Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.lung in Europa und zu dem österreichischen Staatenverbande insbeson¬ Die deutsche Tagespresse bemüht sich sichtbar nicht allzusehr im lung in Europa und zu dem österreichischen Staatenverbande insbeson¬ Die deutsche Tagespresse bemüht sich sichtbar nicht allzusehr im <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0045" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181855"/> <p xml:id="ID_83" prev="#ID_82"> lung in Europa und zu dem österreichischen Staatenverbande insbeson¬<lb/> dere, zu verschaffen. Durch eine systematische Opposition könnte das<lb/> Land unter den bestehenden Staatsverhältnissen nur verlieren, denn<lb/> im besten Falle wäre ein trauriger Stillstand das ganze Resultat, das<lb/> die starre Opposition zu erzwingen im Stande, wahrend eine vorzugs¬<lb/> weise Berücksichtigung der materiellen Landeswohlsahrt das Volk kräf¬<lb/> tigen und erst zu einer wirklichen Opposition befähigen würde. Die<lb/> Nationalparthei, welche das Heil und die Zukunft Ungarns lediglich<lb/> im Separatismus sucht, sollte nicht vergessen, daß die großen Zuge¬<lb/> ständnisse, welche die Regierung ihren Forderungen in Betreff der<lb/> magiarischcn Sprache gemacht hat, die Lebensfähigkeit und Zukunft<lb/> der ungarischen Nationalität für immer festgestellt haben, und es jetzt<lb/> an der Zeit wäre, die noch ausständigen Guthaben, wie gerecht sie<lb/> auch sein mögen, bis auf besserer Tage zu verschieben, um vorder¬<lb/> hand die gesammte Kraft auf die Förderung des Wohlstandes zu<lb/> richten. Es darf ihrer Berechnung nicht entgehen, daß eine.Hebung<lb/> und Erkräftigung der Volkszustände im Allgemeinen, statt ihren<lb/> Absichten zu widerstreiten, gerade im Sinn und Plan der Opposition<lb/> liegen muß, denn ein wohlhabendes und selbstständiges Volk ist je¬<lb/> denfalls geeigneter zu einer würdigen, oppositionellen Haltung in<lb/> wichtigen Landesfragen, als eine arme, dumme Horde, die den An¬<lb/> stoß des Augenblicks und der Macht der Gewalthaber unbedingt ge¬<lb/> horchet. Wenn daher die Nationalparthei wirklich die Zukunft im<lb/> Auge hat und nicht den flüchtigen Moment und ihre eigene Wich¬<lb/> tigkeit, so muß sie auf die materielle Richtung des Zeitgeistes bereit¬<lb/> willig eingehen, deren Ausbeutung das Land allein in Stand setzen<lb/> kann, seine rückständigen, staatsrechtlichen Forderungen in zukünftigen<lb/> Tagen mit Nachdruck und Erfolg durchzukämpfen. Man sagt, die<lb/> Regierung wolle nur einige Zugeständnisse in diesem Sinne erobern,<lb/> um alsdann die Abdankung des jetzigen Palatinus anzunehmen,<lb/> welche von demselben schon zu wiederholten Malen nachgesucht wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_84" next="#ID_85"> Die deutsche Tagespresse bemüht sich sichtbar nicht allzusehr im<lb/> Rückstand zu bleiben und dem Impuls zu folgen, der von der magya¬<lb/> rischen Journalistik ausgegangen ist. Die Pesther Zeitung unter<lb/> der Redaction des Di. Glatz gewinnt täglich an Bedeutung und<lb/> Abonnenten, obschon sie sich zu sehr als Regierungsblatt gestaltet und<lb/> die deutsche Farbe lediglich in der Sprache zu Tage tritt, nicht aber<lb/> in Gesinnung und politischer Bestrebung. Sie brachte in den letz¬<lb/> ten Tagen eine lange Reihe von Briefen, in denen das Montani-<lb/> sticum und das in Berathung stehende neue Berggesetzbuch erörtert<lb/> ward, und ob zwar sie manches Goldkörnlein enthielten, das<lb/> fiscalische Interesse, die Staatsanwaltschaft offenbar zu grell hervor¬<lb/> trat. Das Feuilleton wird von dem Ritter von Levitschnigg geleitet,<lb/> dessen neue Gedichtsammlung im Kurzen in einer Wiener Buchhand-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0045]
