Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.mildert diese Strenge, indem er bemerkt, daß die österreichische Industrie, Für unsern guten, Freund dem Journal de Dvbats, welches in mildert diese Strenge, indem er bemerkt, daß die österreichische Industrie, Für unsern guten, Freund dem Journal de Dvbats, welches in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0187" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182610"/> <p xml:id="ID_508" prev="#ID_507"> mildert diese Strenge, indem er bemerkt, daß die österreichische Industrie,<lb/> wie sie auch jetzt sein mag, immerhin viel höher steht, als vor dreißig<lb/> Jahren, (Wir bedanken uns für das schöne Kompliment!) Das Gouver¬<lb/> nement hat viel gethan, um die Produktion zu entwickeln. Unter den<lb/> Schöpfungen, die es zu diesem Zwecke aufgemuntert oder selbst hervor¬<lb/> gerufen hat, muß man vor Allem das polytechnische Institut in Wien<lb/> citiren, eine so großartige, vortrefflich angelegte und vortrefflich geleitete<lb/> Gewerbsschule, wie wir in Frankreich nichts Analoges unter unsern<lb/> sämmtlichen Staatsinstituten haben. Der Erfolg dieses großartigen In¬<lb/> stituts gebührt namentlich Herr Prechll, einem Mann, dessen Verdienste<lb/> Se. Marc Girardin in seinem Buche Insrrueticm ilitormvcliiliiv gehörig<lb/> in's Licht stellte." Was das Journal de Dcibats hierauf von unsern<lb/> chinesischen Mauern spricht, mit welchen die Regierung unsere Industrie<lb/> gegen Außen abschließt, würde mehr Bedeutung haben, wenn es nicht<lb/> aus eigennützigen Absichten geschahe. Die französische Industrie gelüstet<lb/> es freilich nach dem österreichischen Markte, von der sie durch unsern<lb/> hohen Tarif ausgeschlossen ist. Nun dieser Fehler ist's nicht, worüber<lb/> wir unsere Regierung tadeln möchten. Viel pikanter und lehrreicher sind<lb/> die Schlußworte des D«!half-Artikels. „Wir schließen unsern Artikel über<lb/> die vortreffliche Schrift des Herrn Perigot" — heißt es — „indem wir<lb/> daraus eine Thatsache entlehnen, die besser als lange Commentare, die<lb/> tiefe Ursache andeutet, weshalb die österreichische Industrie eine so unter¬<lb/> geordnete Rolle einnimmt. Der Gesammtverbrauch von Papier betragt<lb/> in der ganzen österreich. Monarchie 2 Millionen 775M0 Rieß. Hiervon<lb/> wird der dritte Theil (welcher im Gewicht mehr als die Hälfte macht)<lb/> zu Verpackung und Emballage verwendet. Der Gesammtverbrauch des<lb/> Schreibpapiers beläuft sich blos auf ! Million 350MV Rieß, wovon<lb/> die Hälfte von den Staatsbeamten aufgebraucht wird, was eine schreib¬<lb/> selige, papiergesegnete Verwaltung andeutet (co cui neuves uns iulmi-<lb/> ui8tri>,lie,ii inlpvrirkisivre), aber auch zugleich ein Publicum, welches<lb/> wenig mit der Feder umgeht. Doch wenn der Staat viel Papier ver¬<lb/> braucht, so verbrauchen Autoren und Buchdrucker um so viel weniger:<lb/> Der Verbrauch von Druckpapier in diesem unermeßlichen<lb/> Reich für die sämmtlichen 40 Millionen Menschen, die es<lb/> bevölkern, beschränkt sich auf50v,0vo Rieß, ungefähr so viel als<lb/> das kleine Königreich Sachsen, welches einen vierzehnmal (blos?) klei¬<lb/> nern Umfang hat."</p><lb/> <p xml:id="ID_509"> Für unsern guten, Freund dem Journal de Dvbats, welches in<lb/> Frankreich das Haupt der „guten" Presse bildet ist dieses genug ge¬<lb/> sagt! Ueberhaupt gibt es in diesem Augenblicke für Oesterreich keine gute<lb/> gute Presse. Jeden Tag muß der österr- Beobachter auf die Mauern<lb/> steigen und gegen Journale kämpfen, die bisher durch irgend ein Prin¬<lb/> cip mit Oesterreich befreundet schienen: heute gegen die officielle Preu¬<lb/> ßische Staatszeitung, morgen gegen das „conservative" Journal de De-<lb/> bats, übermorgen gegen das katholische „Univers" und nach übermorgen<lb/> gegen die legitimistische Gazette de France. Dieses ist keine Uebertreibung,<lb/> sondern buchstäblich wahr.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0187]
