Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.Drei Reiter Jüngst an der deutschen Grenze war zu schauen Mit einem Mal' im Nebelmorgengrauen Die unheimlichste Trias, wie bis da Sie niemals noch ein deutsches Auge sah. Drei Reiter warens -- fern herbei gerufen Zur Polenjagd -- ein ihrer Rosse Hufen Hat Blut geklebt, denn ein verblutend Land Hat die fantast'sche Trias just durchraunt. Der Sprache Laut, das Antlitz, die Gewände -- So fremd ist Alles, ob dem Mährchenlande Entsprungen war, der vielverschied'ne Sohn Vom Kaukasus, vom Ural und vom Don. Sie schau'n herüber übers Grenzgelande) Das ihres langen Rittes Ziel und Ende, Sie halten an in Sinnen still versenkt: Doch ist verschieden was jedweder denkt. Sein Rößlein streichelt der Kosack mit Lächeln: "Süß scheint die deutsche Luft dich anzufächeln, Die deutsche Weide, deucht mir, lockt dich an - Sei still, der letzte Ritt ist nicht gethan. "Sei still mein Rößlein -- aus der Seine Fluch. Schon tranken einst am Don gehängte Stuten - Noch kann gescheh'n was schon vor Zeiten war: Im Himmel Gott, auf Erden lebt der Czar." Drei Reiter Jüngst an der deutschen Grenze war zu schauen Mit einem Mal' im Nebelmorgengrauen Die unheimlichste Trias, wie bis da Sie niemals noch ein deutsches Auge sah. Drei Reiter warens — fern herbei gerufen Zur Polenjagd — ein ihrer Rosse Hufen Hat Blut geklebt, denn ein verblutend Land Hat die fantast'sche Trias just durchraunt. Der Sprache Laut, das Antlitz, die Gewände — So fremd ist Alles, ob dem Mährchenlande Entsprungen war, der vielverschied'ne Sohn Vom Kaukasus, vom Ural und vom Don. Sie schau'n herüber übers Grenzgelande) Das ihres langen Rittes Ziel und Ende, Sie halten an in Sinnen still versenkt: Doch ist verschieden was jedweder denkt. Sein Rößlein streichelt der Kosack mit Lächeln: „Süß scheint die deutsche Luft dich anzufächeln, Die deutsche Weide, deucht mir, lockt dich an - Sei still, der letzte Ritt ist nicht gethan. „Sei still mein Rößlein — aus der Seine Fluch. Schon tranken einst am Don gehängte Stuten - Noch kann gescheh'n was schon vor Zeiten war: Im Himmel Gott, auf Erden lebt der Czar." <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0027" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182450"/> </div> <div n="1"> <head> Drei Reiter</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg xml:id="POEMID_1" type="poem"> <l> Jüngst an der deutschen Grenze war zu schauen<lb/> Mit einem Mal' im Nebelmorgengrauen<lb/> Die unheimlichste Trias, wie bis da<lb/> Sie niemals noch ein deutsches Auge sah.</l> <l> Drei Reiter warens — fern herbei gerufen<lb/> Zur Polenjagd — ein ihrer Rosse Hufen<lb/> Hat Blut geklebt, denn ein verblutend Land<lb/> Hat die fantast'sche Trias just durchraunt.</l> <l> Der Sprache Laut, das Antlitz, die Gewände —<lb/> So fremd ist Alles, ob dem Mährchenlande<lb/> Entsprungen war, der vielverschied'ne Sohn<lb/> Vom Kaukasus, vom Ural und vom Don.</l> <l> Sie schau'n herüber übers Grenzgelande)<lb/> Das ihres langen Rittes Ziel und Ende,<lb/> Sie halten an in Sinnen still versenkt:<lb/> Doch ist verschieden was jedweder denkt.</l> <l> Sein Rößlein streichelt der Kosack mit Lächeln:<lb/> „Süß scheint die deutsche Luft dich anzufächeln,<lb/> Die deutsche Weide, deucht mir, lockt dich an -<lb/> Sei still, der letzte Ritt ist nicht gethan.</l> <l> „Sei still mein Rößlein — aus der Seine Fluch.<lb/> Schon tranken einst am Don gehängte Stuten -<lb/> Noch kann gescheh'n was schon vor Zeiten war:<lb/> Im Himmel Gott, auf Erden lebt der Czar."</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0027]
Drei Reiter
Jüngst an der deutschen Grenze war zu schauen
Mit einem Mal' im Nebelmorgengrauen
Die unheimlichste Trias, wie bis da
Sie niemals noch ein deutsches Auge sah. Drei Reiter warens — fern herbei gerufen
Zur Polenjagd — ein ihrer Rosse Hufen
Hat Blut geklebt, denn ein verblutend Land
Hat die fantast'sche Trias just durchraunt. Der Sprache Laut, das Antlitz, die Gewände —
So fremd ist Alles, ob dem Mährchenlande
Entsprungen war, der vielverschied'ne Sohn
Vom Kaukasus, vom Ural und vom Don. Sie schau'n herüber übers Grenzgelande)
Das ihres langen Rittes Ziel und Ende,
Sie halten an in Sinnen still versenkt:
Doch ist verschieden was jedweder denkt. Sein Rößlein streichelt der Kosack mit Lächeln:
„Süß scheint die deutsche Luft dich anzufächeln,
Die deutsche Weide, deucht mir, lockt dich an -
Sei still, der letzte Ritt ist nicht gethan. „Sei still mein Rößlein — aus der Seine Fluch.
Schon tranken einst am Don gehängte Stuten -
Noch kann gescheh'n was schon vor Zeiten war:
Im Himmel Gott, auf Erden lebt der Czar."
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