Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.sonst wolle!) und rum wird finden, daß die bedeutende Majorität der¬ Vergleichen wir die Hauptquartiere der irdischen Götter in Paris, Kein Irrthum des Auslandes ist größer und wird rascher vom sonst wolle!) und rum wird finden, daß die bedeutende Majorität der¬ Vergleichen wir die Hauptquartiere der irdischen Götter in Paris, Kein Irrthum des Auslandes ist größer und wird rascher vom <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0327" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/183348"/> <p xml:id="ID_974" prev="#ID_973"> sonst wolle!) und rum wird finden, daß die bedeutende Majorität der¬<lb/> selben den vornehmsten lind reichsten Ständen angehöre. Ein Kind<lb/> aus solchen Klassen hat nur zu wollen!— DaS ist eine factische und<lb/> sehr gefährliche Aristokratie der Geburt, weil dieselbe zugleich zur Ari¬<lb/> stokratie der Autorität wird und den Glauben erweckt, daß die Na¬<lb/> tur dem Armen nur eine halbe Seele gegeben habe. Die Aristokratie<lb/> des Geldes hat freilich den Vorzug, daß scheinbar leichter in ihre Rei¬<lb/> hen einzudringen sei, als in die der andern Kasten, aber sie hat den<lb/> gemeinsamen Nachtheil mit denselben, daß sie erblich ist und jedes An¬<lb/> dere, jedes wahre Verdienst überflüssig macht, und auch den, daß sie<lb/> nicht durch wahre Verdienste erworben wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_975"> Vergleichen wir die Hauptquartiere der irdischen Götter in Paris,<lb/> das l^labour^ Le. (iermiün, das I^imbourA Le. llouvrv, und die<lb/> ^lumsst'v »I'^null nebst Rü«z I^irüttv, etc., so fallen uns gewisse Un¬<lb/> terschiede gleich in die Augen. Dort der stolze, abgeschlossene Erbadel,<lb/> da die höchsten Würdenträger der Staaten, und hier die Helden der<lb/> Börse. Sicht man diesem prächtigen Quartier die Geschäftigkeit des<lb/> Großhandels wohl an, so hat das vornehme Viertel, welches von den<lb/> Boulevards ab, zu den ^Iiiuni)« LIz/Loo« führt, die einfach großartige<lb/> Pracht, welche den Repräsentanten von Souverainetäten wohl ansteht.<lb/> Geht man von da weiter in die t>!>. KI>, so kommt man an den Wohnungen<lb/> der reicheren lind angeseheneren Engländer vorbei, die sich hier so zwischen<lb/> Stadt und Land angesiedelt haben, in das einsame und ernste Quar¬<lb/> tier des Legitimisten-Adels, wo jedes Hütel eine abgeschlossene Fami-<lb/> lienburg vorstellt, in welcher der Geburtsadel mit allen seinen patriarcha¬<lb/> lisch-religiösen Traditionen „Von Gottes Gnaden" haust. Die alte<lb/> Weltordnung hat wohl in Frankreich einen der stärksten Siege<lb/> errungen; denn seinen Kindern gibt's der Herr im Schlaf! — Daß<lb/> nämlich die zweite Revolution eines der rationellsten Völker wieder<lb/> einen Erbkönig nach Geburtsrecht creiren würde, konnte in der<lb/> That überraschend erscheinen. Mag man sagen, was man will! Louis<lb/> Philipp ist König geworden, Bourbon, nicht ^null»«- —,<lb/> als nächster Erbe der Vertriebenen. Der französische Liberalismus hat<lb/> sich damals selber nicht weit getraut, und noch heute entdeckt man die<lb/> ewige Angst der liberalen Koryphäen vor dem Volke, auf das sie sich<lb/> doch immer verlogener Weise berufen.</p><lb/> <p xml:id="ID_976" next="#ID_977"> Kein Irrthum des Auslandes ist größer und wird rascher vom<lb/> Augenschein widerlegt, als der, daß die eigentliche Volkspartei der<lb/> „Großen Nation" in der Kammer vertreten sei. Wir spotten so viel</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0327]
sonst wolle!) und rum wird finden, daß die bedeutende Majorität der¬
selben den vornehmsten lind reichsten Ständen angehöre. Ein Kind
aus solchen Klassen hat nur zu wollen!— DaS ist eine factische und
sehr gefährliche Aristokratie der Geburt, weil dieselbe zugleich zur Ari¬
stokratie der Autorität wird und den Glauben erweckt, daß die Na¬
tur dem Armen nur eine halbe Seele gegeben habe. Die Aristokratie
des Geldes hat freilich den Vorzug, daß scheinbar leichter in ihre Rei¬
hen einzudringen sei, als in die der andern Kasten, aber sie hat den
gemeinsamen Nachtheil mit denselben, daß sie erblich ist und jedes An¬
dere, jedes wahre Verdienst überflüssig macht, und auch den, daß sie
nicht durch wahre Verdienste erworben wird.
Vergleichen wir die Hauptquartiere der irdischen Götter in Paris,
das l^labour^ Le. (iermiün, das I^imbourA Le. llouvrv, und die
^lumsst'v »I'^null nebst Rü«z I^irüttv, etc., so fallen uns gewisse Un¬
terschiede gleich in die Augen. Dort der stolze, abgeschlossene Erbadel,
da die höchsten Würdenträger der Staaten, und hier die Helden der
Börse. Sicht man diesem prächtigen Quartier die Geschäftigkeit des
Großhandels wohl an, so hat das vornehme Viertel, welches von den
Boulevards ab, zu den ^Iiiuni)« LIz/Loo« führt, die einfach großartige
Pracht, welche den Repräsentanten von Souverainetäten wohl ansteht.
Geht man von da weiter in die t>!>. KI>, so kommt man an den Wohnungen
der reicheren lind angeseheneren Engländer vorbei, die sich hier so zwischen
Stadt und Land angesiedelt haben, in das einsame und ernste Quar¬
tier des Legitimisten-Adels, wo jedes Hütel eine abgeschlossene Fami-
lienburg vorstellt, in welcher der Geburtsadel mit allen seinen patriarcha¬
lisch-religiösen Traditionen „Von Gottes Gnaden" haust. Die alte
Weltordnung hat wohl in Frankreich einen der stärksten Siege
errungen; denn seinen Kindern gibt's der Herr im Schlaf! — Daß
nämlich die zweite Revolution eines der rationellsten Völker wieder
einen Erbkönig nach Geburtsrecht creiren würde, konnte in der
That überraschend erscheinen. Mag man sagen, was man will! Louis
Philipp ist König geworden, Bourbon, nicht ^null»«- —,
als nächster Erbe der Vertriebenen. Der französische Liberalismus hat
sich damals selber nicht weit getraut, und noch heute entdeckt man die
ewige Angst der liberalen Koryphäen vor dem Volke, auf das sie sich
doch immer verlogener Weise berufen.
Kein Irrthum des Auslandes ist größer und wird rascher vom
Augenschein widerlegt, als der, daß die eigentliche Volkspartei der
„Großen Nation" in der Kammer vertreten sei. Wir spotten so viel
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