Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.an unsere Gestade bringen. Darum berührt auch jede Veränderung Flüchten wir uns in das heitere Reich der Töne! wo jeder Mi߬ Seit einiger Zeit ist man auch mit der Stiftung eines Vereins an unsere Gestade bringen. Darum berührt auch jede Veränderung Flüchten wir uns in das heitere Reich der Töne! wo jeder Mi߬ Seit einiger Zeit ist man auch mit der Stiftung eines Vereins <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0386" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182196"/> <p xml:id="ID_868" prev="#ID_867"> an unsere Gestade bringen. Darum berührt auch jede Veränderung<lb/> in der inneren oder äußeren Verfassung des dieselbe leitenden Acticn-<lb/> vereins unser eigenes Interesse und fordert unsere Kritik heraus. Die<lb/> neuen Statuten, die bereits die Allerhöchste Sanction erlangt haben,<lb/> sind so bezeichnend für den Geist, der sich im Schoße der Gesellschaft<lb/> herausgebildet hat, und die dämonische Macht der Geldaristokratie<lb/> schaut aus ihnen, wie eine böse Wassernixe, so deutlich hervor, daß die<lb/> praktischen Consequenzen wohl kaum lange ausbleiben werden. Ob<lb/> die Gesellschaft dadurch an gesunder Kraft und populärer Nützlichkeit<lb/> wirklich gewonnen habe, möge die Zukunft und der Erfolg ent¬<lb/> scheiden; so viel laßt sich aber schon jetzt sagen, daß die an den Be¬<lb/> sitz von It) Actien gebundene Stimmfähigkeit in der Generalversamm¬<lb/> lung, welche vordem bereits durch 5 Stück Actien erworben wurde,<lb/> die Leitung der Gesellschaftsinteressen für die Folge lediglich in die Hände<lb/> der großen Geldleute bringt und die kleinen Capitalisten zu geldfchwiz-<lb/> zcnden Heloten herabwürdigt, die froh sein müssen, wenn man so gnädig<lb/> ist, und ihr gutes Geld annimmt, wahrend ihnen über die nützlichste Ver¬<lb/> wendung desselben keinerlei Einsprache gestattet wird. Auch die neu¬<lb/> geschaffene Stelle eines Betriebsdirectors, dem ein weiter Spielraum<lb/> gelassen ist und der blos dem Ausschusse verantwortlich bleibt, erregt<lb/> mancherlei Bedenken durch seine diktatorische Machtvollkommenheit und<lb/> die Ausschließung der mindern Interessenten.</p><lb/> <p xml:id="ID_869"> Flüchten wir uns in das heitere Reich der Töne! wo jeder Mi߬<lb/> griff zwar auch einen Mißton hervorbringt; aber die musikalischen<lb/> Mißgriffe sind nicht so schädlich, und der falsche Ton entflieht mit der<lb/> Secunde, die ihn gebar, indeß die Mißklange des praktischen Lebens<lb/> viele Jahre hindurch nachwirken und das Glück mancher Familie zer¬<lb/> stören. Unser seit 26 Jahren thätiger Musikverein hat einen moder¬<lb/> nen Ableger erhalten, .eine Liedertafel nämlich, die nach dem Muster<lb/> d.s Manncrgesangvercins in Wien organisirt ist, und der wir blos ein<lb/> volleres Leben und eine freiere Gestaltung wünschen müssen, als die<lb/> dem Schwesterinstitut in der Residenz beschieden zu sein scheint. Seine<lb/> erste öffentliche Probe legte er in einem Concerte ab, das zum Vor¬<lb/> theil des unter der Leitung der barmherzigen Schwestern stehenden<lb/> Krankenhauses Statt fand, und die Wirkung der effectreichen Ehor-<lb/> gcsänge befriedigte jede Erwartung.</p><lb/> <p xml:id="ID_870" next="#ID_871"> Seit einiger Zeit ist man auch mit der Stiftung eines Vereins<lb/> gegen Thierquälerei hervorgetreten, der sich in einer umfassenden Weife<lb/> constituiren will, so zwar, daß hier ein Centralcomit«- errichtet wür¬<lb/> de, wahrend in allen übrigen Städten und Flecken der Provinz Fi-<lb/> lialcomic>-s aufgestellt werden sollen. Was bei dieser Sache eini¬<lb/> germaßen auffält ist der Umstand, daß man in früherer Zeit von<lb/> Seite der Negierung nicht nur jede Anregung zur Gründung solcher<lb/> Vereine vermied, sondern sogar noch obenein das dahin gerichtete</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0386]
