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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.

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Eine Lanze für Herrn Büky von F-lsöbük.

Außer dem Landtage bietet diese ungarische Stadt gar wenig dar^
was die große Welt interessiren könnte. Das magyarische Element taucht
nicht stark auf und das politische Getriebe hat schon stark das Aussehen
der nahen Residenz. Das Eomitat gehört zu denjenigen, die sich nach
dem wiener Kommando richten. In dieses Stillleben platzte vor Kurzem
ein Bombenwurf von Orden, Dekorationen, Ehrentiteln, Auszeichnungen
u. tgi., daß man ganz erstaunt und erschreckt aufsah. Auch Sie haben
bereits über den Herrn Ladislaus Büky von Felsöbük eine Notiz gebracht.
In unsern Tagen gehört es freilich zu den Wundern, wenn ein einfacher^
sonst ungekannter Mann so rasch und mannichfaltig ausgezeichnet wird,
und da gab es allerlei Stoff zu Fabeln, da der Grund dazu auch in
mystisches oder eigentlich diplomatisches Dunkel gehüllt ist. Man kann
sich auch einer gerechten Verwunderung nicht erwehren, wenn man all
die.Diplome kennt, die Herr von Büky in kaum zwei Jahren erhielt.
Das franz. Ehrenlegionskreuz, das Commandeurkreuz des zähringer Löwen-
ordens, daS Ritterkreuz des luccaschen Ludwigordens, den preuß. rothen
Adlerorden zweiter Klasse mit dem Stern, den sicilianischen Ferdinands¬
orden, den toscanischen Stephansorden, das Bürgerdiplom der Stadt
Paris, mehrere Diplome von Akademien, und endlich den k. k. Kämme¬
rerschlüssel. -- Letztes machte den meisten Lärm und brachte die Aristo¬
kratie in Allarm. Ein einfacher Edelmann sollte unter den Wollblut-
ahnigen erscheinen! Hr. von Büky hat zwar wahrscheinlich seine 16 Bor¬
fahren nachweisen müssen, aber es blieb doch immer ein Räthsel, wie er
so schnell, ohne Eamarilla, ohne langes Antichambriren zu dieser Ehre
gelangen konnte. Da gab's nun ein Zischeln und näseln, bis es end¬
lich der Neid so weit brachte, daß man an der Verleihung des Schlüssels
und in Folge auch an allen Auszeichnungen zweifelte und so weit ging,
die Geschichte, daß sogar eine amtliche Untersuchung eingeleitet wurde.
Alsogleich verbreiteten sich die sonderbarsten Gerüchte, die alle Glauben
fanden. Man weiß wohl, daß ein ungarischer Edelmann nur "oitatu"
et "nitvicnis" eingesperrt werden dürfe; man ließ ihn dennoch sogleich
in Verhaft bringen und Einige träumten schon von Munkacs oder run¬
dem Thurm. Die Untersuchung wurde inoro zuttrio nicht diplomatisch, son¬
dern ungeschickt eingeleitet, und so war nicht blos die Stadt, sondern das
ganze Land und auch die auswärtigen Blätter waren mit Mährchen über die-
Vorfall angefüllt. Wahrend dem erfreut sich Hr. von Büky des besten.
Wohlseins und ist frei wie ein ungarischer Edelmann, empfängt Besuchs
von Staatsmännern (so war unlängst der franz. Rath Laurin bei ihm)^
erwartet neue Orden und lacht über die Geschichten. Das Einzige, wat
er sich zu Schulden kommen ließ, ist nach meiner Vermuthung, daß er
es unterließ, um die Bewilligung zur Annahme und zum Tragen eini-


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Eine Lanze für Herrn Büky von F-lsöbük.

Außer dem Landtage bietet diese ungarische Stadt gar wenig dar^
was die große Welt interessiren könnte. Das magyarische Element taucht
nicht stark auf und das politische Getriebe hat schon stark das Aussehen
der nahen Residenz. Das Eomitat gehört zu denjenigen, die sich nach
dem wiener Kommando richten. In dieses Stillleben platzte vor Kurzem
ein Bombenwurf von Orden, Dekorationen, Ehrentiteln, Auszeichnungen
u. tgi., daß man ganz erstaunt und erschreckt aufsah. Auch Sie haben
bereits über den Herrn Ladislaus Büky von Felsöbük eine Notiz gebracht.
In unsern Tagen gehört es freilich zu den Wundern, wenn ein einfacher^
sonst ungekannter Mann so rasch und mannichfaltig ausgezeichnet wird,
und da gab es allerlei Stoff zu Fabeln, da der Grund dazu auch in
mystisches oder eigentlich diplomatisches Dunkel gehüllt ist. Man kann
sich auch einer gerechten Verwunderung nicht erwehren, wenn man all
die.Diplome kennt, die Herr von Büky in kaum zwei Jahren erhielt.
Das franz. Ehrenlegionskreuz, das Commandeurkreuz des zähringer Löwen-
ordens, daS Ritterkreuz des luccaschen Ludwigordens, den preuß. rothen
Adlerorden zweiter Klasse mit dem Stern, den sicilianischen Ferdinands¬
orden, den toscanischen Stephansorden, das Bürgerdiplom der Stadt
Paris, mehrere Diplome von Akademien, und endlich den k. k. Kämme¬
rerschlüssel. — Letztes machte den meisten Lärm und brachte die Aristo¬
kratie in Allarm. Ein einfacher Edelmann sollte unter den Wollblut-
ahnigen erscheinen! Hr. von Büky hat zwar wahrscheinlich seine 16 Bor¬
fahren nachweisen müssen, aber es blieb doch immer ein Räthsel, wie er
so schnell, ohne Eamarilla, ohne langes Antichambriren zu dieser Ehre
gelangen konnte. Da gab's nun ein Zischeln und näseln, bis es end¬
lich der Neid so weit brachte, daß man an der Verleihung des Schlüssels
und in Folge auch an allen Auszeichnungen zweifelte und so weit ging,
die Geschichte, daß sogar eine amtliche Untersuchung eingeleitet wurde.
Alsogleich verbreiteten sich die sonderbarsten Gerüchte, die alle Glauben
fanden. Man weiß wohl, daß ein ungarischer Edelmann nur „oitatu«
et «nitvicnis" eingesperrt werden dürfe; man ließ ihn dennoch sogleich
in Verhaft bringen und Einige träumten schon von Munkacs oder run¬
dem Thurm. Die Untersuchung wurde inoro zuttrio nicht diplomatisch, son¬
dern ungeschickt eingeleitet, und so war nicht blos die Stadt, sondern das
ganze Land und auch die auswärtigen Blätter waren mit Mährchen über die-
Vorfall angefüllt. Wahrend dem erfreut sich Hr. von Büky des besten.
Wohlseins und ist frei wie ein ungarischer Edelmann, empfängt Besuchs
von Staatsmännern (so war unlängst der franz. Rath Laurin bei ihm)^
erwartet neue Orden und lacht über die Geschichten. Das Einzige, wat
er sich zu Schulden kommen ließ, ist nach meiner Vermuthung, daß er
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/191>, abgerufen am 04.07.2024.