Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.Das Beethovenfeft in Bonn. Rückblicke von C. L B. Wolff. II. Bonn, am 8. August. -- Wir sind jetzt in Bonn, häuslich Das Beethovenfeft in Bonn. Rückblicke von C. L B. Wolff. II. Bonn, am 8. August. — Wir sind jetzt in Bonn, häuslich <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0064" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271325"/> </div> <div n="1"> <head> Das Beethovenfeft in Bonn.<lb/> Rückblicke<lb/><note type="byline"> von C. L B. Wolff.</note></head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> II.</head><lb/> <p xml:id="ID_144" next="#ID_145"> Bonn, am 8. August. — Wir sind jetzt in Bonn, häuslich<lb/> eingerichtet inmitten großer Verwirrung; das Hotel zum Stern faßt<lb/> nicht die Zahl der Gäste, die sich angemeldet haben und an Ruhe<lb/> ist nicht zu denken. Gestern Morgen fuhren wir auf der Eisenbahn<lb/> herüber; zu uns hatte sich Fiorentino gesellt, der Berichterstatter<lb/> des Constitutionnel; ein Italiener von Geburt, durch seine seltene Herr¬<lb/> schaft über die französische Sprache übt er auch in französischen Jour¬<lb/> nalen eine Macht; mir lange schon sehr ehrenvoll bekannt, durch seine<lb/> meisterhafte französische Uebersetzung des Dante, in der sich Alles<lb/> eint, was Einem sonst bei dergleichen Werken von drüben her just<lb/> nicht immer zusammen geboten wird, gründliche Forschung, tiefes<lb/> Eindringen, scharfe Kritik und feiner Geschmack. Er ist, bei der Be-<lb/> schränkheit der Wohnungen, mein Stubengenosse geworden, und da<lb/> nun zwei Dantomanen im engen Raume mit einander Hausen, so<lb/> folgen sich oft die Citate aus der Divlmi, Lummvdia wie zu wirk¬<lb/> lichem Dialoge, Schlag auf Schlag und finden mitunter sehr ergötz¬<lb/> liche Anwendung, denn F. sprudelt von Witz und die zum Sprüch¬<lb/> wort gewordene Bezeichnung eines Egoisten „er ist wie Saturn, er<lb/> frißt seine eigenen Kinder auf, um ihnen ihren Vater zu er¬<lb/> halten" rührt von ihm her. — Wir haben uns nun vommo<lb/> K xiivrrv mit einander eingerichtet und ein zwar sehr hübsches<lb/> und elegantes Zimmer im Erdgeschosse inne, welches aber so eng ist<lb/> daß wir nie Beide dieselbe Sache zu gleicher Zeit mit einander vor-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0064]
Das Beethovenfeft in Bonn.
Rückblicke
von C. L B. Wolff.
II.
Bonn, am 8. August. — Wir sind jetzt in Bonn, häuslich
eingerichtet inmitten großer Verwirrung; das Hotel zum Stern faßt
nicht die Zahl der Gäste, die sich angemeldet haben und an Ruhe
ist nicht zu denken. Gestern Morgen fuhren wir auf der Eisenbahn
herüber; zu uns hatte sich Fiorentino gesellt, der Berichterstatter
des Constitutionnel; ein Italiener von Geburt, durch seine seltene Herr¬
schaft über die französische Sprache übt er auch in französischen Jour¬
nalen eine Macht; mir lange schon sehr ehrenvoll bekannt, durch seine
meisterhafte französische Uebersetzung des Dante, in der sich Alles
eint, was Einem sonst bei dergleichen Werken von drüben her just
nicht immer zusammen geboten wird, gründliche Forschung, tiefes
Eindringen, scharfe Kritik und feiner Geschmack. Er ist, bei der Be-
schränkheit der Wohnungen, mein Stubengenosse geworden, und da
nun zwei Dantomanen im engen Raume mit einander Hausen, so
folgen sich oft die Citate aus der Divlmi, Lummvdia wie zu wirk¬
lichem Dialoge, Schlag auf Schlag und finden mitunter sehr ergötz¬
liche Anwendung, denn F. sprudelt von Witz und die zum Sprüch¬
wort gewordene Bezeichnung eines Egoisten „er ist wie Saturn, er
frißt seine eigenen Kinder auf, um ihnen ihren Vater zu er¬
halten" rührt von ihm her. — Wir haben uns nun vommo
K xiivrrv mit einander eingerichtet und ein zwar sehr hübsches
und elegantes Zimmer im Erdgeschosse inne, welches aber so eng ist
daß wir nie Beide dieselbe Sache zu gleicher Zeit mit einander vor-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |