Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester. "Ein jeder Soll ein Volk" -- so spricht Der Engelländer, der Franke; Wir lispcln's nur, wir rufen's nicht, Noch ist'S ein schöner Gedanke. Wo liegt das deutsche Vaterlands Es liegt in vielen Ländern, Trotz Kölner Dom und Zoll-Verband, Das läßt sich nicht verändern. Denn Sachsen gibt'S, und Preußen auch, Und Baiern wieder und Schwaben, Hat jedes seinen eig'nen Brauch, Will keinen andern haben. Doch jener häßliche, alte Brauch: Sich in den Haaren zu liegen. Der mußte wohl bei der Neuzeit Hauch Wie Spreu vor dem Winde verfliegen. Wo ist des Deutschen Vaterland? -- Es liegt in weiter Ferne; Reicht Euch, Ihr Brüder, erst die Hand, Dann blickt nach jenem Sterne. Zia Nordpol schimmert er allein, Feldherr vom Sternenheere, Er leuchtet mit seinem Licht so rein Dem Schisser über die Meere. Der Schiffer ist's, der Handelsmann, Der die Theile der Erde verbindet. Und sich in seiner Heimath dann Ein mächtig Vaterland gründet. Welthandel heißt das Wort allein, Das Macht verleiht und Größe; Ein Volk ohne Handel ist arm und klein, Ist ein Volk in seiner Blöße. Welthandel heißt der Wundermann, Nicht Runkelrübenzucker; Wer nicht das Meer beherrschen kann, Der bleibt ein armer Schlucker. „Ein jeder Soll ein Volk" — so spricht Der Engelländer, der Franke; Wir lispcln's nur, wir rufen's nicht, Noch ist'S ein schöner Gedanke. Wo liegt das deutsche Vaterlands Es liegt in vielen Ländern, Trotz Kölner Dom und Zoll-Verband, Das läßt sich nicht verändern. Denn Sachsen gibt'S, und Preußen auch, Und Baiern wieder und Schwaben, Hat jedes seinen eig'nen Brauch, Will keinen andern haben. Doch jener häßliche, alte Brauch: Sich in den Haaren zu liegen. Der mußte wohl bei der Neuzeit Hauch Wie Spreu vor dem Winde verfliegen. Wo ist des Deutschen Vaterland? — Es liegt in weiter Ferne; Reicht Euch, Ihr Brüder, erst die Hand, Dann blickt nach jenem Sterne. Zia Nordpol schimmert er allein, Feldherr vom Sternenheere, Er leuchtet mit seinem Licht so rein Dem Schisser über die Meere. Der Schiffer ist's, der Handelsmann, Der die Theile der Erde verbindet. Und sich in seiner Heimath dann Ein mächtig Vaterland gründet. Welthandel heißt das Wort allein, Das Macht verleiht und Größe; Ein Volk ohne Handel ist arm und klein, Ist ein Volk in seiner Blöße. Welthandel heißt der Wundermann, Nicht Runkelrübenzucker; Wer nicht das Meer beherrschen kann, Der bleibt ein armer Schlucker. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0073" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/269490"/> <lg xml:id="POEMID_2" type="poem"> <l> „Ein jeder Soll ein Volk" — so spricht<lb/> Der Engelländer, der Franke;<lb/> Wir lispcln's nur, wir rufen's nicht,<lb/> Noch ist'S ein schöner Gedanke.</l> <l> Wo liegt das deutsche Vaterlands<lb/> Es liegt in vielen Ländern,<lb/> Trotz Kölner Dom und Zoll-Verband,<lb/> Das läßt sich nicht verändern.</l> <l> Denn Sachsen gibt'S, und Preußen auch,<lb/> Und Baiern wieder und Schwaben,<lb/> Hat jedes seinen eig'nen Brauch,<lb/> Will keinen andern haben.</l> <l> Doch jener häßliche, alte Brauch:<lb/> Sich in den Haaren zu liegen.<lb/> Der mußte wohl bei der Neuzeit Hauch<lb/> Wie Spreu vor dem Winde verfliegen.</l> <l> Wo ist des Deutschen Vaterland? —<lb/> Es liegt in weiter Ferne;<lb/> Reicht Euch, Ihr Brüder, erst die Hand,<lb/> Dann blickt nach jenem Sterne.</l> <l> Zia Nordpol schimmert er allein,<lb/> Feldherr vom Sternenheere,<lb/> Er leuchtet mit seinem Licht so rein<lb/> Dem Schisser über die Meere.</l> <l> Der Schiffer ist's, der Handelsmann,<lb/> Der die Theile der Erde verbindet.<lb/> Und sich in seiner Heimath dann<lb/> Ein mächtig Vaterland gründet.</l> <l> Welthandel heißt das Wort allein,<lb/> Das Macht verleiht und Größe;<lb/> Ein Volk ohne Handel ist arm und klein,<lb/> Ist ein Volk in seiner Blöße.</l> <l> Welthandel heißt der Wundermann,<lb/> Nicht Runkelrübenzucker;<lb/> Wer nicht das Meer beherrschen kann,<lb/> Der bleibt ein armer Schlucker.</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0073]
„Ein jeder Soll ein Volk" — so spricht
Der Engelländer, der Franke;
Wir lispcln's nur, wir rufen's nicht,
Noch ist'S ein schöner Gedanke. Wo liegt das deutsche Vaterlands
Es liegt in vielen Ländern,
Trotz Kölner Dom und Zoll-Verband,
Das läßt sich nicht verändern. Denn Sachsen gibt'S, und Preußen auch,
Und Baiern wieder und Schwaben,
Hat jedes seinen eig'nen Brauch,
Will keinen andern haben. Doch jener häßliche, alte Brauch:
Sich in den Haaren zu liegen.
Der mußte wohl bei der Neuzeit Hauch
Wie Spreu vor dem Winde verfliegen. Wo ist des Deutschen Vaterland? —
Es liegt in weiter Ferne;
Reicht Euch, Ihr Brüder, erst die Hand,
Dann blickt nach jenem Sterne. Zia Nordpol schimmert er allein,
Feldherr vom Sternenheere,
Er leuchtet mit seinem Licht so rein
Dem Schisser über die Meere. Der Schiffer ist's, der Handelsmann,
Der die Theile der Erde verbindet.
Und sich in seiner Heimath dann
Ein mächtig Vaterland gründet. Welthandel heißt das Wort allein,
Das Macht verleiht und Größe;
Ein Volk ohne Handel ist arm und klein,
Ist ein Volk in seiner Blöße. Welthandel heißt der Wundermann,
Nicht Runkelrübenzucker;
Wer nicht das Meer beherrschen kann,
Der bleibt ein armer Schlucker.
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