Bestreben einzelner Menschenfreunde vollständig paralvsirte, ja sogar mittelst der Censur jede Aeußerung zu Gunsten dieses Institutes un¬ terdrückte, dagegen jede Verspottung desselben duldete. Jetzt scheint man anderer Gesinnung zu sein, und es unterliegt gar keinem Zweifel, daß die Anregung diesmal von oben ausgegangen ist, zumal wir hören, daß gleichzeitig auch in Wien ein solcher Verein ins Leben treten soll.
Hier ist in den letzten Tagen der Feldmarschalllieutenant Baron Schneider von Arno ein tapferer Soldat und tüchtiger Charakter von schwäbischer Derbheit, gestorben. General Schneider war ein geborner Vorarlberger, diente von der Fahne auf und wurde erst durch die Verleihung des Maria Theresienordens baronisirt. Seine originelle Geradheit, die sich vor Niemand beugte, ist die Quelle zahlloser Anekdoten geworden, wie denn überhaupt Schneider eine der bekann¬ testen Persönlichkeiten der österreichischen Armee war. Im Jahre kommandirte Schneider als Oberst das Jagerbataillon, welches eine der wichtigsten Verschanzungen von Dresden zu erstürmen hatte. Als die stürmenden an den Pallisaden des Grabens anlangten, und Schneider wegen seiner außerordentlichen Dickleibigkeit nicht hinan¬ klimmen konnte, warf er, schnell gefaßt, seinen Hut in das Innere der Redoute, indem er seinen Leuten zurief: Kameraden! den Hut müssen wir doch herausholen! -- Als seine Gattin gestorben war, und ihm nun die Last der Erziehung zweier unmündiger Knaben zu¬ fiel, beschloß er im Gefühle seiner pädagogischen Unfähigkeit sich an den Kaiser zu wenden, damit dieser die mutterlosen Knaben einer mi¬ litärischen Erziehungsanstalt übergebe. Ein guter Soldat, sprach der General zu dem Kaiser Franz, ist in der Regel ein schlechter Schul¬ meister. Der Monarch versicherte den Bittsteller seines Wohlwollens, und verhieß Berücksichtigung seines Anliegens; allein General Schnei¬ der begnügte sich mit diesem allgemeinen Versprechen nicht, sondern war fest entschlossen, seine Kinder nicht mehr nach Hause zu bringen. Er setzte die beiden Jungen auf zwei an der Wand des Audienz¬ zimmers stehende Sessel, während er sie zugleich nochmals der Für¬ sorge Sr. Majestät empfahl und die Hofburg verließ. Der Kaiser lachte über die kurze Weise des Bittstellers, zur Erfüllung seiner Wünsche zu gelangen, und übergab die verblüfften Knaben seinem Adjutanten, der sie in die Militärakademie zu Wiener Neustadt sandte.
V. Leon Zchiicking.
Levin Schücking hat sich bereits auf mannichfachen literarischen Gebieten, als Erzähler wie als Kritiker, nicht ohne Glück versucht, und immer ein Talent von angenehmer Form und seinem Geschmack
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Bestreben einzelner Menschenfreunde vollständig paralvsirte, ja sogar mittelst der Censur jede Aeußerung zu Gunsten dieses Institutes un¬ terdrückte, dagegen jede Verspottung desselben duldete. Jetzt scheint man anderer Gesinnung zu sein, und es unterliegt gar keinem Zweifel, daß die Anregung diesmal von oben ausgegangen ist, zumal wir hören, daß gleichzeitig auch in Wien ein solcher Verein ins Leben treten soll.
