Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, II. Semester. II. Band.wand und die Oellampen eines Opernhauses, das Ufer diente als Robert der Teufel ist eines jener Werke, welches fortdauern Nach dieser großen und mühsamen Schöpfung ruhte Meyerbeer wand und die Oellampen eines Opernhauses, das Ufer diente als Robert der Teufel ist eines jener Werke, welches fortdauern Nach dieser großen und mühsamen Schöpfung ruhte Meyerbeer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0134" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271395"/> <p xml:id="ID_315" prev="#ID_314"> wand und die Oellampen eines Opernhauses, das Ufer diente als<lb/> Parterre, und die Menge drängte sich dicht und erwartungsvoll auf<lb/> demselben. Das Orchester, aus einem Waldhorn, einer Flöte und<lb/> einer türkischen Trommel bestehend, begann die Ouvertüre, und bald<lb/> traten umherziehende Schauspieler, von denen Niemand wußte, wo¬<lb/> her sie gekommen, unerschrocken in diesem schrecklichen Drama aus,<lb/> ein Bertram in Lumpen ließ die Lüfte von seiner satanischen Her¬<lb/> ausforderung wiederhallen, eine verwelkte Alice sang ihre köstliche<lb/> Arie am Fuße des Kreuzes, eine alte häßliche Jsabella und ein gro¬<lb/> tesker Robert, aber beide mit kräftigen Luftröhren versehen, schrieen<lb/> aus Leibeskräften das schöne Duett des vierten Actes. Im fünften<lb/> Acte erhebt sich die Hölle gegen den Himmel, Bertram kämpft mit<lb/> Allem, wird besiegt, und verschwindet im Grunde des Schiffes, sei¬<lb/> nen furchtbaren Schrei ausstoßend: Ah! du siegst, rächender Gott!<lb/> Robert ist gerettet, das Publikum ist hingerissen, und das Ufer er¬<lb/> tönt von Beifallsklatschen. Im Grunde hat doch — wie Napoleon<lb/> sagte — das Volk „Eingeweide." Man übersetze einen Gedanken,<lb/> so ungeheuer, so tief er immer sein möge, in eine einigermaßen leb¬<lb/> hafte dramatische Handlung, welche thatkräftig genug ist, um in ir¬<lb/> gend einer Art auf den Geist und das Herz des Zuschauers einzu¬<lb/> wirken, und man wird ewig die Massen bewegen, weil man sich an<lb/> die geheimsten Empfindungen des Menschen wendet, und weil man<lb/> ihn in eine Reihe heftiger Erregungen hineinreißt, welche sich mit<lb/> Allem, was es auf der Erde Furchtbares und Gcfürchteteö giebt,<lb/> verbindet,</p><lb/> <p xml:id="ID_316"> Robert der Teufel ist eines jener Werke, welches fortdauern<lb/> und in der Kunst Epoche machen wird. Und doch ist es eine ausge¬<lb/> machte Thatsache, daß der Director der großen Oper zu Paris Ro¬<lb/> bert nur höchst ungern annahm, und sich fast gegen seinen Willen<lb/> um eine halbe Million bereichern ließ.</p><lb/> <p xml:id="ID_317" next="#ID_318"> Nach dieser großen und mühsamen Schöpfung ruhte Meyerbeer<lb/> fünf Jahre lang aus. Einige Melodien für Singstimmen und<lb/> Piano, die voll Erhabenheit sind, der Kuhreigen, Gebet während<lb/> des Sturmes, Rachel und Nephtali, der Mönch und einige andere<lb/> erschienen in diesem Zwischenraume, und inzwischen rief das Publi¬<lb/> kum, welches mit Ungeduld die neue Partitur, die man ihm arge-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0134]
wand und die Oellampen eines Opernhauses, das Ufer diente als
Parterre, und die Menge drängte sich dicht und erwartungsvoll auf
demselben. Das Orchester, aus einem Waldhorn, einer Flöte und
einer türkischen Trommel bestehend, begann die Ouvertüre, und bald
traten umherziehende Schauspieler, von denen Niemand wußte, wo¬
her sie gekommen, unerschrocken in diesem schrecklichen Drama aus,
ein Bertram in Lumpen ließ die Lüfte von seiner satanischen Her¬
ausforderung wiederhallen, eine verwelkte Alice sang ihre köstliche
Arie am Fuße des Kreuzes, eine alte häßliche Jsabella und ein gro¬
tesker Robert, aber beide mit kräftigen Luftröhren versehen, schrieen
aus Leibeskräften das schöne Duett des vierten Actes. Im fünften
Acte erhebt sich die Hölle gegen den Himmel, Bertram kämpft mit
Allem, wird besiegt, und verschwindet im Grunde des Schiffes, sei¬
nen furchtbaren Schrei ausstoßend: Ah! du siegst, rächender Gott!
Robert ist gerettet, das Publikum ist hingerissen, und das Ufer er¬
tönt von Beifallsklatschen. Im Grunde hat doch — wie Napoleon
sagte — das Volk „Eingeweide." Man übersetze einen Gedanken,
so ungeheuer, so tief er immer sein möge, in eine einigermaßen leb¬
hafte dramatische Handlung, welche thatkräftig genug ist, um in ir¬
gend einer Art auf den Geist und das Herz des Zuschauers einzu¬
wirken, und man wird ewig die Massen bewegen, weil man sich an
die geheimsten Empfindungen des Menschen wendet, und weil man
ihn in eine Reihe heftiger Erregungen hineinreißt, welche sich mit
Allem, was es auf der Erde Furchtbares und Gcfürchteteö giebt,
verbindet,
Robert der Teufel ist eines jener Werke, welches fortdauern
und in der Kunst Epoche machen wird. Und doch ist es eine ausge¬
machte Thatsache, daß der Director der großen Oper zu Paris Ro¬
bert nur höchst ungern annahm, und sich fast gegen seinen Willen
um eine halbe Million bereichern ließ.
Nach dieser großen und mühsamen Schöpfung ruhte Meyerbeer
fünf Jahre lang aus. Einige Melodien für Singstimmen und
Piano, die voll Erhabenheit sind, der Kuhreigen, Gebet während
des Sturmes, Rachel und Nephtali, der Mönch und einige andere
erschienen in diesem Zwischenraume, und inzwischen rief das Publi¬
kum, welches mit Ungeduld die neue Partitur, die man ihm arge-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |