Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.lien. Macht und Gerechtsamen mit den Verwaltungs- und Kammer- Werde nun dieses oder etwas Anderes beliebt, so viel ist gewiß: lien. Macht und Gerechtsamen mit den Verwaltungs- und Kammer- Werde nun dieses oder etwas Anderes beliebt, so viel ist gewiß: <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0418" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183439"/> <p xml:id="ID_1232" prev="#ID_1231"> lien. Macht und Gerechtsamen mit den Verwaltungs- und Kammer-<lb/> gefällsrücksichten, mit den Befugnissen und Schuldigkeiten der Unter¬<lb/> thanen bunt unter einander wickelte und wirrte. Daher kommt es,<lb/> daß unsere Zeit mit dein Verständnisse solcher Vorschriften und Urkunden<lb/> gar arg in's Gedränge geräth und daß es schwieriger ist, den wahren<lb/> Sinn der alten Wald- und verwandten Ordnungen zu ergründen, als<lb/> eine Allen genehme Bibelauslegung zu finden. Eben daher leiten wir<lb/> deim auch die unerfreuliche Erscheinung, welche heut zu Tage das<lb/> tyrolische Waldwesen darbietet. Es ist dies ein Gegenstand von der<lb/> höchsten Bedeutung, theils weil er die Rationalwirthschaft in ihrem<lb/> Mark und Kern trifft, theils weil die Entwirrung der in einen gordi¬<lb/> schen Knoten verschlungenen Rechte des Landesherrn und der Unter¬<lb/> thanen ebenso große Umsicht und Uneigennützigkeit als inniges Ver¬<lb/> trautsein mit der tyrolischen Geschichte und Landesverfassung erheischt.<lb/> Möchte es der Staatsverwaltung gelingen, diese Eigenschaften in dem<lb/> Manne zu finden, welchem die Ausarbeitung des Vortrages über diese<lb/> wichtige Angelegenheit in Wien vertraut wird. - Was seit vielen Jahren<lb/> von den Behörden verhandelt, gestritten und in wenig lobenswerthem<lb/> Eifer ausgeführt worden, hat den Standpunkt der Frage vollständig<lb/> verrückt und großen Schaden gebracht. Die Rechtseisersucht, der Un¬<lb/> verstand und die Habgierde hausten bösem unsern Wäldern. Es fehlt<lb/> allzu lang an Aufsicht und Einer obersten Leitung. Die Verwaltung<lb/> der landesherrlichen Kammer will sich alles Waldeigenthumö bemäch¬<lb/> tigen; die Gegner räumen ihr hinwieder zu wenig ein. Alles dieses<lb/> sollte als arge Uebertreibung bei Seite geschafft und zur Würdigung<lb/> jener Stand festgehalten werden, welchen das Waldwesen darbot, ass<lb/> das Land wieder an Oesterreich gelangte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1233" next="#ID_1234"> Werde nun dieses oder etwas Anderes beliebt, so viel ist gewiß:<lb/> daß die zahlreichste und treueste Klasse der Tyroler, nämlich das Land¬<lb/> volk, mit ungeduldiger Sehnsucht die eheste Schlußnahme über die<lb/> Wälder herbeiwünscht, da es mit all' seiner Wirthschaft für Gegen¬<lb/> wart und Zukunft wesentlich betheiligt ist, und eben jetzt unter der<lb/> eingerissenen Verwirrung und bei den drückenden Maßregeln, welche<lb/> zur vorläufigen Sicherung des Rechtes der landesherrlichen Kammer<lb/> in's Werk gesetzt werden, empfindlich leidet. Sollten in Tyrol auch<lb/> alle Wälder und Hölzer zu Berg und Thal in alten Zeiten als Kron¬<lb/> gut besessen worden und heut zu Tage als unverjahrteS Eigenthum dem<lb/> Landesfürsten gehören, so ist doch seit dem Erscheinen der ältesten wie<lb/> üngsten unter den alten Waldordnungen die Kenntniß, wie ein Land</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0418]
lien. Macht und Gerechtsamen mit den Verwaltungs- und Kammer-
gefällsrücksichten, mit den Befugnissen und Schuldigkeiten der Unter¬
thanen bunt unter einander wickelte und wirrte. Daher kommt es,
daß unsere Zeit mit dein Verständnisse solcher Vorschriften und Urkunden
gar arg in's Gedränge geräth und daß es schwieriger ist, den wahren
Sinn der alten Wald- und verwandten Ordnungen zu ergründen, als
eine Allen genehme Bibelauslegung zu finden. Eben daher leiten wir
deim auch die unerfreuliche Erscheinung, welche heut zu Tage das
tyrolische Waldwesen darbietet. Es ist dies ein Gegenstand von der
höchsten Bedeutung, theils weil er die Rationalwirthschaft in ihrem
Mark und Kern trifft, theils weil die Entwirrung der in einen gordi¬
schen Knoten verschlungenen Rechte des Landesherrn und der Unter¬
thanen ebenso große Umsicht und Uneigennützigkeit als inniges Ver¬
trautsein mit der tyrolischen Geschichte und Landesverfassung erheischt.
Möchte es der Staatsverwaltung gelingen, diese Eigenschaften in dem
Manne zu finden, welchem die Ausarbeitung des Vortrages über diese
wichtige Angelegenheit in Wien vertraut wird. - Was seit vielen Jahren
von den Behörden verhandelt, gestritten und in wenig lobenswerthem
Eifer ausgeführt worden, hat den Standpunkt der Frage vollständig
verrückt und großen Schaden gebracht. Die Rechtseisersucht, der Un¬
verstand und die Habgierde hausten bösem unsern Wäldern. Es fehlt
allzu lang an Aufsicht und Einer obersten Leitung. Die Verwaltung
der landesherrlichen Kammer will sich alles Waldeigenthumö bemäch¬
tigen; die Gegner räumen ihr hinwieder zu wenig ein. Alles dieses
sollte als arge Uebertreibung bei Seite geschafft und zur Würdigung
jener Stand festgehalten werden, welchen das Waldwesen darbot, ass
das Land wieder an Oesterreich gelangte.
Werde nun dieses oder etwas Anderes beliebt, so viel ist gewiß:
daß die zahlreichste und treueste Klasse der Tyroler, nämlich das Land¬
volk, mit ungeduldiger Sehnsucht die eheste Schlußnahme über die
Wälder herbeiwünscht, da es mit all' seiner Wirthschaft für Gegen¬
wart und Zukunft wesentlich betheiligt ist, und eben jetzt unter der
eingerissenen Verwirrung und bei den drückenden Maßregeln, welche
zur vorläufigen Sicherung des Rechtes der landesherrlichen Kammer
in's Werk gesetzt werden, empfindlich leidet. Sollten in Tyrol auch
alle Wälder und Hölzer zu Berg und Thal in alten Zeiten als Kron¬
gut besessen worden und heut zu Tage als unverjahrteS Eigenthum dem
Landesfürsten gehören, so ist doch seit dem Erscheinen der ältesten wie
üngsten unter den alten Waldordnungen die Kenntniß, wie ein Land
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