lung in Europa und zu dem österreichischen Staatenverbande insbeson¬
dere, zu verschaffen. Durch eine systematische Opposition könnte das
Land unter den bestehenden Staatsverhältnissen nur verlieren, denn
im besten Falle wäre ein trauriger Stillstand das ganze Resultat, das
die starre Opposition zu erzwingen im Stande, wahrend eine vorzugs¬
weise Berücksichtigung der materiellen Landeswohlsahrt das Volk kräf¬
tigen und erst zu einer wirklichen Opposition befähigen würde. Die
Nationalparthei, welche das Heil und die Zukunft Ungarns lediglich
im Separatismus sucht, sollte nicht vergessen, daß die großen Zuge¬
ständnisse, welche die Regierung ihren Forderungen in Betreff der
magiarischcn Sprache gemacht hat, die Lebensfähigkeit und Zukunft
der ungarischen Nationalität für immer festgestellt haben, und es jetzt
an der Zeit wäre, die noch ausständigen Guthaben, wie gerecht sie
auch sein mögen, bis auf besserer Tage zu verschieben, um vorder¬
hand die gesammte Kraft auf die Förderung des Wohlstandes zu
richten. Es darf ihrer Berechnung nicht entgehen, daß eine.Hebung
und Erkräftigung der Volkszustände im Allgemeinen, statt ihren
Absichten zu widerstreiten, gerade im Sinn und Plan der Opposition
liegen muß, denn ein wohlhabendes und selbstständiges Volk ist je¬
denfalls geeigneter zu einer würdigen, oppositionellen Haltung in
wichtigen Landesfragen, als eine arme, dumme Horde, die den An¬
stoß des Augenblicks und der Macht der Gewalthaber unbedingt ge¬
horchet. Wenn daher die Nationalparthei wirklich die Zukunft im
Auge hat und nicht den flüchtigen Moment und ihre eigene Wich¬
tigkeit, so muß sie auf die materielle Richtung des Zeitgeistes bereit¬
willig eingehen, deren Ausbeutung das Land allein in Stand setzen
kann, seine rückständigen, staatsrechtlichen Forderungen in zukünftigen
Tagen mit Nachdruck und Erfolg durchzukämpfen. Man sagt, die
Regierung wolle nur einige Zugeständnisse in diesem Sinne erobern,
um alsdann die Abdankung des jetzigen Palatinus anzunehmen,
welche von demselben schon zu wiederholten Malen nachgesucht wurde.
Die deutsche Tagespresse bemüht sich sichtbar nicht allzusehr im
Rückstand zu bleiben und dem Impuls zu folgen, der von der magya¬
rischen Journalistik ausgegangen ist. Die Pesther Zeitung unter
der Redaction des Di. Glatz gewinnt täglich an Bedeutung und
Abonnenten, obschon sie sich zu sehr als Regierungsblatt gestaltet und
die deutsche Farbe lediglich in der Sprache zu Tage tritt, nicht aber
in Gesinnung und politischer Bestrebung. Sie brachte in den letz¬
ten Tagen eine lange Reihe von Briefen, in denen das Montani-
sticum und das in Berathung stehende neue Berggesetzbuch erörtert
ward, und ob zwar sie manches Goldkörnlein enthielten, das
fiscalische Interesse, die Staatsanwaltschaft offenbar zu grell hervor¬
trat. Das Feuilleton wird von dem Ritter von Levitschnigg geleitet,
dessen neue Gedichtsammlung im Kurzen in einer Wiener Buchhand-
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