Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. II. Band.Brief eines Reifenden ans und über Galizien*). Werthester Freund! Sie verlangen "einfache Wahrheit" nichts "Wahrheit!" -- und wissen Sie denn, was Sie damit von Das Publicum construirt in seiner Einbildung sich die Ver¬ D. R. Der nachfolgende Brief enthalt einige interessante bisher noch nicht bekannte Details. Der Leser kann aus manchen Stellen errathen, daß der Herr Verfasser ein höherer Officier ist. Im Voraus müssen wir jedoch sagen, daß unsere Ansichten von den hier entwickelten in manchen Punkten wesentlich abweichen. Wir verweisen deshalb auf den Artikel Randglossen im heutigen "Tagebuch". Ar-nMen, es"", II. 13
Brief eines Reifenden ans und über Galizien*). Werthester Freund! Sie verlangen „einfache Wahrheit" nichts „Wahrheit!" — und wissen Sie denn, was Sie damit von Das Publicum construirt in seiner Einbildung sich die Ver¬ D. R. Der nachfolgende Brief enthalt einige interessante bisher noch nicht bekannte Details. Der Leser kann aus manchen Stellen errathen, daß der Herr Verfasser ein höherer Officier ist. Im Voraus müssen wir jedoch sagen, daß unsere Ansichten von den hier entwickelten in manchen Punkten wesentlich abweichen. Wir verweisen deshalb auf den Artikel Randglossen im heutigen „Tagebuch". Ar-nMen, es««, II. 13
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0109" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182532"/> </div> <div n="1"> <head> Brief eines Reifenden ans und über Galizien*).</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_286"> Werthester Freund! Sie verlangen „einfache Wahrheit" nichts<lb/> als einfache Wahrheit, wie Sie sagen, über die Ereignisse und Sce¬<lb/> nen, denen ich als Zeuge beizuwohnen Gelegenheit hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_287"> „Wahrheit!" — und wissen Sie denn, was Sie damit von<lb/> mir verlangen? Wissen Sie denn nicht, daß gerade an die Wahr¬<lb/> heit kein Mensch glaubt, eben weil er überhaupt nicht daran glau¬<lb/> ben will. Man hat im griechischen Freiheitskämpfe, im spanischen<lb/> Bürgerkriege, bei allen Gelegenheiten dieser Art, pas europäische<lb/> Publicum mit dem glänzendsten Erfolg mystificirt, und mancher Zei¬<lb/> tungsartikel, manche gefeierte Brochüre, manche K tempo verbreitete<lb/> Nachricht, welche an der Stirne das Gepräge der Lüge trug, fand<lb/> allgemeinen Glauben, weil sie den jeweiligen Sympathien der Par¬<lb/> teien schmeichelte.</p><lb/> <p xml:id="ID_288" next="#ID_289"> Das Publicum construirt in seiner Einbildung sich die Ver¬<lb/> hältnisse nach dem Geschmack, welchen es daran finden will. Jeder<lb/> dachte sich Griechenland, Spanien, Polen, mit den Formen Deutsch¬<lb/> lands, Englands, Frankreichs. Und wenn man dann die wirklichen</p><lb/> <note xml:id="FID_7" place="foot"> Der nachfolgende Brief enthalt einige interessante bisher noch nicht<lb/> bekannte Details. Der Leser kann aus manchen Stellen errathen, daß der<lb/> Herr Verfasser ein höherer Officier ist. Im Voraus müssen wir jedoch sagen,<lb/> daß unsere Ansichten von den hier entwickelten in manchen Punkten wesentlich<lb/> abweichen. Wir verweisen deshalb auf den Artikel Randglossen im heutigen<lb/> „Tagebuch".</note><lb/> <note type="byline"> D. R.</note><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Ar-nMen, es««, II. 13</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0109]
Brief eines Reifenden ans und über Galizien*).
Werthester Freund! Sie verlangen „einfache Wahrheit" nichts
als einfache Wahrheit, wie Sie sagen, über die Ereignisse und Sce¬
nen, denen ich als Zeuge beizuwohnen Gelegenheit hatte.
„Wahrheit!" — und wissen Sie denn, was Sie damit von
mir verlangen? Wissen Sie denn nicht, daß gerade an die Wahr¬
heit kein Mensch glaubt, eben weil er überhaupt nicht daran glau¬
ben will. Man hat im griechischen Freiheitskämpfe, im spanischen
Bürgerkriege, bei allen Gelegenheiten dieser Art, pas europäische
Publicum mit dem glänzendsten Erfolg mystificirt, und mancher Zei¬
tungsartikel, manche gefeierte Brochüre, manche K tempo verbreitete
Nachricht, welche an der Stirne das Gepräge der Lüge trug, fand
allgemeinen Glauben, weil sie den jeweiligen Sympathien der Par¬
teien schmeichelte.
Das Publicum construirt in seiner Einbildung sich die Ver¬
hältnisse nach dem Geschmack, welchen es daran finden will. Jeder
dachte sich Griechenland, Spanien, Polen, mit den Formen Deutsch¬
lands, Englands, Frankreichs. Und wenn man dann die wirklichen
D. R.
Der nachfolgende Brief enthalt einige interessante bisher noch nicht
bekannte Details. Der Leser kann aus manchen Stellen errathen, daß der
Herr Verfasser ein höherer Officier ist. Im Voraus müssen wir jedoch sagen,
daß unsere Ansichten von den hier entwickelten in manchen Punkten wesentlich
abweichen. Wir verweisen deshalb auf den Artikel Randglossen im heutigen
„Tagebuch".
Ar-nMen, es««, II. 13
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |