Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.fen stehen. Sie machen die größten Anstrengungen vor des Lesers Grenze"!-", Isis. IV. 41
fen stehen. Sie machen die größten Anstrengungen vor des Lesers Grenze»!-», Isis. IV. 41
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0325" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271586"/> <p xml:id="ID_904" prev="#ID_903" next="#ID_905"> fen stehen. Sie machen die größten Anstrengungen vor des Lesers<lb/> Augen, sich es klar zu machen, was denn eigentlich sie von den<lb/> Gegnern unterscheide. Warum steht ihr drüben und nicht bei uns,<lb/> zu denen ihr gehört? Um was streiten wir? Nun, wir für dieses.<lb/> — Ihr? Nein, das ist ja unsere Fahne! — Also warum ist der<lb/> Streit? — Ja, hattet Ihr nicht angefangen. — Als ob es sich nicht<lb/> gerade umgekehrt verhielte: die Angegriffenen sind wir. — Wir strei¬<lb/> ten wider euch, sagen die Unterzeichner des Protestes vom 15. Au¬<lb/> gust, wir streiten wider euch, weil wir die Kirche vor dem Zerfallen,<lb/> vor der Zersplitterung in Secten retten wollen, weil wir Gemein-«<lb/> schaft, Eintracht, Friede stiften wollen. „Der Geist brüderlicher Ver¬<lb/> ständigung," sagen sie, „macht einem bedrohlichen tumultuarischen<lb/> Wesen Platz. .... Es ist Gefahr vorhanden, daß die evangelische<lb/> Kirche nach vielen Seiten hin zerspalten werde. ... Es ist eine Pflicht<lb/> für alle lebendigen Mitglieder dieser Kirche, solcher Gefahr der Zer-<lb/> spaltung entgegenzutreten." „Ja wohl, es ist Gefahr vorhanden,"<lb/> stimmt der Berliner Magistrat in seiner Jmmeditavorstellung vom<lb/> 22. August mit ein, „Gefahr, daß die evangelische Kirche in Secten<lb/> auseinander falle." Und „es steht eine Trennung in verschiedene<lb/> Secten zu befahren," versichert Sr. Majestät dem Könige auch der<lb/> Königsberger Magistrat. Einigkeit, Gemeinschaft! rufen diese Alle,<lb/> Abwendung der Gefahr, die von Denen her droht, welche Freunde<lb/> der evangelischen Kirchenzeitung sind! — Wer stört die Gemeinschaft?<lb/> wer bricht den Frieden? wird von drüben her geantwortet. Nicht wir.<lb/> Ihr, die ihr im Ganzen genommen Eines Glaubens mit uns seid,<lb/> ihr tretet auf die Seite der Feinde unsers gemeinschaftlichen Glau¬<lb/> bens hinüber. „Ihr habt," sagt ihnen der Regierungsrath Schede<lb/> (in seiner Schrift: „Das Grundprinzip der Reformation") „ihr habt<lb/> euch auf den Kampfplatz gestellt zwischen uns und die Andern, doch<lb/> nicht zu unserm Schutz und Beistand, wiewohl wir eine gemeinsame<lb/> Sache, obwohl wir gemeinsame Gegner und deshalb auf diesen Bei¬<lb/> stand Anspruch hätten." „Ihr," sagt ihnen Professor Stahl (in sei¬<lb/> nem „Sendschreiben an die Unterzeichner u. s. w") „hängt euer Pro-<lb/> testkahnchen ans Schlepptau der großen Lichtfreundprotestationsflotte,<lb/> stürmet in die Bresche, die ihr von diesen — diesen Bundesgenossen<lb/> bereitet findet; in dieser Zeit der Erschütterung helfet ihr noch zur Er¬<lb/> schütterung des Christenthums beitragen."-- Und endlich Herr Heng¬<lb/> stenberg selber. Die Erklärung, sagt er, habe man erwartet; doch<lb/> das habe man nicht erwartet, daß sie so ganz nur gegen die Kirch-<lb/> lichgesinnten gerichtet sein werde, daß sie nicht auch gegen die Licht¬<lb/> freunde sich stark aussprechen würde. Ein warmes Bekenntniß zu<lb/> Christo, eine entschiedene Lossagung von den Lichtfreundcn, eine An¬<lb/> erkennung des gemeinsamen Lebensgrundes habe man erwartet. Aber<lb/> daß diese Erklärung so gegeben worden, wie es geschehen ist, „das</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenze»!-», Isis. IV. 41</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0325]
fen stehen. Sie machen die größten Anstrengungen vor des Lesers
Augen, sich es klar zu machen, was denn eigentlich sie von den
Gegnern unterscheide. Warum steht ihr drüben und nicht bei uns,
zu denen ihr gehört? Um was streiten wir? Nun, wir für dieses.