Hier ist in den letzten Tagen der Feldmarschalllieutenant Baron Schneider von Arno ein tapferer Soldat und tüchtiger Charakter von schwäbischer Derbheit, gestorben. General Schneider war ein geborner Vorarlberger, diente von der Fahne auf und wurde erst durch die Verleihung des Maria Theresienordens baronisirt. Seine originelle Geradheit, die sich vor Niemand beugte, ist die Quelle zahlloser Anekdoten geworden, wie denn überhaupt Schneider eine der bekann¬ testen Persönlichkeiten der österreichischen Armee war. Im Jahre kommandirte Schneider als Oberst das Jagerbataillon, welches eine der wichtigsten Verschanzungen von Dresden zu erstürmen hatte. Als die stürmenden an den Pallisaden des Grabens anlangten, und Schneider wegen seiner außerordentlichen Dickleibigkeit nicht hinan¬ klimmen konnte, warf er, schnell gefaßt, seinen Hut in das Innere der Redoute, indem er seinen Leuten zurief: Kameraden! den Hut müssen wir doch herausholen! — Als seine Gattin gestorben war, und ihm nun die Last der Erziehung zweier unmündiger Knaben zu¬ fiel, beschloß er im Gefühle seiner pädagogischen Unfähigkeit sich an den Kaiser zu wenden, damit dieser die mutterlosen Knaben einer mi¬ litärischen Erziehungsanstalt übergebe. Ein guter Soldat, sprach der General zu dem Kaiser Franz, ist in der Regel ein schlechter Schul¬ meister. Der Monarch versicherte den Bittsteller seines Wohlwollens, und verhieß Berücksichtigung seines Anliegens; allein General Schnei¬ der begnügte sich mit diesem allgemeinen Versprechen nicht, sondern war fest entschlossen, seine Kinder nicht mehr nach Hause zu bringen. Er setzte die beiden Jungen auf zwei an der Wand des Audienz¬ zimmers stehende Sessel, während er sie zugleich nochmals der Für¬ sorge Sr. Majestät empfahl und die Hofburg verließ. Der Kaiser lachte über die kurze Weise des Bittstellers, zur Erfüllung seiner Wünsche zu gelangen, und übergab die verblüfften Knaben seinem Adjutanten, der sie in die Militärakademie zu Wiener Neustadt sandte.
V. Leon Zchiicking.
Levin Schücking hat sich bereits auf mannichfachen literarischen Gebieten, als Erzähler wie als Kritiker, nicht ohne Glück versucht, und immer ein Talent von angenehmer Form und seinem Geschmack
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Bestreben einzelner Menschenfreunde vollständig paralvsirte, ja sogar
mittelst der Censur jede Aeußerung zu Gunsten dieses Institutes un¬
terdrückte, dagegen jede Verspottung desselben duldete. Jetzt scheint man
anderer Gesinnung zu sein, und es unterliegt gar keinem Zweifel, daß
die Anregung diesmal von oben ausgegangen ist, zumal wir hören,
daß gleichzeitig auch in Wien ein solcher Verein ins Leben treten soll.
Hier ist in den letzten Tagen der Feldmarschalllieutenant Baron
Schneider von Arno ein tapferer Soldat und tüchtiger Charakter von
schwäbischer Derbheit, gestorben. General Schneider war ein geborner
Vorarlberger, diente von der Fahne auf und wurde erst durch die
Verleihung des Maria Theresienordens baronisirt. Seine originelle
Geradheit, die sich vor Niemand beugte, ist die Quelle zahlloser
Anekdoten geworden, wie denn überhaupt Schneider eine der bekann¬
testen Persönlichkeiten der österreichischen Armee war. Im Jahre
kommandirte Schneider als Oberst das Jagerbataillon, welches
eine der wichtigsten Verschanzungen von Dresden zu erstürmen hatte.
Als die stürmenden an den Pallisaden des Grabens anlangten, und
Schneider wegen seiner außerordentlichen Dickleibigkeit nicht hinan¬
klimmen konnte, warf er, schnell gefaßt, seinen Hut in das Innere
der Redoute, indem er seinen Leuten zurief: Kameraden! den Hut
müssen wir doch herausholen! — Als seine Gattin gestorben war,
und ihm nun die Last der Erziehung zweier unmündiger Knaben zu¬
fiel, beschloß er im Gefühle seiner pädagogischen Unfähigkeit sich an
den Kaiser zu wenden, damit dieser die mutterlosen Knaben einer mi¬
litärischen Erziehungsanstalt übergebe. Ein guter Soldat, sprach der
General zu dem Kaiser Franz, ist in der Regel ein schlechter Schul¬
meister. Der Monarch versicherte den Bittsteller seines Wohlwollens,
und verhieß Berücksichtigung seines Anliegens; allein General Schnei¬
der begnügte sich mit diesem allgemeinen Versprechen nicht, sondern
war fest entschlossen, seine Kinder nicht mehr nach Hause zu bringen.
Er setzte die beiden Jungen auf zwei an der Wand des Audienz¬
zimmers stehende Sessel, während er sie zugleich nochmals der Für¬
sorge Sr. Majestät empfahl und die Hofburg verließ. Der Kaiser
lachte über die kurze Weise des Bittstellers, zur Erfüllung seiner
Wünsche zu gelangen, und übergab die verblüfften Knaben seinem
Adjutanten, der sie in die Militärakademie zu Wiener Neustadt sandte.
V.
Leon Zchiicking.
Levin Schücking hat sich bereits auf mannichfachen literarischen
Gebieten, als Erzähler wie als Kritiker, nicht ohne Glück versucht,
und immer ein Talent von angenehmer Form und seinem Geschmack
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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_181809/387>, abgerufen am 06.01.2025.
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