Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.eines in ganz Deutschland auf den Eisenbahnen durch einen Unfall -- Von Dr. Alexander Jung ist ein Buch: "Königsberg und die 13-t-
eines in ganz Deutschland auf den Eisenbahnen durch einen Unfall — Von Dr. Alexander Jung ist ein Buch: „Königsberg und die 13-t-
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eines in ganz Deutschland auf den Eisenbahnen durch einen Unfall
zu Tode gekommenen Personen ist 4, also nur der zehnte bis zwölfte
Theil der allein in Berlin lediglich im Wasser Verunglückten. Sogar
das Baden im Freien ist ungleich gefährlicher, denn wahrend z. B. in
Berlin 1843: 7, 1844: 4 Personen (männlichen Geschlechtes) beim
Baden ihr Leben verloren, fanden in dieser Zeit nur I resp. 2 Menschen
auf sämmtlichen deutschen Eisenbahnen durch einen Unfall ihren Tod.
In London verlieren 250 bis 30V Personen alljährlich durch Unfälle
beim Fahren ihr Leben, während in ganz Europa die Eisenbahnen
nicht so viele Opfer kosten. Es ist sogar bei Weitem gefahrvoller in den
Straßen von Paris zu Fuße zu gehen, als auf den französischen Schie¬
nenwegen zu fahren; denn die Zahl der in den Straßen der Seinen-
resioenz umkommenden Personen ist jährlich 46V bis 48V, während bis¬
her das jährliche Marimum der Todesfälle auf den Eisenbahnen Frank¬
reichs 56 war. — Legt man die Frequenz der Berlin-Anhalt-Eisenbahn
zu Grunde, so wurden im Jahre 1844 auf je 10 Meilen Bahnlänge
etwa 43V,VW Personen befördert. Um diese Personenzahl nach einem
Punkte gleicher Entfernung zu schaffen, würde auf der Chaussee eine
Schnellpost (it) Personen täglich) hin und zurück 118 Jahre bedurft
haben; da nun nach dem Durchschnitte des unglücklichsten Jahres in
Deutschland erst auf 45 Meilen Bahnlange ein Todesfall kommt, so
müssen 472 Jahre vergehen, ohne daß die Schnellpost Veranlassung des
Todes eines Reisenden ist, wenn man behaupten will, es sei mit dem
Personentransport auf Chausseen nicht mehr Gefahr verbunden, als auf
— Eisenbahnen.
— Von Dr. Alexander Jung ist ein Buch: „Königsberg und die
Königsberger" erschienen. Schon vor einigen Jahren ließ der Professor
Rosenkranz „Königsberger Skizzen" erscheinen; aberstatt kerniger, pla¬
stischer, saftiger Schilderungen aus dem wirklichen Leben Königsbergs er¬
hielt man weiter nichts, als zuweilen recht spaßhafte, philosophisch-krank¬
hafte Eonjecturen und Hypothesen, die sich von der Tracht der Dienst-
mädchen bis in den Mittelpunkt der sublimsten Metaphysik verirren moch¬
ten. Da die königsberger Bewegungen, wenn auch mehr in jüngstver¬
gangener Aelt, als gegenwärtig, den Blick Deutschlands dieser Stadt zu¬
gewendet haben, so wäre eine kernige Schilderung des wirklichen Kö¬
nigsbergs noch immer von Interesse. Aber eine solche saftige, lebensvolle
Darstellung sucht man ganz vergebens auch in dem vorliegenden Buche
von Jung. Er folgt vielmehr seinem Meister Rosenkranz in Hypothe¬
sen und Eonjecturen und führt sich durch Königsberg philosophisch spa¬
zieren. Es liegt ein besonderes Etwas zwischen dem Herrn Jung und
der vollen Wirklichkeit des Lebens, dies ist die philosophische Schule. Wie
er sich auch müht, er kann des vollen Lebens nicht Herr werden, er
sucht sich in bloßen Reflexionen zu entschädigen, dadurch aber erhalt sein
Buch den Charakter einer unerfreulichen Sterilität. Herr Jung gibt den
Socialismus als das eigentliche Element seines Buches an. Er hat sich
einen Socialismus zurecht gemacht, der von dem wirklichen kaum etwas
Anderes hat, als den Namen. Am meisten Socialismus finden wir in
folgenden Stellen des Buches: „Die Gräfin Rossi, die frühere Sonn-
13-t-
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