Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.schlag nimmt, so liegt dies nicht etwa in der Bescheidenheit der zur Der Plattensee, größer als alle Seen Deutschlands und der schlag nimmt, so liegt dies nicht etwa in der Bescheidenheit der zur Der Plattensee, größer als alle Seen Deutschlands und der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0415" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271676"/> <p xml:id="ID_1107" prev="#ID_1106"> schlag nimmt, so liegt dies nicht etwa in der Bescheidenheit der zur<lb/> Majorität gelangten Partei des kroatischen Landtages, sondern lediglich<lb/> in der Klugheit der Führer, die es nicht mit der Regierung verderben<lb/> wollen durch Reklamationen deutscher Bundeslander und sich deshalb<lb/> vorerst mit den außerdeutschen Bruderlandern begnügen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1108" next="#ID_1109"> Der Plattensee, größer als alle Seen Deutschlands und der<lb/> Schweiz, ist bisher nur ein eine traurige Wasserwüste gewesen, und<lb/> dieser Einsamkeit des weiten Seespiegelö ist ganz vorzugsweise die Un¬<lb/> erquicklichkeit des an seinen Ufern liegenden Badeortes Fared zuzu¬<lb/> schreiben, indem der Mangel schneller Transportmittel die Badegesell-<lb/> schaft in ihren Ausflügen sehr beschränkte und sie fast immer auf<lb/> denselben Fleck festbannte, was natürlich Ueberdruß und Langeweile<lb/> erzeugen mußte. Nun hat sich eine Gesellschaft gebildet, welche eine<lb/> regelmäßige Dampfschiffahrt auf diesem bislang so öden Binnensee<lb/> organisiren will und zu diesem Endzweck eine bestimmte Anzahl Actien<lb/> im Betrage zu 150 Gulden auszugeben gedenkt. — Eine andere wich¬<lb/> tige Unternehmung, von der schon lange die Rede ist und welche ungleich<lb/> folgenreicher sein dürfte, ist die Ausgrabung eines Canals, der die<lb/> Donau mit der Theiß, also die beiden Hauptströme des Landes ver¬<lb/> binden soll. Das Project ist nicht neu, aber schwierig zu realisiren.<lb/> Der Architect Beszedes hat vor einigen Jahren den Plan dazu ent¬<lb/> worfen, der sich durch seine Einfachheit auszeichnet, aber von vielen<lb/> Stimmen als unsinnig getadelt wurde. Beszedes will keine vollstän¬<lb/> dige Erdaushebung zur Herstellung der Canallinie, weil dies zu kost¬<lb/> spielig wäre, sondern beabsichtigt blos ein Rinnsal von einigen Fuß<lb/> Tiefe und Breite zu graben und in dasselbe sodann das Wasser aus<lb/> dem Bett der Donau einfließen zu lassen. Da aus dem Nivellement<lb/> hervorgeht, daß das Flußbett der Donau um 12 Klaftern höher liegt,<lb/> als jenes der Theiß und keine Höhenzüge zwischen den beiden Strö¬<lb/> men sind, so glaubt Beszedes, daß die Gewalt des strömenden Was¬<lb/> sers die Erweiterung und Austiefung selbst übernehmen werde und es<lb/> blos eines Zeitraums von 6—7 Jahren und geringer Nachhilfe durch<lb/> Menschenkraft bedürfen würde, um aus dem wildem Graben einen<lb/> recht hübschen Naviglio zu machen. Das Ganze würde nur 3z Mill.<lb/> Gulden kosten, obschon die Länge des Canals 22 Meilen beträgt.<lb/> Die Techniker haben in den Tagesblättern dieses Canalproject ohne<lb/> Erbarmen heruntergemacht und namentlich darauf hingewiesen, daß die<lb/> Speisung eines etliche Schuhe breiten Grabens nicht hinreichend sein<lb/> könne, um 22MVMV Cubikklaster Erde fortzuräumen. Zudem ent¬<lb/> steht die Frage, was mit dieser Erdmasse geschehen solle? Wird sie,<lb/> wie es in der Idee des Architecten zu liegen scheint, in das Flußbett<lb/> des niedern Stromes hineingeschwemmt, so müßte das Bett desselben<lb/> in Kürze ausgefüllt sein, und dazu ist der Stromstrich der Theiß ohne¬<lb/> hin sehr matt, so daß dieser Fluß durch eine solche enorme Erdzufuhr</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0415]
schlag nimmt, so liegt dies nicht etwa in der Bescheidenheit der zur
Majorität gelangten Partei des kroatischen Landtages, sondern lediglich
in der Klugheit der Führer, die es nicht mit der Regierung verderben
wollen durch Reklamationen deutscher Bundeslander und sich deshalb
vorerst mit den außerdeutschen Bruderlandern begnügen.
Der Plattensee, größer als alle Seen Deutschlands und der
Schweiz, ist bisher nur ein eine traurige Wasserwüste gewesen, und
dieser Einsamkeit des weiten Seespiegelö ist ganz vorzugsweise die Un¬
erquicklichkeit des an seinen Ufern liegenden Badeortes Fared zuzu¬
schreiben, indem der Mangel schneller Transportmittel die Badegesell-
schaft in ihren Ausflügen sehr beschränkte und sie fast immer auf
denselben Fleck festbannte, was natürlich Ueberdruß und Langeweile
erzeugen mußte. Nun hat sich eine Gesellschaft gebildet, welche eine
regelmäßige Dampfschiffahrt auf diesem bislang so öden Binnensee
organisiren will und zu diesem Endzweck eine bestimmte Anzahl Actien
im Betrage zu 150 Gulden auszugeben gedenkt. — Eine andere wich¬
tige Unternehmung, von der schon lange die Rede ist und welche ungleich
folgenreicher sein dürfte, ist die Ausgrabung eines Canals, der die
Donau mit der Theiß, also die beiden Hauptströme des Landes ver¬
binden soll. Das Project ist nicht neu, aber schwierig zu realisiren.
Der Architect Beszedes hat vor einigen Jahren den Plan dazu ent¬
worfen, der sich durch seine Einfachheit auszeichnet, aber von vielen
Stimmen als unsinnig getadelt wurde. Beszedes will keine vollstän¬
dige Erdaushebung zur Herstellung der Canallinie, weil dies zu kost¬
spielig wäre, sondern beabsichtigt blos ein Rinnsal von einigen Fuß
Tiefe und Breite zu graben und in dasselbe sodann das Wasser aus
dem Bett der Donau einfließen zu lassen. Da aus dem Nivellement
hervorgeht, daß das Flußbett der Donau um 12 Klaftern höher liegt,
als jenes der Theiß und keine Höhenzüge zwischen den beiden Strö¬
men sind, so glaubt Beszedes, daß die Gewalt des strömenden Was¬
sers die Erweiterung und Austiefung selbst übernehmen werde und es
blos eines Zeitraums von 6—7 Jahren und geringer Nachhilfe durch
Menschenkraft bedürfen würde, um aus dem wildem Graben einen
recht hübschen Naviglio zu machen. Das Ganze würde nur 3z Mill.
Gulden kosten, obschon die Länge des Canals 22 Meilen beträgt.
Die Techniker haben in den Tagesblättern dieses Canalproject ohne
Erbarmen heruntergemacht und namentlich darauf hingewiesen, daß die
Speisung eines etliche Schuhe breiten Grabens nicht hinreichend sein
könne, um 22MVMV Cubikklaster Erde fortzuräumen. Zudem ent¬
steht die Frage, was mit dieser Erdmasse geschehen solle? Wird sie,
wie es in der Idee des Architecten zu liegen scheint, in das Flußbett
des niedern Stromes hineingeschwemmt, so müßte das Bett desselben
in Kürze ausgefüllt sein, und dazu ist der Stromstrich der Theiß ohne¬
hin sehr matt, so daß dieser Fluß durch eine solche enorme Erdzufuhr
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