Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, I. Semester. I. Band.läugnet und ruft die Götter zu Zeugen seiner Unschuld. Aber die Wir wissen nun aber nicht: wird Diogenes mit Aspasia glück¬ Ich sage Ihnen: Wäre diese Komödie das Stück eines deut¬ II. Berliner Vereine. Weiteres in der Moskitosachc. -- Associationsfreiheit. -- Centralverein für das Wohl der arbeitenden Klassen. -- Handwerkerverein. -- Verein für Ver¬ breitung von Volksschristen. -- Pestalozzistiftung. -- Christenthum und Humanismus. -- Muth und Demuth. Der Streit über die Moskitogesellschaft hat hier einen sehr per¬ läugnet und ruft die Götter zu Zeugen seiner Unschuld. Aber die Wir wissen nun aber nicht: wird Diogenes mit Aspasia glück¬ Ich sage Ihnen: Wäre diese Komödie das Stück eines deut¬ II. Berliner Vereine. Weiteres in der Moskitosachc. — Associationsfreiheit. — Centralverein für das Wohl der arbeitenden Klassen. — Handwerkerverein. — Verein für Ver¬ breitung von Volksschristen. — Pestalozzistiftung. — Christenthum und Humanismus. — Muth und Demuth. Der Streit über die Moskitogesellschaft hat hier einen sehr per¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0186" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/181996"/> <p xml:id="ID_407" prev="#ID_406"> läugnet und ruft die Götter zu Zeugen seiner Unschuld. Aber die<lb/> Frau zieht ihn bei Seite, lüftet ihren Schleier ein wenig und fragt:<lb/> Sieh mich an; erkennst du mich nicht? — Nein, beim Styr,<lb/> nicht. — Wie, du wagst noch zu schwören, das; du mich nicht<lb/> kennst? — Ich schwöre es bei allen Göttern des Olymps. — Hört<lb/> es, Archonten, er schwört, daß er mich nie gesehen hat. Und darauf<lb/> laßt sie ihren Schleier ganz fallen und giebt sich als Aspasia zu er¬<lb/> kennen. Hvperboleö entflieht unter dem Gezisch und Gepfeife des<lb/> Volkes. Diogenes aber springt, mit einem rechtzeitigen Theatercoup,<lb/> aus seiner Tonne und seiner gerechtfertigten Geliebten zu Füßen. In<lb/> diesem Augenblick fallt der Vorhang.</p><lb/> <p xml:id="ID_408"> Wir wissen nun aber nicht: wird Diogenes mit Aspasia glück¬<lb/> lich leben und auf seine cynische Philosophie verzichten? Wo bleibt<lb/> die Moral der Fabel? War Diogenes nur ein genialer Abenteurer,<lb/> der auf so bizarre Weise im altgriechischen Paris debütirte, bis er<lb/> die glückliche Partie Aspastens machte? Das weis; weder das Pari¬<lb/> ser Publicum, noch Felix Pvat selbst.</p><lb/> <p xml:id="ID_409"> Ich sage Ihnen: Wäre diese Komödie das Stück eines deut¬<lb/> schen Autors, wie wollte ich es in Fetzen reißen, um mein kritisches,<lb/> Talent zu zeigen; und wie würde es vom deutschen Publicum aus¬<lb/> gezischt werden. Da es jedoch ein französisches Stück ist, und ins<lb/> Deutsche übersetzt und vom deutschen Publicum applaudirt werden<lb/> wird: so empfehle ich es hiermit allen löblichen deutschen Theater-<lb/> directioncn.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> II.<lb/> Berliner Vereine.</head><lb/> <note type="argument"> Weiteres in der Moskitosachc. — Associationsfreiheit. — Centralverein für<lb/> das Wohl der arbeitenden Klassen. — Handwerkerverein. — Verein für Ver¬<lb/> breitung von Volksschristen. — Pestalozzistiftung. — Christenthum und<lb/> Humanismus. — Muth und Demuth.