Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.mehr sein, als eine Blüthcnpuppe, von einem scherzenden Engel zu¬ -- und was machen die Poeten? Laufen sie noch immer umher zu Hochzeit und Kindesnöthen? Wir haben absichtlich einen strengern Maßstab an diese Poesien ge¬ Vl. Notiz. An die geehrten Mitarbeiter der Grenzboten! Mei¬ I. Kuranda. -- Berichtigung. -- Unsere Setzer machen der Geschichte Oesterreichs ei¬ Verlag von Fr. Ludw. Herbig. -- Redacteur I- Kuranda. Druck von Friedrich Andrä. mehr sein, als eine Blüthcnpuppe, von einem scherzenden Engel zu¬ — und was machen die Poeten? Laufen sie noch immer umher zu Hochzeit und Kindesnöthen? Wir haben absichtlich einen strengern Maßstab an diese Poesien ge¬ Vl. Notiz. An die geehrten Mitarbeiter der Grenzboten! Mei¬ I. Kuranda. — Berichtigung. — Unsere Setzer machen der Geschichte Oesterreichs ei¬ Verlag von Fr. Ludw. Herbig. — Redacteur I- Kuranda. Druck von Friedrich Andrä. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0384" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271645"/> <p xml:id="ID_1032" prev="#ID_1031"> mehr sein, als eine Blüthcnpuppe, von einem scherzenden Engel zu¬<lb/> sammengestellt, der Gott nachahmen und auch „Hanswürstchen" ma¬<lb/> chen will; sie wollen vielmehr volle, echte Menschen sein. Die dritte<lb/> Abtheilung: „Feste in Breslau", enthalt eigentlich nur Gelegen¬<lb/> heitsgedichte, die aber sehr artig, voll Esprit und launiger Einfälle<lb/> sind. In dem letzten: „Schlesische Kunst", finden wir ein Urtheil<lb/> über schlesische Poesie, das unsern Ansichten nicht zu widersprechen<lb/> scheint:</p><lb/> <p xml:id="ID_1033" next="#ID_1034"> — und was machen die Poeten?</p><lb/> <quote> Laufen sie noch immer umher zu Hochzeit und Kindesnöthen?<lb/> Ja, Euer Majestät, sie sind noch unermüdlich<lb/> Und thun sich gern bei Aweckessen gütlich.<lb/> In Schauspielen und Epossen sind sie nicht grade glücklich.<lb/> Aber ihre Lyrik ist fast immer wohlmeinend und schicklich ?c. :c.</quote><lb/> <p xml:id="ID_1034" prev="#ID_1033"> Wir haben absichtlich einen strengern Maßstab an diese Poesien ge¬<lb/> legt, weil wir überzeugt sind, daß Freitag ihn vertragen kann und<lb/> Beruf hatte, mehr zu werden, als ein Sonntagsdichter.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Vl.<lb/> Notiz.</head><lb/> <p xml:id="ID_1035"> An die geehrten Mitarbeiter der Grenzboten! Mei¬<lb/> nen Freunden und den geschätzten Mitarbeitern dieser Zeitschrift diene<lb/> zur Nachricht, daß meine Wohnung in Leipzig bis Neujahr geschlos¬<lb/> sen bleibt. Briefe und Beitrage beliebe man daher an die Verlags¬<lb/> handlung F. L. Hcrbig in Leipzig zu adressiren, von wo aus diesel¬<lb/> ben — wie bereits öfters bei frühern Gelegenheiten — mit umge¬<lb/> hender Post mir nachgesendet werden und in kürzester Zeit ihre Er¬<lb/> ledigung finden.</p><lb/> <note type="byline"> I. Kuranda.</note><lb/> <p xml:id="ID_1036"> — Berichtigung. — Unsere Setzer machen der Geschichte Oesterreichs ei¬<lb/> nen wahren Guerillaskrieg. Kaum haben sie den Glenzbotcn (in No. 42)<lb/> eine „Königin" von Oesterreich eingeschmuggelt, so lassen sie jetzt gar (in No.