Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.dischen Kapellmeister, einen städtischen Singverein, eine Liedertafel und Unser Theater ist nur mittelmäßig besucht, so daß die Direction In allen niederrheinischen Städten spukt die Carnevalslust, und Grenzboten, ISiK. l. 42
dischen Kapellmeister, einen städtischen Singverein, eine Liedertafel und Unser Theater ist nur mittelmäßig besucht, so daß die Direction In allen niederrheinischen Städten spukt die Carnevalslust, und Grenzboten, ISiK. l. 42
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dischen Kapellmeister, einen städtischen Singverein, eine Liedertafel und
eine musikalische Gesellschaft, alle im schönsten Flor, und so auch ei¬
nen königlichen Musikdirektor mit einer Singakademie, einem Män¬
nergesangverein und einer philharmonischen Gesellschaft, welche sich
des fröhlichsten Gedeihens erfreuen und in ihren öffentlichen Producti-
onen sich der lebendigsten Theilnahme rühmen dürfen, wie denn die
Vereine auch alle tüchtig in ihrer Art sind. Nur ist zu bedauern, daß
unter den Priestern der Harmonie stets die größte Disharmonie herrscht,
wodurch auf der einen Seite zwar eine anregende Concurrenz her¬
vorgerufen wird, und die ist nie vom Argen, auf der anderen aber
die Kräfte zu leicht zersplittert werden. Unter der Leitung des städti¬
schen Kapellmeisters Dorn besteht hierauch eine rheinische Musikschule,
welche vor der Hand nur sechs Zöglinge zählt, welche in Herrn Dorn
und in dem Concertmeister Hartmann ganz ausgezeichnet tüchtige Leh¬
rer haben. Unsere Musikfreunde denken schon an das Niederrheinische
Musikfest, welches um Pfingsten in Aachen stattfindet, und zu dem,
wie es heißt, schon Herr Musikdirector Mendelssohn-Bartholdy und
Fräulein Jenny Lind gewonnen sind. Ein musikalischer Genuß an¬
derer Art soll uns in einem der vlamischen Snngcrfestc bevorstehen,
welches auch zu Anfang Sommers in Cöln gefeiert werden soll. Zur
Leitung dieses Festes will man ebenfalls Mendelssohn zu gewinnen
suchen. Ob der große deutsch-vlamische Sängervcrein, dessen Bildung
von den Hauptstädten Flanderns angeregt und unter den Vlamingen
mit Jubel aufgenommen worden ist, zu Stande kommt, ist eine an¬
dere Frage. In Cöln hat sich zur weiteren Förderung dieses Projects
auf deutscher Seite der Männergesangverein an die Spitze gestellt. Es
kommt darauf an, ob die Idee unter den rheinischen Städten An¬
klang findet.
Unser Theater ist nur mittelmäßig besucht, so daß die Direction
in diesem Winter eben keine Seide spinnen kann. Um die Concession
haben sich bis dahin eilf Directoren beworben — für Cöln die omi¬
nöse Zahl der Narren. Ueber die Ertheilung der Concession entschei¬
det ein aus neun Mitgliedern bestehendes Theater-Conn6 unter
dem Vorsitz des Oberbürgermeisters oder eines Stellvertreters desselben.
Die früher von dem Theater-Comite und dem zeitigen Director pri¬
vatim festgestellten Bedingungen sind jetzt vom Oberpräsidium geneh¬
migt, und muß sich derjenige welcher die Concession erlangen will,
denselben nothwendig fügen. 'Auf Antrag des Oberbürgermeisters kann
dem Director oder Unternehmer sofort, mit einer bestimmten Kündi¬
gungsfrist, die Concession entzogen werden, im Falle er den in den
Bedingungen vorgeschriebenen Punkten nicht nachkommt. Ohne Er»
laubniß des Oberpräsidiums und des Oberbürgermeisters kann der
Unternehmer die Concession keinem andern übertragen.
In allen niederrheinischen Städten spukt die Carnevalslust, und
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