</note><lb/> <p xml:id="ID_410" next="#ID_411"> Der Streit über die Moskitogesellschaft hat hier einen sehr per¬<lb/> sönlichen Charakter angenommen, indem der brasilianische Consul,<lb/> Herr Sturz, in den Zeitungen eine weitläufige Erklärung drucken ließ,<lb/> durch welche einer der Herren, welche die Moskitoküste bereist hatten,<lb/> Herr Hesse, sich beleidigt fand, und wegen welcher er, wie er nun<lb/> ebenfalls öffentlich erklärt, klagbar geworden Ich behalte mir vor,<lb/> auf diese Angelegenheit später zurückzukommen, da sie der Betrachtung<lb/> noch manche Seite darbietet. Für heute will ich an das anknüpfen,<lb/> was ich in meinem letzten Schreiben erwähnte, daß der in Be¬<lb/> zug auf die Auswanderungssache dringend nöthigen Thätigkeit der<lb/> deutschen Regierungen die philanthropischen Bemühungen von Pri¬<lb/> vatvereinen über lang oder kurz werden zu Hülfe kommen müssen,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0186]
läugnet und ruft die Götter zu Zeugen seiner Unschuld. Aber die
Frau zieht ihn bei Seite, lüftet ihren Schleier ein wenig und fragt:
Sieh mich an; erkennst du mich nicht? — Nein, beim Styr,
nicht. — Wie, du wagst noch zu schwören, das; du mich nicht
kennst? — Ich schwöre es bei allen Göttern des Olymps. — Hört
es, Archonten, er schwört, daß er mich nie gesehen hat. Und darauf
laßt sie ihren Schleier ganz fallen und giebt sich als Aspasia zu er¬
kennen. Hvperboleö entflieht unter dem Gezisch und Gepfeife des
Volkes. Diogenes aber springt, mit einem rechtzeitigen Theatercoup,
aus seiner Tonne und seiner gerechtfertigten Geliebten zu Füßen. In
diesem Augenblick fallt der Vorhang.
Wir wissen nun aber nicht: wird Diogenes mit Aspasia glück¬
lich leben und auf seine cynische Philosophie verzichten? Wo bleibt
die Moral der Fabel? War Diogenes nur ein genialer Abenteurer,
der auf so bizarre Weise im altgriechischen Paris debütirte, bis er
die glückliche Partie Aspastens machte? Das weis; weder das Pari¬
ser Publicum, noch Felix Pvat selbst.
Ich sage Ihnen: Wäre diese Komödie das Stück eines deut¬
schen Autors, wie wollte ich es in Fetzen reißen, um mein kritisches,
Talent zu zeigen; und wie würde es vom deutschen Publicum aus¬
gezischt werden. Da es jedoch ein französisches Stück ist, und ins
Deutsche übersetzt und vom deutschen Publicum applaudirt werden
wird: so empfehle ich es hiermit allen löblichen deutschen Theater-
directioncn.
II.
Berliner Vereine.
Weiteres in der Moskitosachc. — Associationsfreiheit. — Centralverein für
das Wohl der arbeitenden Klassen. — Handwerkerverein. — Verein für Ver¬
breitung von Volksschristen. — Pestalozzistiftung. — Christenthum und
Humanismus. — Muth und Demuth.
Der Streit über die Moskitogesellschaft hat hier einen sehr per¬
sönlichen Charakter angenommen, indem der brasilianische Consul,
Herr Sturz, in den Zeitungen eine weitläufige Erklärung drucken ließ,
durch welche einer der Herren, welche die Moskitoküste bereist hatten,
Herr Hesse, sich beleidigt fand, und wegen welcher er, wie er nun
ebenfalls öffentlich erklärt, klagbar geworden Ich behalte mir vor,
auf diese Angelegenheit später zurückzukommen, da sie der Betrachtung
noch manche Seite darbietet. Für heute will ich an das anknüpfen,
was ich in meinem letzten Schreiben erwähnte, daß der in Be¬
zug auf die Auswanderungssache dringend nöthigen Thätigkeit der
deutschen Regierungen die philanthropischen Bemühungen von Pri¬
vatvereinen über lang oder kurz werden zu Hülfe kommen müssen,
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