mildert diese Strenge, indem er bemerkt, daß die österreichische Industrie,
wie sie auch jetzt sein mag, immerhin viel höher steht, als vor dreißig
Jahren, (Wir bedanken uns für das schöne Kompliment!) Das Gouver¬
nement hat viel gethan, um die Produktion zu entwickeln. Unter den
Schöpfungen, die es zu diesem Zwecke aufgemuntert oder selbst hervor¬
gerufen hat, muß man vor Allem das polytechnische Institut in Wien
citiren, eine so großartige, vortrefflich angelegte und vortrefflich geleitete
Gewerbsschule, wie wir in Frankreich nichts Analoges unter unsern
sämmtlichen Staatsinstituten haben. Der Erfolg dieses großartigen In¬
stituts gebührt namentlich Herr Prechll, einem Mann, dessen Verdienste
Se. Marc Girardin in seinem Buche Insrrueticm ilitormvcliiliiv gehörig
in's Licht stellte." Was das Journal de Dcibats hierauf von unsern
chinesischen Mauern spricht, mit welchen die Regierung unsere Industrie
gegen Außen abschließt, würde mehr Bedeutung haben, wenn es nicht
aus eigennützigen Absichten geschahe. Die französische Industrie gelüstet
es freilich nach dem österreichischen Markte, von der sie durch unsern
hohen Tarif ausgeschlossen ist. Nun dieser Fehler ist's nicht, worüber
wir unsere Regierung tadeln möchten. Viel pikanter und lehrreicher sind
die Schlußworte des D«!half-Artikels. „Wir schließen unsern Artikel über
die vortreffliche Schrift des Herrn Perigot" — heißt es — „indem wir
daraus eine Thatsache entlehnen, die besser als lange Commentare, die
tiefe Ursache andeutet, weshalb die österreichische Industrie eine so unter¬
geordnete Rolle einnimmt. Der Gesammtverbrauch von Papier betragt
in der ganzen österreich. Monarchie 2 Millionen 775M0 Rieß. Hiervon
wird der dritte Theil (welcher im Gewicht mehr als die Hälfte macht)
zu Verpackung und Emballage verwendet. Der Gesammtverbrauch des
Schreibpapiers beläuft sich blos auf ! Million 350MV Rieß, wovon
die Hälfte von den Staatsbeamten aufgebraucht wird, was eine schreib¬
selige, papiergesegnete Verwaltung andeutet (co cui neuves uns iulmi-
ui8tri>,lie,ii inlpvrirkisivre), aber auch zugleich ein Publicum, welches
wenig mit der Feder umgeht. Doch wenn der Staat viel Papier ver¬
braucht, so verbrauchen Autoren und Buchdrucker um so viel weniger:
Der Verbrauch von Druckpapier in diesem unermeßlichen
Reich für die sämmtlichen 40 Millionen Menschen, die es
bevölkern, beschränkt sich auf50v,0vo Rieß, ungefähr so viel als
das kleine Königreich Sachsen, welches einen vierzehnmal (blos?) klei¬
nern Umfang hat."
Für unsern guten, Freund dem Journal de Dvbats, welches in
Frankreich das Haupt der „guten" Presse bildet ist dieses genug ge¬
sagt! Ueberhaupt gibt es in diesem Augenblicke für Oesterreich keine gute
gute Presse. Jeden Tag muß der österr- Beobachter auf die Mauern
steigen und gegen Journale kämpfen, die bisher durch irgend ein Prin¬
cip mit Oesterreich befreundet schienen: heute gegen die officielle Preu¬
ßische Staatszeitung, morgen gegen das „conservative" Journal de De-
bats, übermorgen gegen das katholische „Univers" und nach übermorgen
gegen die legitimistische Gazette de France. Dieses ist keine Uebertreibung,
sondern buchstäblich wahr.
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