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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.

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lung erscheinen soll. Die Preßburger Zeitung, der man lange den
gegründeten Vorwurf machte, nur während des Reichstags lesbar zu
sein, zeigt seit einiger Zeit gleichfalls einen frischeren Lebensodem und
der Redacteur derselben, Herr Neustadt, besitzt allerdings die Fähig¬
keit sein Journal in ansprechender Weise zu führen, sobald seine
Wirksamkeit nur nicht durch fremde Ereignisse gestört und paralysirt
wird. Herr Adolf Neustadt befand sich einige Zeit hier und hat uns
mit einer Erweiterung der Concession verlassen, die dem von ihm
redigirten Blatte gewiß sehr förderlich sein wird. Der aus Leipzig
nach Pesth übergesiedelte Literat Julius Seidlitz, welcher eine geraume
Zeit in der hiesigen deutschen belletristischen Journalistik thätig war,
ist einem Rufe nach Wien gefolgt, wo er beim ,,Humoristen" mit
8V0 Gulden Fixum angestellt ward. Ein Band Novellen von ihm
ist in Wien gedruckt worden.

Die magyarischen Dichter haben trotz der mit unter höchst lästi¬
gen Erclustvität des aufstrebenden Nationalgeistes, wenn sie nicht von
Geburt begütert sind, wie dies z. B. bei den Gebrüdern Kisfaludv
der Fall war, häufig ein gar trauriges Loos. Nicht jedem Talente
gelingt es einen Gönner zu finden, der das Füllhorn des Ueberflusses
auf das vom Nimbus der Genialität umstrahlte Haupt ausschütte,
und mancher junge Geist verkümmert in den trüben Regionen der
Armuth, ohne das Licht leuchten zu lassen, womit die Vorsehung ihn,
oft zu seinem Unglück, beschenkt hat. Daß man aber einen feurigen
Dichtergeist, wie den jungen Lyriker Petösi, dessen Beruf zur Poesie
längst beurkundet ist, der Noth und Verzweiflung überläßt, gereicht
dem ungarischen Patriotismus zur brennenden Schmach. Ein so
hervorstechendes Talent verdiente die öffentliche Theilnahme in hohem
Grade und sollte zum Mindesten vor der traurigen Nothwendigkeit
gesichert sein, aus Brodmangel in die Kaserne zu flüchten. Petösi,
der im Vertrauen auf fein Talent und den Nationalgeist seiner
Landsleute, aus den Reihen des Heeres getreten, um sich der Litera¬
tur und dem Ruhme seines Vaterlandes zu weihen, ist abermals als
gemeiner Soldat eingetreten und hat vielleicht auf immer die un¬
dankbare Leyer mit dem stummen Schwerte vertauscht. Statt alte,
wohlbegüterte, in gesicherter Stellung befindliche Schriftsteller zu be¬
schenken, die ohnedem aus ihren Wecken Ruhm und Gewinn ziehen,
wie dies noch unlängst dem Epiker Vörösmarty von Seiten des Gra¬
fen Bathyany wiederfuhr, wäre es besser die kämpfende Jugend, so¬
bald sie nur einmal sprechende Proben abgelegt und nicht zur nichti¬
gen Aufgeblasenheit zählt, mit starker Hand aus dem Sumpf einer
drückenden Lebensstellung herauszuheben.

Der Buchhändler Heckenast> der eine rüstige Thätigkeit entfaltet
und seit dem Beginn seines Verlagsgeschäfts eine Reihe werthvoller
Schriften sowohl in deutscher als ungarischer Sprache gedruckt hat,


lung erscheinen soll. Die Preßburger Zeitung, der man lange den
gegründeten Vorwurf machte, nur während des Reichstags lesbar zu
sein, zeigt seit einiger Zeit gleichfalls einen frischeren Lebensodem und
der Redacteur derselben, Herr Neustadt, besitzt allerdings die Fähig¬
keit sein Journal in ansprechender Weise zu führen, sobald seine
Wirksamkeit nur nicht durch fremde Ereignisse gestört und paralysirt
wird. Herr Adolf Neustadt befand sich einige Zeit hier und hat uns
mit einer Erweiterung der Concession verlassen, die dem von ihm
redigirten Blatte gewiß sehr förderlich sein wird. Der aus Leipzig
nach Pesth übergesiedelte Literat Julius Seidlitz, welcher eine geraume
Zeit in der hiesigen deutschen belletristischen Journalistik thätig war,
ist einem Rufe nach Wien gefolgt, wo er beim ,,Humoristen" mit
8V0 Gulden Fixum angestellt ward. Ein Band Novellen von ihm
ist in Wien gedruckt worden.

Die magyarischen Dichter haben trotz der mit unter höchst lästi¬
gen Erclustvität des aufstrebenden Nationalgeistes, wenn sie nicht von
Geburt begütert sind, wie dies z. B. bei den Gebrüdern Kisfaludv
der Fall war, häufig ein gar trauriges Loos. Nicht jedem Talente
gelingt es einen Gönner zu finden, der das Füllhorn des Ueberflusses
auf das vom Nimbus der Genialität umstrahlte Haupt ausschütte,
und mancher junge Geist verkümmert in den trüben Regionen der
Armuth, ohne das Licht leuchten zu lassen, womit die Vorsehung ihn,
oft zu seinem Unglück, beschenkt hat. Daß man aber einen feurigen
Dichtergeist, wie den jungen Lyriker Petösi, dessen Beruf zur Poesie
längst beurkundet ist, der Noth und Verzweiflung überläßt, gereicht
dem ungarischen Patriotismus zur brennenden Schmach. Ein so
hervorstechendes Talent verdiente die öffentliche Theilnahme in hohem
Grade und sollte zum Mindesten vor der traurigen Nothwendigkeit
gesichert sein, aus Brodmangel in die Kaserne zu flüchten. Petösi,
der im Vertrauen auf fein Talent und den Nationalgeist seiner
Landsleute, aus den Reihen des Heeres getreten, um sich der Litera¬
tur und dem Ruhme seines Vaterlandes zu weihen, ist abermals als
gemeiner Soldat eingetreten und hat vielleicht auf immer die un¬
dankbare Leyer mit dem stummen Schwerte vertauscht. Statt alte,
wohlbegüterte, in gesicherter Stellung befindliche Schriftsteller zu be¬
schenken, die ohnedem aus ihren Wecken Ruhm und Gewinn ziehen,
wie dies noch unlängst dem Epiker Vörösmarty von Seiten des Gra¬
fen Bathyany wiederfuhr, wäre es besser die kämpfende Jugend, so¬
bald sie nur einmal sprechende Proben abgelegt und nicht zur nichti¬
gen Aufgeblasenheit zählt, mit starker Hand aus dem Sumpf einer
drückenden Lebensstellung herauszuheben.

Der Buchhändler Heckenast> der eine rüstige Thätigkeit entfaltet
und seit dem Beginn seines Verlagsgeschäfts eine Reihe werthvoller
Schriften sowohl in deutscher als ungarischer Sprache gedruckt hat,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/46>, abgerufen am 22.12.2024.