Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.Zum Andenken Georg Cuviers Frankreich hat ungemeines Glück mit seinen Adoptivkindern. Jüngst hat die Herausgabe von Cuviers Briefen an seinen Grenzboten, 184", I. 37
Zum Andenken Georg Cuviers Frankreich hat ungemeines Glück mit seinen Adoptivkindern. Jüngst hat die Herausgabe von Cuviers Briefen an seinen Grenzboten, 184«, I. 37
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0297" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/182107"/> </div> </div> </div> <div n="1"> <head> Zum Andenken Georg Cuviers</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_655"> Frankreich hat ungemeines Glück mit seinen Adoptivkindern.<lb/> Drei seiner größten Männer, die seit einem Jahrhundert die Welt<lb/> bewegten, waren, der Geburt und zum Theil ihrer Erziehung nach,<lb/> Nichtfranzosen, aber treue und dankbare Kinder ihres Adoptivvater-<lb/> landes. Rousseau, dem die Revolution von 1789 einen großen<lb/> und nicht den unedelsten Theil ihrer Richtung und ihres ideellen<lb/> Gehaltes dankt, war ein Genfer; und in seinen Schriften, die<lb/> Frankreich zu den classischen zählt, verrathen grade die Haupt-<lb/> und Glanzpunkte einen Charakter, der sich vom französischen we¬<lb/> sentlich unterscheidet. Dann kam Napoleon, der Corsikaner. Der<lb/> Dritte, der die größten Revolutionen und Eroberungen in den Rei¬<lb/> chen der Naturforschung machte, den die Franzosen ihren Aristote¬<lb/> les, wie Napoleon ihren Alexander den Großen nennen, war ein<lb/> Deutscher, nicht blos von Geburt und Herkunft, sondern auch von<lb/> Erziehung, Bildung und Charakter. Mit der Scholle Land, die<lb/> Frankreich im Jahre 1793 von Würtemberg abriß, gewann es auch<lb/> das kleine Mvmpelgardt (jetzt Montbvliard), den Geburtsort Ge¬<lb/> org Cuvier's, der indessen schon in Frankreich sich heimisch gemacht<lb/> hatte; und damit gleichsam auch die äußerlichen Ansprüche auf<lb/> den legitimen Besitz des großen Mannes.</p><lb/> <p xml:id="ID_656" next="#ID_657"> Jüngst hat die Herausgabe von Cuviers Briefen an seinen<lb/> Freund Pfaff in Kiel (aus den Jahren 1788—1792) wieder an<lb/> die deutsche Jugend des großen Naturforschers lebhaft erinnert;<lb/> und die Augsburger Allgemeine hat in einem Bericht übe-r diese</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten, 184«, I. 37</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0297]
Zum Andenken Georg Cuviers
Frankreich hat ungemeines Glück mit seinen Adoptivkindern.
Drei seiner größten Männer, die seit einem Jahrhundert die Welt
bewegten, waren, der Geburt und zum Theil ihrer Erziehung nach,
Nichtfranzosen, aber treue und dankbare Kinder ihres Adoptivvater-
landes. Rousseau, dem die Revolution von 1789 einen großen
und nicht den unedelsten Theil ihrer Richtung und ihres ideellen
Gehaltes dankt, war ein Genfer; und in seinen Schriften, die
Frankreich zu den classischen zählt, verrathen grade die Haupt-
und Glanzpunkte einen Charakter, der sich vom französischen we¬
sentlich unterscheidet. Dann kam Napoleon, der Corsikaner. Der
Dritte, der die größten Revolutionen und Eroberungen in den Rei¬
chen der Naturforschung machte, den die Franzosen ihren Aristote¬
les, wie Napoleon ihren Alexander den Großen nennen, war ein
Deutscher, nicht blos von Geburt und Herkunft, sondern auch von
Erziehung, Bildung und Charakter. Mit der Scholle Land, die
Frankreich im Jahre 1793 von Würtemberg abriß, gewann es auch
das kleine Mvmpelgardt (jetzt Montbvliard), den Geburtsort Ge¬
org Cuvier's, der indessen schon in Frankreich sich heimisch gemacht
hatte; und damit gleichsam auch die äußerlichen Ansprüche auf
den legitimen Besitz des großen Mannes.
Jüngst hat die Herausgabe von Cuviers Briefen an seinen
Freund Pfaff in Kiel (aus den Jahren 1788—1792) wieder an
die deutsche Jugend des großen Naturforschers lebhaft erinnert;
und die Augsburger Allgemeine hat in einem Bericht übe-r diese
Grenzboten, 184«, I. 37
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |