der Art vor¬
kamen, als unter den gebildeten und gelehrten Leutender achten Klasse!
Aber, wenn wir uni? auch aus hundert andern gewichtigen Gründen
den Volksunterricht nicht verkümmern lassen, dem edlen Streben der


französischen Gerichtshöfe Gestellten nach Stand und Beschäftigung in
nenn Hauptklassen theilen, die Ergebnisse geliefert, die sich übersichtlich,
wie folgt, zusammenstellen lassen. Auf hundert Angeschuldigte waren
Verbrecher:

gegen Personen (gegen Sache»)
1 Landbauer, Winzer, Förster, Berg¬
leute u. s. w........ 32 , (68)
Is. Arbeiter in Holz, Kupfer, Eisen,
Baumwolle u. s. w. . . . . .2t (79)
III. Bäcker, Schlächter, Brauer, Mül¬
ler u. s. w......... 22 (78)
IV. Hutmacher, Friseure, Schneider,
Tapezierer u. s. w. . . . . . in (85,)
V. Banquiers, Makler, Kaufleute, Col¬
porteurs u. s. w. . . . . . . 1b (85)
VI. Maurer, Lastträger, Schiffer, Fracht¬
fuhrleute u. s. w....... 26 (74)
VII. Gastwerthe, Zuckerbäcker, Dienstbo¬
ten u. s. w......... 16 (84)
VNI Künstler, Studirende, Beamte, Ge¬
richtsdiener , Notare, Advocate»,
Geistliche, Aerzte, Militairs, Rent¬
ner u. s. w.........> 37 (63)
IX. Bettler, Schmuggler, Lustdirnen
u. s. w.......... 13 (87)

Wie bunt durch einander gewürfelt diese Klasseneintheilung auch
sei, und wie wenig wir sie im Allgemeinen auch vertreten möchten, so
bietet sie doch für die hier vorliegende Frage eine merkwürdige That¬
sache. Unstreitig umfaßt nämlich die achte Klasse die meiste und com-
pacteste Bildungs- und Jntelligenzmasse; alle studirten Männer sind
in ihr zusammengestellt, und — grade sie steht in der Verhältnißzahl
der blutigen Verbrechen obenan mit 37 vom Hundert, während vol¬
lends die neunte Klasse, die ven Auswurf der Bevölkerung begreift,
in welcher, zumal in Frankreich, wo der Elementarunterricht noch so
wenig verbreitet ist, kaum ein Minimum von Unterricht vorausgesetzt
werden kann, noch nicht einmal halb so viele Verbrechen der Art vor¬
kamen, als unter den gebildeten und gelehrten Leutender achten Klasse!
Aber, wenn wir uni? auch aus hundert andern gewichtigen Gründen
den Volksunterricht nicht verkümmern lassen, dem edlen Streben der


