Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

einem Kostenaufwand": von 1120 Rthlr. erfordert. Unter den alten
Sielen sind mehrere, welche einzeln 150 bis 200 Rthlr. jährliche
Ausgabe nöthig machen.

Die Lage Hamburgs zwischen den Flüssen Ulster und Elbe und
der Umstand, daß das Niveau der ersteren 13 Fuß höher als der 0
Punkt der letzteren liegt, ist zwar von unbezahlbaren Vortheilen für
viele Einrichtungen. Allein die Terrainverhältnissc Hamburgs bieten
dennoch manche eigenthümliche Schwierigkeiten dar. Seine theilweise
Lage auf der Geest, theilweise auf eingedeichter, theilweise sogar auf
überschwemmbarer Marsch, welche überdies in verschiedenen Richtungen
von Schifffahrtscanälcn durchzogen wird; ferner die bedeutenden, in¬
nerhalb 20 Fuß sich bewegenden Schwankungen der Wasserstande der
Elbe, sodann die große Zahl von Kellerwohnungen u. s w.; --
machen an sich schon für die Entwässerungsanlagen Hamburgs manche
Vorkehrungen nothwendig, welche für ungewöhnlich gehalten werden,
obgleich ihre localen Ursachen zum Alltäglichen gehören.


Dritter Brief.

Die besondere Sorgfalt, welche man dem allgemeinen Wohl¬
befinden widmet, gehört zu den lobenswerthesten Fortschritten der Ge¬
genwart und wie ganz natürlich macht man mit den unentbehrlichsten
Lebensbedürfnissen den Anfang. Dazu gehört unbestritten in mehr als
einer Beziehung das Wasser und die Versorgung der Städte
mit gutem Wasser ist es daher,, welche augenblicklich an vielen
Orten Gegenstand der Verhandlungen ist.

Hamburg hat auch diese Wohlthat als Staatsanstalt seinen
Bewohnern verschafft. Wien, Roveredo, Venedig, Frankfurt, London,
Liverpool, Manchester, Edinburg, Glasgow, Greenock; Paris, Mar¬
seille, Grenoble, Dijon, Rheims, Bordeaux, BcrierS, Lyon; Rom, Ca-
serta, Lissabon; Rio Janeiro, Newyork, Philadelphia, Cincinnati,
Boston, Albany N.-Y., Trop N.-Y., Providence N. I., Richmond
Va, Pittsburg u. s. w. besitzen ähnliche Anlagen. In Berlin, Se.
Petersburg und an manchen andern Orten erperimentirt man seit eini¬
gen Jahren, anscheinend ohne weiter zu kommen.

Hamburg hatte schon früher als Privatunternehmen: 3 Wasser¬
künste an der Ulster, deren älteste länger als 300 Jahre bestand; fer¬
ner eine im Anfange dieses Jahrhunderts angelegte Elbwasserkunst und
eine vor etwa 12 Jahren errichtete Wasserversorgungsanstalt an der
Ulster. Die ersteren drei sind nach dem Brande nicht wieder aufge-


einem Kostenaufwand«: von 1120 Rthlr. erfordert. Unter den alten
Sielen sind mehrere, welche einzeln 150 bis 200 Rthlr. jährliche
Ausgabe nöthig machen.

Die Lage Hamburgs zwischen den Flüssen Ulster und Elbe und
der Umstand, daß das Niveau der ersteren 13 Fuß höher als der 0
Punkt der letzteren liegt, ist zwar von unbezahlbaren Vortheilen für
viele Einrichtungen. Allein die Terrainverhältnissc Hamburgs bieten
dennoch manche eigenthümliche Schwierigkeiten dar. Seine theilweise
Lage auf der Geest, theilweise auf eingedeichter, theilweise sogar auf
überschwemmbarer Marsch, welche überdies in verschiedenen Richtungen
von Schifffahrtscanälcn durchzogen wird; ferner die bedeutenden, in¬
nerhalb 20 Fuß sich bewegenden Schwankungen der Wasserstande der
Elbe, sodann die große Zahl von Kellerwohnungen u. s w.; —
machen an sich schon für die Entwässerungsanlagen Hamburgs manche
Vorkehrungen nothwendig, welche für ungewöhnlich gehalten werden,
obgleich ihre localen Ursachen zum Alltäglichen gehören.


Dritter Brief.

Die besondere Sorgfalt, welche man dem allgemeinen Wohl¬
befinden widmet, gehört zu den lobenswerthesten Fortschritten der Ge¬
genwart und wie ganz natürlich macht man mit den unentbehrlichsten
Lebensbedürfnissen den Anfang. Dazu gehört unbestritten in mehr als
einer Beziehung das Wasser und die Versorgung der Städte
mit gutem Wasser ist es daher,, welche augenblicklich an vielen
Orten Gegenstand der Verhandlungen ist.

Hamburg hat auch diese Wohlthat als Staatsanstalt seinen
Bewohnern verschafft. Wien, Roveredo, Venedig, Frankfurt, London,
Liverpool, Manchester, Edinburg, Glasgow, Greenock; Paris, Mar¬
seille, Grenoble, Dijon, Rheims, Bordeaux, BcrierS, Lyon; Rom, Ca-
serta, Lissabon; Rio Janeiro, Newyork, Philadelphia, Cincinnati,
Boston, Albany N.-Y., Trop N.-Y., Providence N. I., Richmond
Va, Pittsburg u. s. w. besitzen ähnliche Anlagen. In Berlin, Se.
Petersburg und an manchen andern Orten erperimentirt man seit eini¬
gen Jahren, anscheinend ohne weiter zu kommen.

Hamburg hatte schon früher als Privatunternehmen: 3 Wasser¬
künste an der Ulster, deren älteste länger als 300 Jahre bestand; fer¬
ner eine im Anfange dieses Jahrhunderts angelegte Elbwasserkunst und
eine vor etwa 12 Jahren errichtete Wasserversorgungsanstalt an der
Ulster. Die ersteren drei sind nach dem Brande nicht wieder aufge-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0056" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183077"/>
            <p xml:id="ID_111" prev="#ID_110"> einem Kostenaufwand«: von 1120 Rthlr. erfordert. Unter den alten<lb/>
Sielen sind mehrere, welche einzeln 150 bis 200 Rthlr. jährliche<lb/>
Ausgabe nöthig machen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_112"> Die Lage Hamburgs zwischen den Flüssen Ulster und Elbe und<lb/>
der Umstand, daß das Niveau der ersteren 13 Fuß höher als der 0<lb/>
Punkt der letzteren liegt, ist zwar von unbezahlbaren Vortheilen für<lb/>
viele Einrichtungen. Allein die Terrainverhältnissc Hamburgs bieten<lb/>
dennoch manche eigenthümliche Schwierigkeiten dar. Seine theilweise<lb/>
Lage auf der Geest, theilweise auf eingedeichter, theilweise sogar auf<lb/>
überschwemmbarer Marsch, welche überdies in verschiedenen Richtungen<lb/>
von Schifffahrtscanälcn durchzogen wird; ferner die bedeutenden, in¬<lb/>
nerhalb 20 Fuß sich bewegenden Schwankungen der Wasserstande der<lb/>
Elbe, sodann die große Zahl von Kellerwohnungen u. s w.; &#x2014;<lb/>
machen an sich schon für die Entwässerungsanlagen Hamburgs manche<lb/>
Vorkehrungen nothwendig, welche für ungewöhnlich gehalten werden,<lb/>
obgleich ihre localen Ursachen zum Alltäglichen gehören.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Dritter Brief.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_113"> Die besondere Sorgfalt, welche man dem allgemeinen Wohl¬<lb/>
befinden widmet, gehört zu den lobenswerthesten Fortschritten der Ge¬<lb/>
genwart und wie ganz natürlich macht man mit den unentbehrlichsten<lb/>
Lebensbedürfnissen den Anfang. Dazu gehört unbestritten in mehr als<lb/>
einer Beziehung das Wasser und die Versorgung der Städte<lb/>
mit gutem Wasser ist es daher,, welche augenblicklich an vielen<lb/>
Orten Gegenstand der Verhandlungen ist.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_114"> Hamburg hat auch diese Wohlthat als Staatsanstalt seinen<lb/>
Bewohnern verschafft. Wien, Roveredo, Venedig, Frankfurt, London,<lb/>
Liverpool, Manchester, Edinburg, Glasgow, Greenock; Paris, Mar¬<lb/>
seille, Grenoble, Dijon, Rheims, Bordeaux, BcrierS, Lyon; Rom, Ca-<lb/>
serta, Lissabon; Rio Janeiro, Newyork, Philadelphia, Cincinnati,<lb/>
Boston, Albany N.-Y., Trop N.-Y., Providence N. I., Richmond<lb/>
Va, Pittsburg u. s. w. besitzen ähnliche Anlagen. In Berlin, Se.<lb/>
Petersburg und an manchen andern Orten erperimentirt man seit eini¬<lb/>
gen Jahren, anscheinend ohne weiter zu kommen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_115" next="#ID_116"> Hamburg hatte schon früher als Privatunternehmen: 3 Wasser¬<lb/>
künste an der Ulster, deren älteste länger als 300 Jahre bestand; fer¬<lb/>
ner eine im Anfange dieses Jahrhunderts angelegte Elbwasserkunst und<lb/>
eine vor etwa 12 Jahren errichtete Wasserversorgungsanstalt an der<lb/>
Ulster.  Die ersteren drei sind nach dem Brande nicht wieder aufge-</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0056] einem Kostenaufwand«: von 1120 Rthlr. erfordert. Unter den alten Sielen sind mehrere, welche einzeln 150 bis 200 Rthlr. jährliche Ausgabe nöthig machen. Die Lage Hamburgs zwischen den Flüssen Ulster und Elbe und der Umstand, daß das Niveau der ersteren 13 Fuß höher als der 0 Punkt der letzteren liegt, ist zwar von unbezahlbaren Vortheilen für viele Einrichtungen. Allein die Terrainverhältnissc Hamburgs bieten dennoch manche eigenthümliche Schwierigkeiten dar. Seine theilweise Lage auf der Geest, theilweise auf eingedeichter, theilweise sogar auf überschwemmbarer Marsch, welche überdies in verschiedenen Richtungen von Schifffahrtscanälcn durchzogen wird; ferner die bedeutenden, in¬ nerhalb 20 Fuß sich bewegenden Schwankungen der Wasserstande der Elbe, sodann die große Zahl von Kellerwohnungen u. s w.; — machen an sich schon für die Entwässerungsanlagen Hamburgs manche Vorkehrungen nothwendig, welche für ungewöhnlich gehalten werden, obgleich ihre localen Ursachen zum Alltäglichen gehören. Dritter Brief. Die besondere Sorgfalt, welche man dem allgemeinen Wohl¬ befinden widmet, gehört zu den lobenswerthesten Fortschritten der Ge¬ genwart und wie ganz natürlich macht man mit den unentbehrlichsten Lebensbedürfnissen den Anfang. Dazu gehört unbestritten in mehr als einer Beziehung das Wasser und die Versorgung der Städte mit gutem Wasser ist es daher,, welche augenblicklich an vielen Orten Gegenstand der Verhandlungen ist. Hamburg hat auch diese Wohlthat als Staatsanstalt seinen Bewohnern verschafft. Wien, Roveredo, Venedig, Frankfurt, London, Liverpool, Manchester, Edinburg, Glasgow, Greenock; Paris, Mar¬ seille, Grenoble, Dijon, Rheims, Bordeaux, BcrierS, Lyon; Rom, Ca- serta, Lissabon; Rio Janeiro, Newyork, Philadelphia, Cincinnati, Boston, Albany N.-Y., Trop N.-Y., Providence N. I., Richmond Va, Pittsburg u. s. w. besitzen ähnliche Anlagen. In Berlin, Se. Petersburg und an manchen andern Orten erperimentirt man seit eini¬ gen Jahren, anscheinend ohne weiter zu kommen. Hamburg hatte schon früher als Privatunternehmen: 3 Wasser¬ künste an der Ulster, deren älteste länger als 300 Jahre bestand; fer¬ ner eine im Anfange dieses Jahrhunderts angelegte Elbwasserkunst und eine vor etwa 12 Jahren errichtete Wasserversorgungsanstalt an der Ulster. Die ersteren drei sind nach dem Brande nicht wieder aufge-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/56
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/56>, abgerufen am 24.07.2024.