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Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester.

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Branchen zurück ist, müßte, wenn es den verdienstvollen deutschen Aus¬
stellern ähnliche Ehrenbezeugungen erweisen wollte, weit mehr Kreuze
an andere als an seine eigenen Industriellen vertheilen, was wie eine
Satyre auf sich selbst aussehen würde.

Das Resultat dieser Bemerkungen sind zwei Dinge. Vorerst der
oft wiederholte Rath, auf den man aber nicht oft genug zurückkom¬
men kann, daß Oesterreich, wenn es während der hoffentlich noch lange
dauernden Friedenszeit in Deutschland nicht mehr einbüßen soll, als
ihm ein Krieg rauben könnte, sich so schnell als möglich beeilen muß,
dem Zollvereine beizutreten; zweitens daß die österreichische Staats¬
klugheit endlich alle ihre Sinne zusammennehmen soll, um durch eine
freudige That, durch eine eclatante Initiative in den deutschen Verhält¬
nissen seine Stellung an der Spitze des einigen Deutschland Hand in
Hand mit Preußen wieder einzunehmen.


A. -- von A . . .
2.

Eisgang; Vernachlässigung der Donau; der Ludwioskanal. -- Grosser und
die Pariser Polizei. -- Der Dichter Hugo. -- Ein Festbuch. -- Keine Illu¬
mination; Denkmal des Kaisers Franz. --

Man befürchtet hier eine Wiederholung jener furchtbaren Ereig¬
nisse, die 1830 die Bevölkerung in Noth und Schrecken gesetzt, denn
ist auch der Winter nicht eben hart, so bietet er doch einen so grel¬
len Wechsel der Witterung, daß das kaum gebrochene Eis immer wie¬
der plötzlich stocken muß. So entsteht im Donaubett eine ungewöhn¬
liche Anhäufung von Eisstücken, die haushoch und mit Schnee bedeckt
dastehen und nur des warmen Südwindes harren, um mit Gepolter
zusammenzustürzen. Wird einmal die Anhäufung dieser Eisklumpen
an einer flachuferigen Stelle zu groß, so entsteht nothwendig eine Ueber-
fluthung, wie 1830 in Wien und 1837 in Pesth. Hier trifft das
Schicksal blos einen kleinen, meist von reichen Leuten bewohnten Stadt¬
theil, die Leopoldstadt, die auf einer von der Donau gebildeten Insel
sehr niedrig liegt, doch ist der Schaden darum nicht geringer und der
Verkehr mit den nördlichen Ländern leidet darunter stets empfindlich.
Diesmal steht der Eisstock, dessen Losbruch man erwartet, einige


logen in Prag und die Bleiweiß-Fabrik von Herbert erhielten die silberne
Medaille. Viele andere erhielten die eherne Medaille. Komisch ist, daß drei
Kaiserliche Hammerwerke zu Jmbach, zu Eisenerz und zu Weyer an der
Ens durch silberne Medaillen aufgemuntert wurden. -- Im Ganzen war die
Berliner Ausstellung nur sehr gering von Oesterreich beschickt und es ist ein
gutes Aelchen für unsere Industrie, daß unter diesen Wenigen so viele Preise
sich befinden. --

Branchen zurück ist, müßte, wenn es den verdienstvollen deutschen Aus¬
stellern ähnliche Ehrenbezeugungen erweisen wollte, weit mehr Kreuze
an andere als an seine eigenen Industriellen vertheilen, was wie eine
Satyre auf sich selbst aussehen würde.

Das Resultat dieser Bemerkungen sind zwei Dinge. Vorerst der
oft wiederholte Rath, auf den man aber nicht oft genug zurückkom¬
men kann, daß Oesterreich, wenn es während der hoffentlich noch lange
dauernden Friedenszeit in Deutschland nicht mehr einbüßen soll, als
ihm ein Krieg rauben könnte, sich so schnell als möglich beeilen muß,
dem Zollvereine beizutreten; zweitens daß die österreichische Staats¬
klugheit endlich alle ihre Sinne zusammennehmen soll, um durch eine
freudige That, durch eine eclatante Initiative in den deutschen Verhält¬
nissen seine Stellung an der Spitze des einigen Deutschland Hand in
Hand mit Preußen wieder einzunehmen.


A. — von A . . .
2.

Eisgang; Vernachlässigung der Donau; der Ludwioskanal. — Grosser und
die Pariser Polizei. — Der Dichter Hugo. — Ein Festbuch. — Keine Illu¬
mination; Denkmal des Kaisers Franz. —

Man befürchtet hier eine Wiederholung jener furchtbaren Ereig¬
nisse, die 1830 die Bevölkerung in Noth und Schrecken gesetzt, denn
ist auch der Winter nicht eben hart, so bietet er doch einen so grel¬
len Wechsel der Witterung, daß das kaum gebrochene Eis immer wie¬
der plötzlich stocken muß. So entsteht im Donaubett eine ungewöhn¬
liche Anhäufung von Eisstücken, die haushoch und mit Schnee bedeckt
dastehen und nur des warmen Südwindes harren, um mit Gepolter
zusammenzustürzen. Wird einmal die Anhäufung dieser Eisklumpen
an einer flachuferigen Stelle zu groß, so entsteht nothwendig eine Ueber-
fluthung, wie 1830 in Wien und 1837 in Pesth. Hier trifft das
Schicksal blos einen kleinen, meist von reichen Leuten bewohnten Stadt¬
theil, die Leopoldstadt, die auf einer von der Donau gebildeten Insel
sehr niedrig liegt, doch ist der Schaden darum nicht geringer und der
Verkehr mit den nördlichen Ländern leidet darunter stets empfindlich.
Diesmal steht der Eisstock, dessen Losbruch man erwartet, einige


logen in Prag und die Bleiweiß-Fabrik von Herbert erhielten die silberne
Medaille. Viele andere erhielten die eherne Medaille. Komisch ist, daß drei
Kaiserliche Hammerwerke zu Jmbach, zu Eisenerz und zu Weyer an der
Ens durch silberne Medaillen aufgemuntert wurden. — Im Ganzen war die
Berliner Ausstellung nur sehr gering von Oesterreich beschickt und es ist ein
gutes Aelchen für unsere Industrie, daß unter diesen Wenigen so viele Preise
sich befinden. —
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[0618] Branchen zurück ist, müßte, wenn es den verdienstvollen deutschen Aus¬ stellern ähnliche Ehrenbezeugungen erweisen wollte, weit mehr Kreuze an andere als an seine eigenen Industriellen vertheilen, was wie eine Satyre auf sich selbst aussehen würde. Das Resultat dieser Bemerkungen sind zwei Dinge. Vorerst der oft wiederholte Rath, auf den man aber nicht oft genug zurückkom¬ men kann, daß Oesterreich, wenn es während der hoffentlich noch lange dauernden Friedenszeit in Deutschland nicht mehr einbüßen soll, als ihm ein Krieg rauben könnte, sich so schnell als möglich beeilen muß, dem Zollvereine beizutreten; zweitens daß die österreichische Staats¬ klugheit endlich alle ihre Sinne zusammennehmen soll, um durch eine freudige That, durch eine eclatante Initiative in den deutschen Verhält¬ nissen seine Stellung an der Spitze des einigen Deutschland Hand in Hand mit Preußen wieder einzunehmen. A. — von A . . . 2. Eisgang; Vernachlässigung der Donau; der Ludwioskanal. — Grosser und die Pariser Polizei. — Der Dichter Hugo. — Ein Festbuch. — Keine Illu¬ mination; Denkmal des Kaisers Franz. — Man befürchtet hier eine Wiederholung jener furchtbaren Ereig¬ nisse, die 1830 die Bevölkerung in Noth und Schrecken gesetzt, denn ist auch der Winter nicht eben hart, so bietet er doch einen so grel¬ len Wechsel der Witterung, daß das kaum gebrochene Eis immer wie¬ der plötzlich stocken muß. So entsteht im Donaubett eine ungewöhn¬ liche Anhäufung von Eisstücken, die haushoch und mit Schnee bedeckt dastehen und nur des warmen Südwindes harren, um mit Gepolter zusammenzustürzen. Wird einmal die Anhäufung dieser Eisklumpen an einer flachuferigen Stelle zu groß, so entsteht nothwendig eine Ueber- fluthung, wie 1830 in Wien und 1837 in Pesth. Hier trifft das Schicksal blos einen kleinen, meist von reichen Leuten bewohnten Stadt¬ theil, die Leopoldstadt, die auf einer von der Donau gebildeten Insel sehr niedrig liegt, doch ist der Schaden darum nicht geringer und der Verkehr mit den nördlichen Ländern leidet darunter stets empfindlich. Diesmal steht der Eisstock, dessen Losbruch man erwartet, einige logen in Prag und die Bleiweiß-Fabrik von Herbert erhielten die silberne Medaille. Viele andere erhielten die eherne Medaille. Komisch ist, daß drei Kaiserliche Hammerwerke zu Jmbach, zu Eisenerz und zu Weyer an der Ens durch silberne Medaillen aufgemuntert wurden. — Im Ganzen war die Berliner Ausstellung nur sehr gering von Oesterreich beschickt und es ist ein gutes Aelchen für unsere Industrie, daß unter diesen Wenigen so viele Preise sich befinden. —

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 4, 1845, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341548_269416/618>, abgerufen am 22.07.2024.