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0424" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182847"/>
            <p xml:id="ID_1213" prev="#ID_1212"> französischen Gerichtshöfe Gestellten nach Stand und Beschäftigung in<lb/>
nenn Hauptklassen theilen, die Ergebnisse geliefert, die sich übersichtlich,<lb/>
wie folgt, zusammenstellen lassen. Auf hundert Angeschuldigte waren<lb/>
Verbrecher:</p><lb/>
            <list>
              <item> gegen Personen (gegen Sache»)</item>
              <item> 1 Landbauer, Winzer, Förster, Berg¬<lb/>
leute u. s. w........ 32   , (68)</item>
              <item> Is. Arbeiter in Holz, Kupfer, Eisen,<lb/>
Baumwolle u. s. w. . . . . .2t (79)</item>
              <item> III. Bäcker, Schlächter, Brauer, Mül¬<lb/>
ler u. s. w......... 22 (78)</item>
              <item> IV. Hutmacher, Friseure, Schneider,<lb/>
Tapezierer u. s. w.  . . . . .   in (85,)</item>
              <item> V. Banquiers, Makler, Kaufleute, Col¬<lb/>
porteurs u. s. w. . . . . . .   1b (85)</item>
              <item> VI. Maurer, Lastträger, Schiffer, Fracht¬<lb/>
fuhrleute u. s. w....... 26 (74)</item>
              <item> VII. Gastwerthe, Zuckerbäcker, Dienstbo¬<lb/>
ten u. s. w......... 16 (84)</item>
              <item> VNI Künstler, Studirende, Beamte, Ge¬<lb/>
richtsdiener , Notare, Advocate»,<lb/>
Geistliche, Aerzte, Militairs, Rent¬<lb/>
ner u. s. w.........&gt;   37 (63)</item>
              <item> IX. Bettler, Schmuggler, Lustdirnen<lb/>
u. s. w.......... 13 (87)</item>
            </list><lb/>
            <p xml:id="ID_1214" next="#ID_1215"> Wie bunt durch einander gewürfelt diese Klasseneintheilung auch<lb/>
sei, und wie wenig wir sie im Allgemeinen auch vertreten möchten, so<lb/>
bietet sie doch für die hier vorliegende Frage eine merkwürdige That¬<lb/>
sache. Unstreitig umfaßt nämlich die achte Klasse die meiste und com-<lb/>
pacteste Bildungs- und Jntelligenzmasse; alle studirten Männer sind<lb/>
in ihr zusammengestellt, und &#x2014; grade sie steht in der Verhältnißzahl<lb/>
der blutigen Verbrechen obenan mit 37 vom Hundert, während vol¬<lb/>
lends die neunte Klasse, die ven Auswurf der Bevölkerung begreift,<lb/>
in welcher, zumal in Frankreich, wo der Elementarunterricht noch so<lb/>
wenig verbreitet ist, kaum ein Minimum von Unterricht vorausgesetzt<lb/>
werden kann, noch nicht einmal halb so viele Verbrechen der Art vor¬<lb/>
kamen, als unter den gebildeten und gelehrten Leutender achten Klasse!<lb/>
Aber, wenn wir uni? auch aus hundert andern gewichtigen Gründen<lb/>
den Volksunterricht nicht verkümmern lassen, dem edlen Streben der</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0424] französischen Gerichtshöfe Gestellten nach Stand und Beschäftigung in nenn Hauptklassen theilen, die Ergebnisse geliefert, die sich übersichtlich, wie folgt, zusammenstellen lassen. Auf hundert Angeschuldigte waren Verbrecher: gegen Personen (gegen Sache») 1 Landbauer, Winzer, Förster, Berg¬ leute u. s. w........ 32 , (68) Is. Arbeiter in Holz, Kupfer, Eisen, Baumwolle u. s. w. . . . . .2t (79) III. Bäcker, Schlächter, Brauer, Mül¬ ler u. s. w......... 22 (78) IV. Hutmacher, Friseure, Schneider, Tapezierer u. s. w. . . . . . in (85,) V. Banquiers, Makler, Kaufleute, Col¬ porteurs u. s. w. . . . . . . 1b (85) VI. Maurer, Lastträger, Schiffer, Fracht¬ fuhrleute u. s. w....... 26 (74) VII. Gastwerthe, Zuckerbäcker, Dienstbo¬ ten u. s. w......... 16 (84) VNI Künstler, Studirende, Beamte, Ge¬ richtsdiener , Notare, Advocate», Geistliche, Aerzte, Militairs, Rent¬ ner u. s. w.........> 37 (63) IX. Bettler, Schmuggler, Lustdirnen u. s. w.......... 13 (87) Wie bunt durch einander gewürfelt diese Klasseneintheilung auch sei, und wie wenig wir sie im Allgemeinen auch vertreten möchten, so bietet sie doch für die hier vorliegende Frage eine merkwürdige That¬ sache. Unstreitig umfaßt nämlich die achte Klasse die meiste und com- pacteste Bildungs- und Jntelligenzmasse; alle studirten Männer sind in ihr zusammengestellt, und — grade sie steht in der Verhältnißzahl der blutigen Verbrechen obenan mit 37 vom Hundert, während vol¬ lends die neunte Klasse, die ven Auswurf der Bevölkerung begreift, in welcher, zumal in Frankreich, wo der Elementarunterricht noch so wenig verbreitet ist, kaum ein Minimum von Unterricht vorausgesetzt werden kann, noch nicht einmal halb so viele Verbrechen der Art vor¬ kamen, als unter den gebildeten und gelehrten Leutender achten Klasse! Aber, wenn wir uni? auch aus hundert andern gewichtigen Gründen den Volksunterricht nicht verkümmern lassen, dem edlen Streben der

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/424
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_365120/424>, abgerufen am 28.11.2024.