— Ihr? Nein, das ist ja unsere Fahne! — Also warum ist der
Streit? — Ja, hattet Ihr nicht angefangen. — Als ob es sich nicht
gerade umgekehrt verhielte: die Angegriffenen sind wir. — Wir strei¬
ten wider euch, sagen die Unterzeichner des Protestes vom 15. Au¬
gust, wir streiten wider euch, weil wir die Kirche vor dem Zerfallen,
vor der Zersplitterung in Secten retten wollen, weil wir Gemein-«
schaft, Eintracht, Friede stiften wollen. „Der Geist brüderlicher Ver¬
ständigung," sagen sie, „macht einem bedrohlichen tumultuarischen
Wesen Platz. .... Es ist Gefahr vorhanden, daß die evangelische
Kirche nach vielen Seiten hin zerspalten werde. ... Es ist eine Pflicht
für alle lebendigen Mitglieder dieser Kirche, solcher Gefahr der Zer-
spaltung entgegenzutreten." „Ja wohl, es ist Gefahr vorhanden,"
stimmt der Berliner Magistrat in seiner Jmmeditavorstellung vom
22. August mit ein, „Gefahr, daß die evangelische Kirche in Secten
auseinander falle." Und „es steht eine Trennung in verschiedene
Secten zu befahren," versichert Sr. Majestät dem Könige auch der
Königsberger Magistrat. Einigkeit, Gemeinschaft! rufen diese Alle,
Abwendung der Gefahr, die von Denen her droht, welche Freunde
der evangelischen Kirchenzeitung sind! — Wer stört die Gemeinschaft?
wer bricht den Frieden? wird von drüben her geantwortet. Nicht wir.
Ihr, die ihr im Ganzen genommen Eines Glaubens mit uns seid,
ihr tretet auf die Seite der Feinde unsers gemeinschaftlichen Glau¬
bens hinüber. „Ihr habt," sagt ihnen der Regierungsrath Schede
(in seiner Schrift: „Das Grundprinzip der Reformation") „ihr habt
euch auf den Kampfplatz gestellt zwischen uns und die Andern, doch
nicht zu unserm Schutz und Beistand, wiewohl wir eine gemeinsame
Sache, obwohl wir gemeinsame Gegner und deshalb auf diesen Bei¬
stand Anspruch hätten." „Ihr," sagt ihnen Professor Stahl (in sei¬
nem „Sendschreiben an die Unterzeichner u. s. w") „hängt euer Pro-
testkahnchen ans Schlepptau der großen Lichtfreundprotestationsflotte,
stürmet in die Bresche, die ihr von diesen — diesen Bundesgenossen
bereitet findet; in dieser Zeit der Erschütterung helfet ihr noch zur Er¬
schütterung des Christenthums beitragen."-- Und endlich Herr Heng¬
stenberg selber. Die Erklärung, sagt er, habe man erwartet; doch
das habe man nicht erwartet, daß sie so ganz nur gegen die Kirch-
lichgesinnten gerichtet sein werde, daß sie nicht auch gegen die Licht¬
freunde sich stark aussprechen würde. Ein warmes Bekenntniß zu
Christo, eine entschiedene Lossagung von den Lichtfreundcn, eine An¬
erkennung des gemeinsamen Lebensgrundes habe man erwartet. Aber
daß diese Erklärung so gegeben worden, wie es geschehen ist, „das
Grenze»!-», Isis. IV. 41
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