Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.Aber lassen wir die trefflichen Leute daS selbst hier wiedererzählen, Uns aber ward' es recht sauer gemacht, Bis wir diesen Bau zu Stand' gebracht. Vorher noch stopften wir auf dem Wall Voll Holz den leidigen Pferdestall. Der wollt' schier männiglich schlecht behagen, ' Drob hört man immer nur Zagen und Klagen; Bis endlich der Bürger Muth entbrannt, In bauen dies Festhaus auf eigene Hand. -- Nun galt es hier von Sträuchen und Bäumen, Den Beethoven's-Bauplatz erst sauber zu räumen, ' Dann mußt aus dem freien deutschen Rhein Ein Wald von Stämmen herbeigeschleppt sei"; Da gab es ein Hauen, Bohren und Sägen, ' Als wollt man eine Brück' nach dem Mond anlegen. Das war ein Rennen die Kreuz und Quer; Ein Winken und Rufen dahin, daher; Das war ein Gepolter in einem fort; Kein Mensch konnte hören sein eignes Wort. Und als nun das Holz gezimmert kaum, Da setzt man die Ränder -- Baum für Baum Und Rahmen, Scheeren, Binder und Bug Wurden aufgeschlagen gleichwie im Flug. -- Da standen die Gaffer mit offnem Maul; Sie sprachen: "Das Volk ist zwar bei Gott nicht faul; Doch fertig wird nimmer das Riesenzelt! Wie wär' denn das möglich in aller Welt?" Und mancher Duckmäuser macht ein pfiffig Gesicht. ' Und lacht ins Fäustchen, wenn man also spricht. Das Geschwätz hielt aber den Bau nicht n,uf: Wir schafften nur desto tapfrer drauf, Bis der letzte Sparren war aufgeschoben, Worauf ich nun lustig steh' hier oben. Betrachtet jetzt recht, ihr Lieben alle, Den Wunderbau, die Beethoven-Halle. In sechs Tagen ward sie dahingestellt. Diese Halle ist ein wahres Meisterwerk; in Basilikenform an¬ Aber lassen wir die trefflichen Leute daS selbst hier wiedererzählen, Uns aber ward' es recht sauer gemacht, Bis wir diesen Bau zu Stand' gebracht. Vorher noch stopften wir auf dem Wall Voll Holz den leidigen Pferdestall. Der wollt' schier männiglich schlecht behagen, ' Drob hört man immer nur Zagen und Klagen; Bis endlich der Bürger Muth entbrannt, In bauen dies Festhaus auf eigene Hand. — Nun galt es hier von Sträuchen und Bäumen, Den Beethoven's-Bauplatz erst sauber zu räumen, ' Dann mußt aus dem freien deutschen Rhein Ein Wald von Stämmen herbeigeschleppt sei»; Da gab es ein Hauen, Bohren und Sägen, ' Als wollt man eine Brück' nach dem Mond anlegen. Das war ein Rennen die Kreuz und Quer; Ein Winken und Rufen dahin, daher; Das war ein Gepolter in einem fort; Kein Mensch konnte hören sein eignes Wort. Und als nun das Holz gezimmert kaum, Da setzt man die Ränder — Baum für Baum Und Rahmen, Scheeren, Binder und Bug Wurden aufgeschlagen gleichwie im Flug. — Da standen die Gaffer mit offnem Maul; Sie sprachen: „Das Volk ist zwar bei Gott nicht faul; Doch fertig wird nimmer das Riesenzelt! Wie wär' denn das möglich in aller Welt?" Und mancher Duckmäuser macht ein pfiffig Gesicht. ' Und lacht ins Fäustchen, wenn man also spricht. Das Geschwätz hielt aber den Bau nicht n,uf: Wir schafften nur desto tapfrer drauf, Bis der letzte Sparren war aufgeschoben, Worauf ich nun lustig steh' hier oben. Betrachtet jetzt recht, ihr Lieben alle, Den Wunderbau, die Beethoven-Halle. In sechs Tagen ward sie dahingestellt. Diese Halle ist ein wahres Meisterwerk; in Basilikenform an¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0066" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271327"/> <p xml:id="ID_147" prev="#ID_146"> Aber lassen wir die trefflichen Leute daS selbst hier wiedererzählen,<lb/> wie sie eS in dem meisterhaften Zimmermannsspruche, am 2. 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Aber lassen wir die trefflichen Leute daS selbst hier wiedererzählen,
wie sie eS in dem meisterhaften Zimmermannsspruche, am 2. August
gethan, wo es heißt:
Uns aber ward' es recht sauer gemacht,
Bis wir diesen Bau zu Stand' gebracht.
Vorher noch stopften wir auf dem Wall
Voll Holz den leidigen Pferdestall.
Der wollt' schier männiglich schlecht behagen,
'
Drob hört man immer nur Zagen und Klagen;
Bis endlich der Bürger Muth entbrannt,
In bauen dies Festhaus auf eigene Hand. —
Nun galt es hier von Sträuchen und Bäumen,
Den Beethoven's-Bauplatz erst sauber zu räumen,
'
Dann mußt aus dem freien deutschen Rhein
Ein Wald von Stämmen herbeigeschleppt sei»;
Da gab es ein Hauen, Bohren und Sägen,
'
Als wollt man eine Brück' nach dem Mond anlegen.
Das war ein Rennen die Kreuz und Quer;
Ein Winken und Rufen dahin, daher;
Das war ein Gepolter in einem fort;
Kein Mensch konnte hören sein eignes Wort.
Und als nun das Holz gezimmert kaum,
Da setzt man die Ränder — Baum für Baum
Und Rahmen, Scheeren, Binder und Bug
Wurden aufgeschlagen gleichwie im Flug. —
Da standen die Gaffer mit offnem Maul;
Sie sprachen: „Das Volk ist zwar bei Gott nicht faul;
Doch fertig wird nimmer das Riesenzelt!
Wie wär' denn das möglich in aller Welt?"
Und mancher Duckmäuser macht ein pfiffig Gesicht.
'
Und lacht ins Fäustchen, wenn man also spricht.
Das Geschwätz hielt aber den Bau nicht n,uf:
Wir schafften nur desto tapfrer drauf,
Bis der letzte Sparren war aufgeschoben,
Worauf ich nun lustig steh' hier oben.
Betrachtet jetzt recht, ihr Lieben alle,
Den Wunderbau, die Beethoven-Halle.
In sechs Tagen ward sie dahingestellt.
Diese Halle ist ein wahres Meisterwerk; in Basilikenform an¬
gelegt, mißt sie, wie die so gut wie officielle Anmerkung unter dem
Zimmcrspruche besagt, 20N Fuß in der Länge, 75 Fuß in der Breite,
41 Fuß Hohe des Mittelschiffes, 24 Fuß Hohe der Seitenschiffe;
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