an unsere Gestade bringen. Darum berührt auch jede Veränderung
in der inneren oder äußeren Verfassung des dieselbe leitenden Acticn-
vereins unser eigenes Interesse und fordert unsere Kritik heraus. Die
neuen Statuten, die bereits die Allerhöchste Sanction erlangt haben,
sind so bezeichnend für den Geist, der sich im Schoße der Gesellschaft
herausgebildet hat, und die dämonische Macht der Geldaristokratie
schaut aus ihnen, wie eine böse Wassernixe, so deutlich hervor, daß die
praktischen Consequenzen wohl kaum lange ausbleiben werden. Ob
die Gesellschaft dadurch an gesunder Kraft und populärer Nützlichkeit
wirklich gewonnen habe, möge die Zukunft und der Erfolg ent¬
scheiden; so viel laßt sich aber schon jetzt sagen, daß die an den Be¬
sitz von It) Actien gebundene Stimmfähigkeit in der Generalversamm¬
lung, welche vordem bereits durch 5 Stück Actien erworben wurde,
die Leitung der Gesellschaftsinteressen für die Folge lediglich in die Hände
der großen Geldleute bringt und die kleinen Capitalisten zu geldfchwiz-
zcnden Heloten herabwürdigt, die froh sein müssen, wenn man so gnädig
ist, und ihr gutes Geld annimmt, wahrend ihnen über die nützlichste Ver¬
wendung desselben keinerlei Einsprache gestattet wird. Auch die neu¬
geschaffene Stelle eines Betriebsdirectors, dem ein weiter Spielraum
gelassen ist und der blos dem Ausschusse verantwortlich bleibt, erregt
mancherlei Bedenken durch seine diktatorische Machtvollkommenheit und
die Ausschließung der mindern Interessenten.
Flüchten wir uns in das heitere Reich der Töne! wo jeder Mi߬
griff zwar auch einen Mißton hervorbringt; aber die musikalischen
Mißgriffe sind nicht so schädlich, und der falsche Ton entflieht mit der
Secunde, die ihn gebar, indeß die Mißklange des praktischen Lebens
viele Jahre hindurch nachwirken und das Glück mancher Familie zer¬
stören. Unser seit 26 Jahren thätiger Musikverein hat einen moder¬
nen Ableger erhalten, .eine Liedertafel nämlich, die nach dem Muster
d.s Manncrgesangvercins in Wien organisirt ist, und der wir blos ein
volleres Leben und eine freiere Gestaltung wünschen müssen, als die
dem Schwesterinstitut in der Residenz beschieden zu sein scheint. Seine
erste öffentliche Probe legte er in einem Concerte ab, das zum Vor¬
theil des unter der Leitung der barmherzigen Schwestern stehenden
Krankenhauses Statt fand, und die Wirkung der effectreichen Ehor-
gcsänge befriedigte jede Erwartung.
Seit einiger Zeit ist man auch mit der Stiftung eines Vereins
gegen Thierquälerei hervorgetreten, der sich in einer umfassenden Weife
constituiren will, so zwar, daß hier ein Centralcomit«- errichtet wür¬
de, wahrend in allen übrigen Städten und Flecken der Provinz Fi-
lialcomic>-s aufgestellt werden sollen. Was bei dieser Sache eini¬
germaßen auffält ist der Umstand, daß man in früherer Zeit von
Seite der Negierung nicht nur jede Anregung zur Gründung solcher
Vereine vermied, sondern sogar noch obenein das dahin gerichtete
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