<lb/> 45) den treuen Minister Maria Theresias, den Fürsten Kauniz, auf dem<lb/> Schaffst sterben! Mittelst eines ein-igen kleinen r, das der Aufmerksam¬<lb/> keit des Correctors entschlüpfte, haben sie über den großen Staatsmann das<lb/> Beil decrerirt. In der wiener Correspondenz jenes Heftes ist nämlich die<lb/> Rede von der Verbindung Marie Louisens mit Napoleon, die das Werk einer<lb/> einflußreichen Hoidame in Wien war, wie die Verbindung Ludwigs XVl. mit<lb/> Maria Antoinette eine Schöpfung des Fürsten Kauniz war. Mein — heißt<lb/> es weiter — während dieser auf dem Schaffet verblutete -c. Der geneigte<lb/> Leser wird das dieser von selbst in eine diese verwandelt haben — allein da<lb/> es in der Welt gar viele ungeneigte Leser gibt, so berichtigen wir dieß. —</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Verlag von Fr. Ludw. Herbig. — Redacteur I- Kuranda.<lb/> Druck von Friedrich Andrä.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0384]
mehr sein, als eine Blüthcnpuppe, von einem scherzenden Engel zu¬
sammengestellt, der Gott nachahmen und auch „Hanswürstchen" ma¬
chen will; sie wollen vielmehr volle, echte Menschen sein. Die dritte
Abtheilung: „Feste in Breslau", enthalt eigentlich nur Gelegen¬
heitsgedichte, die aber sehr artig, voll Esprit und launiger Einfälle
sind. In dem letzten: „Schlesische Kunst", finden wir ein Urtheil
über schlesische Poesie, das unsern Ansichten nicht zu widersprechen
scheint:
— und was machen die Poeten?
Laufen sie noch immer umher zu Hochzeit und Kindesnöthen?
Ja, Euer Majestät, sie sind noch unermüdlich
Und thun sich gern bei Aweckessen gütlich.
In Schauspielen und Epossen sind sie nicht grade glücklich.
Aber ihre Lyrik ist fast immer wohlmeinend und schicklich ?c. :c.
Wir haben absichtlich einen strengern Maßstab an diese Poesien ge¬
legt, weil wir überzeugt sind, daß Freitag ihn vertragen kann und
Beruf hatte, mehr zu werden, als ein Sonntagsdichter.
Vl.
Notiz.
An die geehrten Mitarbeiter der Grenzboten! Mei¬
nen Freunden und den geschätzten Mitarbeitern dieser Zeitschrift diene
zur Nachricht, daß meine Wohnung in Leipzig bis Neujahr geschlos¬
sen bleibt. Briefe und Beitrage beliebe man daher an die Verlags¬
handlung F. L. Hcrbig in Leipzig zu adressiren, von wo aus diesel¬
ben — wie bereits öfters bei frühern Gelegenheiten — mit umge¬
hender Post mir nachgesendet werden und in kürzester Zeit ihre Er¬
ledigung finden.
I. Kuranda.
— Berichtigung. — Unsere Setzer machen der Geschichte Oesterreichs ei¬
nen wahren Guerillaskrieg. Kaum haben sie den Glenzbotcn (in No. 42)
eine „Königin" von Oesterreich eingeschmuggelt, so lassen sie jetzt gar (in No.
45) den treuen Minister Maria Theresias, den Fürsten Kauniz, auf dem
Schaffst sterben! Mittelst eines ein-igen kleinen r, das der Aufmerksam¬
keit des Correctors entschlüpfte, haben sie über den großen Staatsmann das
Beil decrerirt. In der wiener Correspondenz jenes Heftes ist nämlich die
Rede von der Verbindung Marie Louisens mit Napoleon, die das Werk einer
einflußreichen Hoidame in Wien war, wie die Verbindung Ludwigs XVl. mit
Maria Antoinette eine Schöpfung des Fürsten Kauniz war. Mein — heißt
es weiter — während dieser auf dem Schaffet verblutete -c. Der geneigte
Leser wird das dieser von selbst in eine diese verwandelt haben — allein da
es in der Welt gar viele ungeneigte Leser gibt, so berichtigen wir dieß. —
Verlag von Fr. Ludw. Herbig. — Redacteur I- Kuranda.
Druck von Friedrich Andrä.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |