Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.lentine, des pathetischsten im ganzen Stücke auf so lächerliche Weise Was nun den rein musikalischen Theil des Werkes betrifft, so Seit den Hugenotten, d.h. seit mehr als acht Jahren, widmet lentine, des pathetischsten im ganzen Stücke auf so lächerliche Weise Was nun den rein musikalischen Theil des Werkes betrifft, so Seit den Hugenotten, d.h. seit mehr als acht Jahren, widmet <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0136" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271397"/> <p xml:id="ID_320" prev="#ID_319"> lentine, des pathetischsten im ganzen Stücke auf so lächerliche Weise<lb/> beeinträchtigt. Im Ganzen ist es klar, daß die Hugenotten als<lb/> Schöpfung weniger Werth habe», als Robert der Teufel; aber es<lb/> ist eben so klar, daß, was diesen Theil des Werkes betrifft, Herr<lb/> Scribe zum mindesten die halbe Verantwortlichkeit davon zu tra-<lb/> en hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_321"> Was nun den rein musikalischen Theil des Werkes betrifft, so<lb/> würde ich, wenn es einem musikalischen Böotier wie mir erlaubt<lb/> wäre, darüber eine Ansicht zu haben, sagen, daß ich weit entfernt<lb/> bin, denselben der Musik zu Robert für überlegen zu halten. Die<lb/> Jnstrumentation der Hugenotten sagt man, sei äußerst kunstvoll, aber<lb/> in diesem Waldstrom von Instrumental-Harmonie erscheinen die me¬<lb/> lodiösen Gedanken: r»ri vantvs in FUlFitv vusto. Der Choralge¬<lb/> sang von Luther ist ohne Zweifel von sehr großer Wirkung, obgleich<lb/> er etwas den Charakter einer Psalmodie hat; aber giebt es in den<lb/> drei ersten Acten eine einzige Melodie, welche bewegt, faßt, hinreißt?<lb/> Die Romanze: Weißer als der weiße Hermelin ist sehr fein ausge¬<lb/> führt, und ich will es zugeben, sehr schwer vorzutragen, wie man<lb/> mir sagte. Die Begleitung des Liedes: Das Veilchen der Liebe<lb/> scheint mir reizend erfunden, aber das Lied an sich scheint mir nicht<lb/> besonders viel Originalität zu enthalten. Das Duett des dritten<lb/> Actes wäre bewundernswürdig, wenn nicht die Situation selbst von<lb/> etwas zu anakreontischer Naivität wäre. Der vierte und der fünfte<lb/> Act sind von vollendeter Schönheit, das Final-Trio zwischen Raoul<lb/> Valentine und Marcel ist ein Meisterwerk, welches allein eine ganze<lb/> Partitur aufwiegt.</p><lb/> <p xml:id="ID_322" next="#ID_323"> Seit den Hugenotten, d.h. seit mehr als acht Jahren, widmet<lb/> sich Meyerbeer mit seiner gewöhnlichen Langsamkeit einer großen<lb/> Composttion, welche man schon seit Jahren als nächstens erscheinend<lb/> ankündigt. Man taufte sie zuerst: der Prophet, jetzt nennt man sie<lb/> Anabaptistes, und was immer ihr Geschick werden wird, man kann<lb/> von ihr vorhersagen, sie wird mit dem Siegel bezeichnet sein, wel¬<lb/> ches die Originalität der dritten Manier Meyerbeers ausmacht.<lb/> Ihr Titel allein kündigt schon an, daß auch in ihr eine Fülle von<lb/> religiöser und dramatischer Musik enthalten sein werde. Diese Fülle<lb/> giebt den neueren Productionen Meyerbeers ein gewisses ernstes und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0136]
lentine, des pathetischsten im ganzen Stücke auf so lächerliche Weise
beeinträchtigt. Im Ganzen ist es klar, daß die Hugenotten als
Schöpfung weniger Werth habe», als Robert der Teufel; aber es
ist eben so klar, daß, was diesen Theil des Werkes betrifft, Herr
Scribe zum mindesten die halbe Verantwortlichkeit davon zu tra-
en hat.
Was nun den rein musikalischen Theil des Werkes betrifft, so
würde ich, wenn es einem musikalischen Böotier wie mir erlaubt
wäre, darüber eine Ansicht zu haben, sagen, daß ich weit entfernt
bin, denselben der Musik zu Robert für überlegen zu halten. Die
Jnstrumentation der Hugenotten sagt man, sei äußerst kunstvoll, aber
in diesem Waldstrom von Instrumental-Harmonie erscheinen die me¬
lodiösen Gedanken: r»ri vantvs in FUlFitv vusto. Der Choralge¬
sang von Luther ist ohne Zweifel von sehr großer Wirkung, obgleich
er etwas den Charakter einer Psalmodie hat; aber giebt es in den
drei ersten Acten eine einzige Melodie, welche bewegt, faßt, hinreißt?
Die Romanze: Weißer als der weiße Hermelin ist sehr fein ausge¬
führt, und ich will es zugeben, sehr schwer vorzutragen, wie man
mir sagte. Die Begleitung des Liedes: Das Veilchen der Liebe
scheint mir reizend erfunden, aber das Lied an sich scheint mir nicht
besonders viel Originalität zu enthalten. Das Duett des dritten
Actes wäre bewundernswürdig, wenn nicht die Situation selbst von
etwas zu anakreontischer Naivität wäre. Der vierte und der fünfte
Act sind von vollendeter Schönheit, das Final-Trio zwischen Raoul
Valentine und Marcel ist ein Meisterwerk, welches allein eine ganze
Partitur aufwiegt.
Seit den Hugenotten, d.h. seit mehr als acht Jahren, widmet
sich Meyerbeer mit seiner gewöhnlichen Langsamkeit einer großen
Composttion, welche man schon seit Jahren als nächstens erscheinend
ankündigt. Man taufte sie zuerst: der Prophet, jetzt nennt man sie
Anabaptistes, und was immer ihr Geschick werden wird, man kann
von ihr vorhersagen, sie wird mit dem Siegel bezeichnet sein, wel¬
ches die Originalität der dritten Manier Meyerbeers ausmacht.
Ihr Titel allein kündigt schon an, daß auch in ihr eine Fülle von
religiöser und dramatischer Musik enthalten sein werde. Diese Fülle
giebt den neueren Productionen Meyerbeers ein gewisses ernstes und
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